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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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aufgefallen! Das wäre ja ein schlimmer Fauxpas, wenn wir ausgerechnet unseren König Wilhelm übersehen hätten. Ich denke, es ist am besten, wenn ich die Einladung persönlich im Schloss in Friedrichshafen abgebe, wo Seine Majestät inzwischen wieder zur Sommerfrische weilt …« Zu Wilckes Erstaunen fuhr ihm Zeppelin mit einer abwehrenden Handbewegung direkt in die Parade. »Das werden Sie nicht tun, Wilcke. Es ist nämlich gar kein Versehen gewesen, sondern meine volle Absicht, dass König Wilhelm nicht dabei ist.«
    »Aber … aber weshalb denn nur, Exzellenz?« stotterte der völlig verblüffte Sekretär. »Wo Seine Majestät dem Luftschiffbau doch so überaus wohlgesonnen gegenübersteht. Ist das … wäre das denn nicht ein schlimmer Affront, wenn wir alle einladen, Augenzeugen eines epochalen Ereignisses zu sein, nur den König von Württemberg nicht?« »Ich sehe das anders. Denn wer weiß, was sich bei diesem ersten Aufstieg an unvorhergesehenen Dingen ereignen wird. Ich habe mit Dürr, Bassus und den anderen zwar alles durchgespielt, was menschenmöglich zu beachten ist – aber wer kann schon hundertprozentig wissen, was geschieht, wenn man, wie wir das demnächst tun werden, mit dem größten Luftfahrzeug, das die Welt jemals gesehen hat, technisches Neuland betritt. Genau aus diesem Grund möchte ich bei unserem ersten Aufstiegsversuch von einer Anwesenheit des Königs absehen – auch deswegen, um Seine Majestät als Zeugen eines gescheiterten Experiments nicht zu kompromittieren, falls wider Erwarten tatsächlich etwas schief gehen sollte. Das ist meine Verantwortung unserem König gegenüber – und außerdem haben wir mit der Einladung von anderen Angehörigen des Königshauses ja dennoch Sorge dafür getragen, dass die Form gewahrt ist. So – ich denke, nun ist aber alles gesagt … » Zeppelin fingerte seine Taschenuhr aus der Weste des Gehrocks und warf einen prüfenden Blick auf den Zeitmesser. »Du meine Güte: höchste Zeit, zu gehen – der Dürr wartet schon seit einer guten Viertelstunde auf mich!«
    Damit stürmte er hastig aus dem Raum, verfolgt von den amüsierten Blicken seines Sekretärs. Der Graf Zeppelin mochte keinerlei Unpünktlichkeit, das war allgemein bekannt. Und es bereitete ihm einen umso größeren Verdruss, wenn ausgerechnet er es war, der die vereinbarte Uhrzeit nicht eingehalten hatte.
    Allein dieser ungewöhnliche Zeitverzug war ein untrügliches Anzeichen dafür, dass die Aufregung tatsächlich von dem ansonsten äußerlich so gelassen und ausgeglichen wirkenden Mann Besitz ergriffen hatte. Einerseits eine erstaunliche Tatsache, nach all den Enttäuschungen, die er in den vergangenen Jahren mit einer bewundernswerten Nervenstärke gemeistert hatte. Doch spätestens seit jenem denkwürdigen Gespräch vor zwei Tagen, bei dem ihn seine engsten Wegbegleiter nachdrücklich in der Auffassung bestärkt hatten, den Aufstieg nunmehr wagen zu können, fühlte er sich gleichsam wie ein kleiner Junge vor seinem ersten Ausritt auf einem ungezähmten Vollblutpferd.
    Mit Ludwig Dürr, der inzwischen sein Studium an der Stuttgarter Baugewerbeschule erfolgreich abgeschlossen hatte, war er schon vor mehreren Wochen zum Schluss gekommen, dass sie mit all ihren Berechnungen richtig lagen. Auch die beiden größten Problemfelder hatten sie klar und deutlich erkannt: zum einen waren das die beiden zwölf PS starken Daimlermotoren, denn diese hatten immerhin ein Gewicht von gut und gerne 13 Tonnen durch die Luft zu bewegen und zum anderen war es die Gasbefüllung, die trotz der unglaublichen Menge von 11.300 Kubikmetern laut ihren Berechnungen dennoch nur eine Nutzlast von maximal 300 Kilogramm erlaubte. Da eine höhere Leistungsfähigkeit der Motoren aber eine drastische Zunahme des Gewichts bedeuten würde, hatten sie abwägen müssen: »Solange die Motoren noch so schwer sind, müssen wir mit dieser Variante zurecht kommen. Wir können nur hoffen, dass es den Daimlermechanikern bald gelingen wird, leichtere Materialien zu verwenden. Aber bis dahin bleibt uns nichts anderes übrig, als die zweimal 12 PS zu nutzen, so gut es eben geht. Ein allzu kräftiger Gegenwind darf dabei freilich nicht wehen, sonst schiebt es uns eher rückwärts, als vorwärts. Deshalb sind wir auf eine ganz exakte meteorologische Vorhersage angewiesen, die uns der Dr. Hergesell aber sicher liefern wird. Ich weiß ja, dass ich mich auf ihn verlassen kann.«
    »Genauso, wie wir uns auch auf den Herrn von Bassus

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