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Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Tjorven in der Küche schrie und tobte. Er hatte ein Gefühl, als hätte sie es schon ziemlich lange getan, ohne daß er es gemerkt hätte, und er rief eifrig: »Ist es da jetzt voll?«
    Tjorvens grimmiges Gesicht tauchte am Fenster auf.
    »Nee«, sagte sie, »nicht die ganze Küche! Bloß bis zur Schwelle.«
    Und dann sagte sie: »Bist du schwerhörig, Herr Melcher?« Es stand außer Zweifel, daß die Rinne besser funktionierte, als Melcher angenommen hatte. Wenn auch das meiste Wasser auf die Erde geflossen war, so langte der Rest doch noch, den Eimer wie auch den Küchenfußboden zu füllen.
    Johann und Niklas kamen eine Weile später ins Haus. Sie fanden ihren Vater auf dem Fußboden, einen Scheuerlappen in der Hand, und fragten erstaunt:
    »Scheuerst du die Küche?«
    »Nee«, sagte Tjorven, die auf der Holzkiste kauerte und zuguckte, »er hat nur eine hübsche kleine Überraschung für Malin gemacht. Jetzt hat sie das Wasser direkt in die Küche gekriegt.«
    »Raus«, brüllte Melcher, »alle miteinander raus!«
    Aber fern von Melchers netten Überraschungen genoß Malin ihren Sommertag, daß sie es bis in die Zehenspitzen spürte. Dieser Tag ein Leben – o ja, da war es ihr geglückt, ein bißchen vom Nötigsten mitzukriegen. Die Sonne und das Wasser und der sanfte Sommerwind, der gute, harte, warme Fels, auf dem sie lag, der Blumenduft, der über sie hinwegstrich und sich mit den Gerüchen vom Meer mischte, oh, alle diese kleinen, wunderbaren grünen Holme mit ihren kahlen grauen Uferfelsen, ihren Blumen und ihren Seevögeln – wie konnte man einen Tag und ein Leben besser verschwenden als auf so einem Felsen? Konnte es etwas Seligeres geben, als so in der Sonne zu liegen und Vögel fliegen zu sehen und dem Schwappen der Dünung gegen den Felsen zu lauschen? Natürlich, ohne Krister wäre die Seligkeit vielleicht größer gewesen, denn sein Geschwafel übertönte das leichte Wellengeplätscher. Dieses Geschwafel begann sie zu reizen, nicht sehr, nur ein wenig, es war nur wie ein unbestimmter Wunsch, daß er bald still sein möge, aber sie wußte, er würde nicht still sein. Als sie am Mittsommerabend an Janssons Bucht saßen, hatte sie ihm zu verstehen gegeben, wie gern sie ganz stumm dasaß und ganz allein war. »Nicht immer, Gott behüte, und nicht gerade jetzt«, hatte sie rasch versichert, aber trotzdem – manchmal fühlte sie, daß sie allein sein müsse . Das hatte sie gesagt.
    »Ich kann auch allein sein«, hatte Krister ihr versichert, »aber es kommt ganz darauf an, mit wem. Mit dir könnte ich wer weiß wie lange allein sein.«
    Armer Krister, er durfte auch jetzt nicht mit Malin allein sein. Pelle mochte sein Geschwafel auch nicht. Trotzdem hatte er sich so nah neben den beiden niedergelassen, wie er nur konnte, damit ihm nicht ein einziges Wort entging. Er sammelte Steine am Ufer und schaute kleinen Ukeleien im Wasser zu, hielt aber die ganze Zeit die Ohren weit aufgesperrt.
    »Ich hatte vor, für eine Woche nach Åland hinüberzuspritzen«, sagte Krister. »Mit dem Motorboot. Willst du mit?«
    Pelle guckte auf. »Meinst du mich?«
    Krister konnte Pelle wahrheitsgemäß versichern, daß er ihn nicht meinte. Die er aber meinte, die lächelte nur und antwortete nicht.
    »Ach, komm doch mit, Malin, ja?« sagte Krister eifrig. »So gescheit und verständig, wie du aussiehst, wirst du doch die Gelegenheit wahrnehmen, wenn sie sich dir bietet.«
    »Nein, ich werde nicht mit dir nach Åland fahren«, sagte Malin, »nein, denn, siehst du, ich bin so gescheit und verständig, wie ich deiner Meinung nach aussehe.«
    »Schön abgeblitzt, was?« sagte Pelle und hob einen hübschen kleinen weißen Stein auf.
    »Wie lustig das doch ist, wenn Brüder alles hören, was man sagt«, sagte Krister. Er schlug Pelle vor, ein bißchen weiter am Ufer entlangzugehen. Es sah aus, als gäb es dort viel schönere
    Steine. Aber Pelle schüttelte den Kopf.
    »Nee, dann höre ich ja nicht alles, was du sagst.«
    »Weshalb willst du denn alles hören, was ich sage?« fragte Krister. »Findest du es so interessant?«
    Pelle schüttelte wieder den Kopf.
    »Nee, ich finde es dumm.«
    Krister war daran gewöhnt, daß die Leute ihn mochten, Kinder natürlich nicht, denn aus denen machte er sich nichts. Aber jetzt ärgerte er sich trotzdem, daß dieser kleine Knirps hier ihn überhaupt nicht mochte, und er wollte gern wissen, warum.
    »Aha, du findest mich also dumm«, sagte er in freundlicherem Ton, als er ihn bisher Pelle

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