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Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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gut, es würde ihm aber noch besser gehen, wenn sie von hier verschwände. Und da ging Tjorven. Aber nach ein paar Schritten drehte sie sich um und schrie:
    »Herr Melcher, weißt du was? Wenn du nicht so schreiben kannst, daß ich es verstehe, dann kannst du es ebensogut lassen.«
    Melcher stöhnte von neuem. Zuerst einmal und dann noch einmal. Denn jetzt sah er, wie Tjorven sich auf einem Stein niederließ und sich dort gemütlich einrichtete.
    »Wenn ich hier sitze, dann bin ich doch nicht im Wege«, schrie sie.
    »Nein, aber Gras mit den Zehen ausrupfen, das kannst du sicher genausogut zu Hause in eurem eigenen Garten tun«, rief Melcher. »Soviel ich weiß, wächst dort mehr Gras.«
    Es war allerdings ein schönes sommerliches Bild, mußte Melcher denken – rundliches Kind zwischen Labkraut und Zittergras –, er wußte aber, daß er keine Silbe würde schreiben können, wenn er das Mädchen weiterhin im Blickfeld hätte, sobald er hochschaute. Da hörte er Pelle mit der Milchflasche kommen, und er rief aufgeregt: »Pelle, nimm Tjorven mit! Komm, hier hast du eine Krone* [ Schwedisches Geld: 1 Krone = 100 Öre. ], ihr könnt euch hinterher jeder ein Eis kaufen. Und ihr braucht euch mit dem Nachhausekommen nicht zu beeilen.«
    Pelle hatte eigentlich gehofft, einen einsamen kleinen Spaziergang machen zu dürfen ohne irgendwelches Weibervolk. Er hatte es nötig, die Ohren auszuruhen nach allem auf dem Steg. Aber Eis war Eis, und mit Tjorven allein konnte er es wohl aushalten. Sie war durchaus friedlich und nett, wenn Stina nicht dabei war.
    Mit innigem Wohlbehagen sah Melcher sie auf dem Pfad zu Janssons Anwesen hin verschwinden, Bootsmann dicht hinter ihnen. Er versuchte, seine Gedanken wieder zu sammeln, und das wäre ihm fast gelungen. Da hörte er von draußen ein Piepsen, und Stina steckte den Kopf über das Fensterblech.
    »Schreibst du Märchen?« fragte sie. »Dann schreib doch eins für mich!«
    »Ich schreibe keine Märchen«, brüllte Melcher, so daß Malin zusammenzuckte, obgleich sie schon halbwegs bis zum Kaufmann gekommen war.
    Stina zuckte nicht zusammen. Sie blinzelte nur ein bißchen. Zwar merkte sie, daß Onkel Melcher nicht so recht vergnügt zu sein schien, aber das kam wohl daher, weil er keine Märchen schreiben konnte, der Ärmste! »Ich kann dir eins erzählen«, sagte sie tröstend, »das kannst du dann aufschreiben.«
    »Malin«, schrie Melcher, »Malin, komm und hilf mir!«
    Stina betrachtete voller Interesse seine Schreibmaschine.
    »Es ist wohl schwer, Bücher zu schreiben? Besonders die Einbände, was? Schreibt Malin die?«
    »M-a-l-i-n …!« schrie Melcher.
    Ihr braucht euch nicht zu beeilen – das hatte Melcher seinem Sohn Pelle besonders nachdrücklich gesagt. Wie überflüssig, das zu erwähnen. Man sollte meinen, er wisse nichts von Kindern und habe nie Janssons Kuhwäldchen gesehen. Das mußte man durchqueren, wenn man Milch holen wollte, und so gingen sie den kleinen Pfad zwischen den Birken entlang, Tjorven und Pelle und Bootsmann. Kühe waren zur Zeit nicht im Wäldchen, was Pelle ein wenig grämte. Aber dort wuchsen Walderdbeeren, und dort wuchsen Heidelbeeren, Schmetterlinge flatterten dort herum, Ameisen hatten dort ihre Ameisenpfade und ihre Ameisenhaufen, dort gab es große, bemooste Steine, auf die man hinaufklettern konnte, und in einer Birke wußte Tjorven ein Vogelnest. Wahrhaftig, es bedurfte keiner besonderen Aufforderung, zwei Stunden lang durchs Gehölz zu streifen. Es gab auch einen Fuchsbau, da wohnte der Fuchs mit seinen Jungen, erzählte Tjorven. Sie war selbst eines frühen Morgens mit ihrem Papa dagewesen und hatte die Fuchsjungen draußen vor dem Bau spielen sehen.
    Aber jetzt, als sie Pelle den Fuchsbau zeigen wollte, konnte sie ihn nicht finden. Bootsmann jedoch fand ihn. Lange hatte er geglaubt, Tjorven und Pelle seien zu ihrer geheimen Hütte unterwegs, aber sobald er verstand, wonach Tjorven eigentlich suchte, sah er sie an, als dächte er so ungefähr: Hummelchen, weshalb fragst du mich nicht gleich? Und da führte er sie geradewegs zum Bau. Der lag ganz hinten im Wald und so versteckt, wie ein Fuchs es sich nur wünschen konnte. In einer Steinmauer. Pelle zitterte vor Erregung. Dort unten in den finsteren Gängen war der Fuchs. Was machte es schon, wenn man ihn nicht zu sehen bekam, wenn man doch wußte, daß er dort drinnen saß mit seinem roten Fell und seiner langen Lunte und den blitzenden Augen. Das genügte Pelle.
    Sie machten auch einen

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