Ferien Auf Saltkrokan
nicht, aber es war genau so still wie in einem Traum.
Verirrt im Nebe l
Daheim auf Saltkrokan schien noch immer die Sonne, und Melcher war dabei, die Gartenmöbel anzustreichen. Er habe seit seiner Kindheit nichts mehr anstreichen dürfen, seit er einmal einen bösen kleinen Mann in roter Farbe auf die Tapete im Salon gemalt habe, beklagte er sich bei Malin. Das war eine Ungerechtigkeit, und die sollte jetzt sofort aus der Welt geschafft werden. Heutzutage sei das Streichen leicht, erklärte er ihr. Man brauche sich nicht mit Pinseln und Farbtöpfen abzumühen, jetzt brauche man nur eine handliche kleine Spritze, rasch ginge es, und gut würde es, versicherte Melcher.
»Das denkst du«, sagte Malin.
Sie hatte Nisse Grankvist auf verschiedene Dinge vorbereitet, die Melcher wahrscheinlich bei ihm kaufen wollte und die er auf keinen Fall in die Hand bekommen dürfte.
»Keine Sense, kein Beil, kein Brecheisen«, hatte sie gesagt.
»Kein Brecheisen?« sagte Nisse. »Mit einem Brecheisen kann er doch aber kein Unheil anrichten.«
»Du würdest nicht so reden, wenn du neunzehn Jahre mit ihm zusammengelebt hättest«, versicherte Malin. »Na ja, dann gib ihm nur das Brecheisen, aber sorge bitte dafür, daß deine Regale voll Verbandstoff ›für Erste Hilfe‹ und schmerzstillender Mittel sind.«
Eine Farbenspritze hatte sie vergessen zu erwähnen, und daher stand Melcher nun hier, glücklich wie ein Kind, und bespritzte einen Gartenstuhl, der sicher nicht mehr gestrichen worden war, seit es der fröhliche Schreiner getan hatte.
Tjorven hatte nach zwei Stunden ausdauernder und treuer Dienste ihre Stellung gekündigt. Jetzt scharten sie sich um Melcher, sie und Pelle und Stina. Das sah so lustig aus, diese Anstreicherei, am liebsten hätten sie alle drei mitgeholfen.
»Untersteht euch«, sagte Melcher. »Dies ist mein Spielzeug, jetzt hab ich ausnahmsweise mal Spaß.«
»Bist du ein Spritzmaler, Herr Melcher?« fragte Tjorven.
Melcher ließ einen Strom von Farbe über den Stuhl rinnen.
»Nein, das bin ich nicht. Aber, siehst du, ein tüchtiger Mann muß so gut wie alles können.«
»Bist du das denn?« fragte Tjorven.
»Ja, das ist er«, versicherte Pelle.
»Das bin ich«, sagte Melcher zufrieden. »Ein sehr tüchtiger Mann, wenn ich das von mir selber sagen darf.«
In diesem Augenblick kam eine von Pelles Wespen angesurrt, und da Melcher schon einmal gestochen worden war, fuchtelte er jetzt mit der Spritze herum, um sie zu verscheuchen. Wie er es angestellt hatte, war hinterher nicht festzustellen. Das war fast nie möglich, bei Melchers Mißgeschicken, es blieb stets ein Geheimnis. Malin in der Küche hörte jedenfalls den Aufschrei, und als sie ans Fenster stürzte, sah sie Melcher draußen stehen, die Augen fest zusammengekniffen und das Gesicht verkleistert. Tüchtig wie er war, hatte er sich selber mit der Spritze bemalt, und er war weiß im Gesicht wie eine Sahnetorte.
Oder wie Matilda, dachte Tjorven und lachte leise vor sich hin.
Aber Pelle weinte.
Nun war es nicht so schlimm mit Melcher, wie Pelle dachte. Er hatte so viel Verstand besessen, die Augen rasch zusammenzukneifen, und er hielt sie noch immer fest geschlossen, als er auf die Küchentür zuwankte, um sich von Malin helfen zu lassen. Er tastete mit den Händen, und den Kopf hielt er vorgestreckt, so weit er konnte, einmal, weil die Farbe nicht aufs Hemd hinunterrinnen sollte, und andererseits, damit Malin sofort erkennen konnte, um welchen Körperteil es sich diesmal handelte. Da stieß er gegen einen Baum.
Einen Apfelbaum, den der fröhliche Schreiner wahrscheinlich mit Liebe und Freude gerade hier eingepflanzt hatte. Melcher hatte Apfelbäume auch sehr gern, aber jetzt waren seine Klagerufe so wild und verzweifelt, wie Malin sie noch nie von ihrem Vater gehört hatte. Und sie hatte schon viele gehört.
Pelle weinte noch mehr, und Stina fing ebenfalls an. Aber als Tjorven Herrn Melchers Sahnetorte-Gesicht sah, das nun noch mit Moos und Flechte garniert war wie andere Torten mit Mandelsplittern, da war sie so gescheit, um die Hausecke zu laufen. Denn sie merkte, daß ein lautes Lachen aus ihr herauswollte, und sie wollte Herrn Melcher nicht noch trauriger machen, als er schon war.
Hinterher – nachdem Malin ihn gesäubert und seine Augen mit Borwasser ausgewischt hatte – wollte Melcher den Apfelbaum umhauen.
»Hier stehen zu viele Bäume«, rief er, »ich lauf zu Nisse und kauf eine Axt.«
»Nein, danke«, sagte Malin, »jetzt
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