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Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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etwas Hübsches wie sie hatte Tjorven noch nie gesehen. Außer Malin. Aber kalte Mamsells mochten noch so hübsch sein – wurde Stina kalte Mamsell, so wollte Tjorven es unter keinen Umständen werden.
    »Was willst du machen, wenn du groß bist?« fragte Pelle.
    »Ich will dick werden und Bücher schreiben, genau wie Herr Melcher.« Pelle zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Papa ist doch nicht dick?«
    »Hab ich das denn gesagt?« erwiderte Tjorven.
    »Doch, das hast du gesagt«, behauptete Stina.
    »Bist du schwerhörig?« fragte Tjorven. »Ich sagte, ich wollte Bücher schreiben wie Herr Melcher und ich wollte dick werden, aber das war eine Sache für sich.«
    Stina war nach und nach immer dreister geworden. Sie befand sich in dem irrigen Glauben, daß Pelle zu ihr hielt, und jetzt sagte sie geradeheraus, sie finde Tjorven dumm. Da versicherte Tjorven, Stina sei noch viel dümmer als Janssons Schwein. » Das erzähle ich Großvater, was du da gesagt hast«, schrie Stina, aber Tjorven überschrie sie.
    »Petze, Petze, ging in'n Laden, wollt' für'n Sechser …«
    Pelle stöhnte vor Unbehagen.
    »Kann man denn nicht ein bißchen Ruhe haben«, brummelte er vor sich hin. »Immer und ewig Streit.«
    Da schwiegen sie, Tjorven und Stina auch. Lange Zeit sagte keine von beiden etwas, aber schließlich wurde es Tjorven langweilig. »Was willst du werden, wenn du groß bist, Pelle?« fragte sie, um die Unterhaltung wieder in Gang zu bringen.
    »Ich will nichts werden«, sagte Pelle. »Ich will nur eine Menge Tiere haben.«
    Tjorven starrte ihn an.
    »Irgendwas mußt du aber doch werden?«
    »Nee, das will ich nicht.«
    »Und dann brauchst du auch nicht«, sagte Stina einschmeichelnd.
    Jetzt war es wieder soweit. Tjorven wurde böse.
    »Das hast du doch wohl nicht zu bestimmen!«
    »Hab ich das denn gesagt?« fragte Stina.
    »Geh nach Hause!« schrie Tjorven. »Kleine Kinder dürfen nicht auf Anlegestegen sein, hab ich doch gesagt!«
    »Das hast du schließlich auch nicht zu bestimmen«, sagte Stina.
    Da schüttelte sich Pelle, als ob er in einem Ameisenhaufen gesessen hätte. »Nee, jetzt geh ich aber«, sagte er. »Hier kann man es ja nicht aushalten.«
    Melcher saß noch immer in der kleinen Mädchenkammer neben der Küche und schrieb. Er hatte das Fenster geöffnet, damit er den Duft vom Labkraut draußen einatmen konnte, und wenn er den Blick von der Schreibmaschine hob, sah er einen kleinen blauen Zipfel vom Fjord, und das war wohltuend. Aber er hatte nicht allzuviel Zeit, vom Papier aufzublicken. Das Schreiben ging ihm jetzt so gut von der Hand, und da war es das beste, sich gar nicht zu unterbrechen. Der einzige Nachteil war, daß durch das offene Fenster viel zu viele Geräusche von draußen in seine Dichterwelt eindrangen. Er hörte Malin mit Johann und Niklas verhandeln. Sie sollten Milch holen, aber sie bettelten und flehten, Malin solle es ihnen erlassen. Ob sie nicht Pelle  schicken könne, na ja, sie wollten gerade jetzt mit Teddy und Freddy zur Landzunge hinausfahren und das alte Wrack dort untersuchen.
    Offenbar gelang es ihnen, Malin zu erweichen. Melcher hörte das fröhliche Juhugeschrei der Jungen in der Ferne verklingen und segnete die schöne Stille, die nach ihrem Verschwinden entstand.
    Leider währte sie nicht lange, denn plötzlich steckte Tjorven die Nase zum Fenster herein. Sie hatte sich gerade am Steg von Stina getrennt. Als Pelle weg war, hatte Tjorven es auch eilig gehabt fortzukommen. Sie hatte Stina vorher nur noch klipp und klar gesagt, sie solle nicht mehr damit rechnen, in diesem Leben jemals wieder mit ihr, Tjorven, zu spielen, und Stina hatte erwidert, das sei das Beste, was sie seit langem gehört habe.
    Nun war Tjorven hinauf zum Schreinerhaus gezogen, um Pelle dort zu erwischen und vernünftig mit ihm zu reden, aber er war nirgendwo zu sehen. Dafür entdeckte sie ihren Freund Melcher am Fenster der Mädchenkammer.
    »Und du schreibst und schreibst nur«, sagte sie. »Was schreibst du da eigentlich?«
    Melchers Hände sanken von den Tasten herunter.
    »Ach, weißt du, das verstehst du nicht«, sagte er kurz.
    »Nein? – Ich verstehe all – alles«, versicherte Tjorven.
    »Aber dies hier nun doch nicht«, sagte Melcher.
    »Aber du selber, verstehst du das denn?« fragte Tjorven.
    Sie lehnte sich gegen das Fensterblech, als ob sie die Absicht hätte, den ganzen Tag dort hängenzubleiben, und Melcher stöhnte.
    »Geht es dir nicht gut?« fragte Tjorven.
    Melcher sagte, es gehe ihm

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