Ferien Auf Saltkrokan
nickte. Manchmal hatte er ein schlechtes Gewissen wegen Malin. Sie hatte wahrscheinlich mehr zu tun und eine größere Verantwortung, als man einer Neunzehnjährigen zumuten konnte. Er gönnte ihr jedes Vergnügen, das sich ihr bot. Außerdem paßte es gut, daß sie gerade heute nicht zu Hause sein würde, wo er allein sein mußte.
»Fahr nur los, mein Kind«, sagte er. »Leg den Haushalt getrost auf meine Schultern. Ich finde, das macht gerade Spaß.«
Aber lange bevor Malin sich selbst und ihre Badesachen zusammengesucht hatte, stand Pelle unten auf dem Steg. Er knöpfte sich seine Schwimmweste zu und guckte sauer Krister an.
»Hej«, sagte Krister. »Warum ziehst du die Schwimmweste an?«
»Das muß man, wenn man aufs Wasser will«, sagte Pelle kühl.
»Aha, du willst aufs Wasser. Mit wem denn?«
»Mit dir und Malin«, sagte Pelle. »Damit es manierlich zugeht.«
In dem Augenblick kam Malin, und sie warf Krister einen bittenden Blick zu.
»Ach bitte, er darf doch mit, nicht wahr?«
Es war Krister anzusehen, daß ihm eine bösartige kleine Kreuzotter im Boot lieber gewesen wäre, und Malin sagte vorwurfsvoll: »Besonders kinderlieb bist du wohl nicht, wie?«
Da packte Krister Pelle und setzte ihn auf die Ruderbank.
»Doch«, versicherte er, »und ob ich kinderlieb bin! Es müssen aber Mädchen sein, und die müssen neunzehn Jahre alt sein, sonst können sie mir gestohlen bleiben.« Er streckte die Hand aus, um Malin an Bord zu helfen. »Andererseits muß ich dankbar sein, daß du nicht alle deine Brüder mitnimmst.«
Die beiden, die sie nicht mitnahm, standen oben auf dem Hang und guckten dem Boot nach, bis es nur noch ein kleiner Punkt draußen auf dem Wasser war. Dann machten sie sich an die Arbeit, die getan werden mußte. Sie räumten den Tisch ab und trugen alles in die Küche, machten Wasser heiß, wuschen ab und stellten das Geschirr weg. Sie machten es schnell und gut, weil sie es gewohnt waren, solche Sachen schnell und gut zu machen, wenn ihnen nichts anderes übrigblieb, und außerdem saßen Teddy und Freddy auf einem Floß vor Grankvists Steg und warteten ungeduldig auf sie.
Und Melcher wartete ebenso ungeduldig darauf, daß sie verschwanden. Er wollte allein sein, o ja, denn nun wollte er seine Erfindung ausprobieren, seine geheime Wasserrinne, die ihn aus der Sklaverei befreien sollte. Es gab gewisse Dinge, die man eigenhändig machen mußte und die das Lebensgefühl kein bißchen steigerten. Dazu gehörte nach Melchers Ansicht die ewige Wasserschlepperei. Die Götter mochten wissen, was Malin mit all dem Wasser machte, das ihr hineingetragen wurde. Möglich, daß sie ganz im geheimen andauernd kalte Abreibungen machte. Auf alle Fälle waren die Wassereimer ständig leer und sahen einen vorwurfsvoll an, wenn man in die Küche kam. Es verstand sich von selbst, daß Malin mit vier Mannsbildern im Haus nicht Wasser tragen mußte. Das taten Johann und Niklas, falls sie zufällig einmal in der Nähe waren, wenn man gerade welches brauchte und wenn man es ihnen sagte. Aber allzuoft war außer Melcher keiner zur Hand, um die leeren Eimer zu füllen.
Doch das sollte sich jetzt ändern. Von diesem Tag an, dem
18. Juli, sollten hier keine Eimer mehr geschleppt werden, und zwar, weil Melcher Melcherson wußte, wozu eine Wasserrinne da war, wenn er eine sah. Er hatte sie im Schuppen gefunden, in diesem herrlichen alten Schuppen, der so viel Gerümpel enthielt, und in aller Stille hatte er die Rinne mit Sand gescheuert, damit sie sauber wurde. Nun brauchte er sie nur noch anzubringen.
»Nichts einfacher als das«, versicherte Melcher sich selber, und er überlegte auch genau, wie es zu bewerkstelligen wäre.
»Punkt 1. Du errichtest am Brunnen ein Gestell, so daß die Rinne das richtige Gefälle hat. Punkt 2. Du befestigst dieses Gestell mit Draht an einem der untersten Äste des Mehlbeerbaumes. Punkt 3. Du bringst die Rinne in dem Gestell an, machst sie ebenfalls fest und ebenfalls mit Draht und führst sie zum Küchenfenster hinein, o ja, denn du hast sorgfältige Messungen vorgenommen und kontrolliert, daß sie lang genug ist. Punkt 4. Du stellst in der Küche eine große, prächtige Wassertonne unter die Rinne. Punkt 5 und 6. Das Wasser läuft fröhlich blubbernd in die Küche, und du selbst liegst fröhlich blubbernd im Grase draußen und tust keinen Handschlag.«
Das heißt, heraufziehen mußte man das Wasser ja nach wie vor mit Handkraft, aber die Brunnenwinde zu handhaben war nicht
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