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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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seine Leute natürlich die Hände nicht tatenlos in den Schoß gelegt, sondern alle Teile des Luftschiffs noch einmal einer besonders genauen Überprüfung unterzogen und dabei so manches Konstruktionsdetail noch einmal deutlich verbessern können. Ganz abgesehen von den beiden Motoren, die von den Mechanikern der DMG jetzt tatsächlich mit einer Boschzündung ausgestattet worden waren. »Zum Glück hat das der Herr Daimler nicht mehr erleben müssen, denn der wäre sonst persönlich nach Manzell gekommen und hätte seine alten Glühköpfe wieder eingebaut!« Gottlieb Daimler war am 6. März 1900 verstorben.
    In der Zwischenzeit war es einem der Hauptkunden der DMG, dem schwerreichen österreichischen Geschäftsmann Emil Jellinek, gelungen, in seine Daimler-Automobile grundsätzlich Zündungen aus dem Hause Bosch einbauen zu lassen. Und als Jellinek mit dieser Kombination spektakuläre Rennsiege erzielte, war der Bann endgültig gebrochen: seitdem wurden Boschzündungen in Daimlermotoren eingebaut. Im Überschwang des Triumphes hatte es Jellinek sogar geschafft, die Automobile offiziell mit dem Vornamen seiner Tochter Mercedes zu versehen. So wurde die Automobilmarke Mercedes zum weltbekannten Markenzeichen – und auch in Zeppelins Luftschiffen verrichteten seitdem Mercedesmotoren ihren Dienst: natürlich mit der Boschzündung.
    Am 16. Juni waren auch die letzten Hindernisse aus dem Weg geräumt. »Wir werden noch heute im Lauf des Tages die Benachrichtigung an unsere Aktionäre verschicken, sowie an die Ehrengäste und an die Presse, dass der Aufstieg des Luftschiffes nunmehr definitiv für Freitag, den 29. Juni geplant ist«, erteilte Zeppelin seinem persönlichen Referenten, Major a. D. Oskar Wilcke, mit vor Anspannung leicht bebender Stimme endlich die entsprechenden Anweisungen zum Versand der Einladungen an die gut und gerne einhundert Köpfe umfassende Teilnehmerzahl, die sie schon vor Wochen dazu auserkoren hatten, der ersten Erprobungsfahrt des Luftschiffes aus nächster Nähe beiwohnen zu können. »Sowohl Freiherr von Bassus, als auch Professor Hergesell und Theodor Kober sind der Meinung, dass wir die Einladungen losschicken können. Die Großwetterlage ist stabil, die Qualität des Wasserstoffgases ist ausgezeichnet, wie Herr von Bassus mir gerade eben noch einmal bestätigt hat und auch mit der Befüllung der Gaszellen gibt es inzwischen keine größeren Probleme mehr. Das Abenteuer kann also beginnen!« Wie zur Bekräftigung seiner Aussage klopfte Zeppelin mit dem Fingerknöchel auf die Schreibtischplatte. »Bitten Sie unsere Gäste, möglichst schon am Spätnachmittag des 28. Juni in Friedrichshafen einzutreffen, so dass ich den Herrschaften das Procedere für den nächsten Tag in aller Ruhe ganz genau erklären kann. Und stellen Sie bitte in dem Schreiben noch die Möglichkeit in den Raum, dass sich der Aufstieg aufgrund einer plötzlichen Verschlechterung der Wetterlage durchaus um einige Stunden, womöglich sogar um einen ganzen Tag, verschieben kann. Das müsste den Herrschaften ja einleuchten – aber es scheint mir dennoch besser, wenn wir sie vorsorglich jetzt schon darauf vorbereiten. So – das wäre zunächst alles, Wilcke. Ich werde jetzt nach Manzell hinausfahren, um mit Dürr alle Punkte ein weiteres Mal ganz genau durchzugehen. Das kann nicht schaden, auch wenn wir die Liste beinahe schon auswendig hersagen können. Sicher ist halt sicher. Also Wilcke, Sie wissen, wo Sie mich finden können. Adieu!«
    Gerade hatte sich der unübersehbar von einer nervösen Anspannung ergriffene Zeppelin bereits zur Tür gewandt, da verharrte er plötzlich mitten in der Bewegung. »Halt, Wilcke, nicht dass ich es vergesse: Reservieren Sie bitte alle Zimmer im »Buchhorner Hof« für unsere Gäste. Zumindest für die Königlichen Hoheiten und das Offizierskorps sollten wir Sorge tragen, dass sie einigermaßen standesgemäß unterkommen können. Soweit das in Friedrichshafen eben möglich ist.«
    »Das werde ich tun, Exzellenz«, nickte Wilcke eifrig. »Ich werde gleich nachher, wenn ich das Schreiben fertig gemacht habe, hinunter zur Rezeption gehen und die Reservierung vornehmen. Sicherheitshalber für eine ganze Woche.« Im selben Moment stutzte der Sekretär und warf einen kritischen Blick auf die Einladungsliste. »Apropos Königliche Hoheiten … Ich sehe gerade, dass wir auf der Liste Seine Majestät, den König von Württemberg vergessen haben, Exzellenz. Zum guten Glück ist es mir noch

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