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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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wirklich, Bella? Wenn ich an all diese Knauserer denke, die ja nur mit Ach und Krach zu bewegen waren, überhaupt etwas zu investieren. Und die sich erst gerührt haben, als ich mich bereit erklärt habe, den Löwenanteil aus meinem privaten Vermögen beizusteuern. Wie es im Übrigen auch jetzt wieder sein wird! Was muss ich mir mit bald 62 Jahren alles bieten lassen! Was glauben denn diese Leute, wen sie vor sich haben? Ich bin mir inzwischen gar nicht mehr so sicher, dass diese Geizhälse überhaupt noch einmal in ihre Geldbörse greifen werden – und mag sie auch noch so üppig gefüllt sein…«
    »Ich glaube das schon, die Herren haben schon so viel Geld investiert. Diese gesamte Einlage wäre ja ansonsten vergebens gewesen, wenn sie sich jetzt nicht aufraffen, auch noch den letzten Schritt zu tun. Das kann doch nicht mehr die Welt sein.«
    »Das ist es auch gar nicht – und dennoch werden sie mir die üblichen Vorhaltungen machen, bevor sie die Überweisung tätigen. Wenn überhaupt, wie gesagt. Ich kann ihre Argumente und ihr Gejammer jetzt schon hören. Verbunden mit der klaren Aufforderung an mich, erst einmal mit besonders gutem Bespiel voran zu schreiten …«
    »Nun ja. Wer mag es ihnen verdenken. Aber was deine, beziehungsweise unsere Aufwendungen betrifft, möchte ich zum wiederholten Male schon noch betonen, dass ich durchaus auch über ein gewisses privates Vermögen von Seiten meiner Familie verfüge, um dich und deine Pläne zu unterstützen.«
    Gerührt blickte Ferdinand in die Augen seiner Frau. »Das ist wirklich lieb von dir, Bella. Aber ich möchte keinesfalls, dass nun auch noch dein Familienerbe angetastet werden soll. Es ist die Mitgift deiner Familie, die auch der Zukunft unserer Hella dienen soll. Nicht, dass der Narr vom Bodensee mit seinen Spinnereien womöglich sogar noch die Zukunft seiner eigenen Tochter verplempert!«
    »Es sind doch keine Spinnereien, für die du das Geld benötigst!« erwiderte Bella bestimmt. »Und im Übrigen wirst du sehen, dass sie zahlen werden – zähneknirschend zwar, aber sie werden es tun und dann … dann kann dein wunderbares Luftschiff endlich in den Himmel aufsteigen und du wirst innerhalb weniger Stunden vom Narren zum Helden des ganzen Volkes werden!«
    Zeppelin beschrieb eine wegwerfende Handbewegung. »Ach Bella, das möchte ich ja gar nicht. Ich tauge nicht zum Volkshelden und möchte auch keiner sein. Denn du weißt ja selbst: das Volk ist wankelmütig. Heute rufen sie noch »Hosianna« und morgen schon schreien genau dieselben Leute: »Kreuziget ihn!« Das möchte ich mir wirklich nicht antun. Es ist auch so schon schwer genug, all die hämischen Kommentare zu überhören, die mir in Wahrheit wie Donner in den Ohren dröhnen.«
    »Mit der Unterstützung des Volkes im Rücken wird dich keiner mehr verspotten, das solltest du nicht außer Acht lassen«, beharrte Bella auf ihrer Ansicht.
    »Oder alle werden mich niederschreien«, konterte Ferdinand. »Aber sei es, wie es wolle:
    Hauptsache, ich kann den ewigen Zweiflern bald beweisen, dass meine Idee wirklich funktioniert – und das beste Mittel dazu ist und bleibt nun einmal der Aufstieg meines Luftschiffs. Grau ist bekanntlich alle Theorie: aber wenn das Luftschiff erst einmal über den Himmel fährt, dann habe ich gewonnen. Wann immer das sein wird …«
    »Es wird dir gelingen – spätestens im kommenden Jahr. Da bin ich mir ganz sicher. Schon allein deines schwäbischen Dickschädels wegen«, lächelte Bella und bedachte ihren Gatten mit einem kecken Blick. »Und sowieso scheint mir dieses Jahr 1900 geradezu ideal für deinen ersten Aufstieg zu sein. Das Jahr der Jahrhundertwende! Ein markanteres Datum für den Beginn einer neuen technischen Epoche kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen. Was für ein Triumph, wenn am Beginn eines neuen Jahrhunderts erstmals dein Luftschiff in den Himmel steigt! Es wird so kommen. Daran glaube ich. Felsenfest!«
    Isabella von Zeppelin sollte mit ihrem Optimismus recht behalten – sowohl im Hinblick auf die zähneknirschende Nachzahlung der Investoren, wie auch mit dem Aufstieg des Luftschiffes LZ 1.
    Es sollte angesichts der neuerlichen Schikanen aber tatsächlich noch beinahe ein Dreivierteljahr ins Land gehen müssen, bis auch diese letzten Hürden endlich überwunden waren. Im Nachhinein betrachtet konnten sie die lästige Verzögerung in gewisser Weise vielleicht sogar als Glücksfall betrachten, denn in der Zwischenzeit hatten Zeppelin und

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