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Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Augustabenden auf den Treppenstufen sitzen und sehen, wie die Sterne nach und nach aufglänzten, und die Kassiopeia und den Großen Bären und den Orion suchen. Pelle erlebte das ganze Dasein als eine Reihe von Wundern, und er war ständig damit beschäftigt, sie zu erforschen, geduldig und seiner Arbeit hingegeben, wie es sich für einen Forscher gehörte. Melcher empfand hin und wieder so etwas wie Neid, wenn er seinen Jüngsten beobachtete. Weshalb konnte man nicht das ganze Leben hindurch die Fähigkeit bewahren, Erde und Gras und rauschenden Regen und Sternenhimmel als Seligkeiten zu erleben?
    Und dann diese grenzenlose Tierliebe. Es war beinahe grausam, daß er nie einen Hund bekommen hatte. Er hatte angefangen, darum zu betteln, sobald er groß genug war, »Wau-wau« zu sagen. Goldfische hatte er besessen und Schildkröten und weiße Mäuse, aber nie einen Hund.
    Armer Pelle! Und dann nach Saltkrokan zu kommen und einen Hund zu finden wie Bootsmann. In Pelles Augen mußte Tjorven das glücklichste Geschöpf unter der Sonne sein.
    »Ich wäre aber schon zufrieden, wenn ich überhaupt nur ein Tier hätte«, erklärte er ihr. »Ich hab ja meine Wespen, aber ich möchte so gern ein Tier haben, das man streicheln kann.«
    Er tat Tjorven leid, und sie war großzügig.
    »Du kannst ein kleines Stückchen von Bootsmann als deins haben. So einige Kilo, die kannst du kriegen.«
    »Tss, das eine Hinterbein, was?« sagte Pelle, und er ging zu seinem Vater und beklagte sich.
    »Ein paar Wespen und das eine Hinterbein von einem Hund, findest du wirklich, daß man damit zufrieden sein kann?«
    Aber Melcher saß in der kleinen Mädchenkammer und schrieb und wollte gerade jetzt unter keinen Umständen über seine Kinder und deren Wünsche nachdenken.
    »Ach, du, wir reden ein andermal darüber«, sagte er und winkte Pelle ab. Pelle ging mit finsterer Miene wieder weg. Aber an die Wand des Schreinerhauses stand seine Angelrute gelehnt, die er in der vergangenen Woche zu seinem Namenstag bekommen hatte. Man kann auch eine Angelrute als Wunder erleben, und dies war nicht irgendeine Angelrute. Es war die erste seines Lebens, daher würde es später nie wieder eine so feine Angelrute geben wie gerade diese. Pelle nahm sie, der Bambus fühlte sich in seiner Hand weich und gut an, und etwas wie Glück breitete sich in seinem ganzen kleinen Jungenkörper aus. Er beschloß, zum Steg hinunterzugehen und zu angeln. Oh, wie lieb war Papa gewesen, daß er ihm diese Angelrute geschenkt hatte. Tjorven hatte er auch eine geschenkt, denn zur gleichen Zeit war zufällig auch ihr Namenstag. Und dabei hatte Pelle immer gedacht, sie hieße nur Tjorven und nichts weiter! Das war ein großer Irrtum.
    »Ich heiße Karin Maria Eleonora Josefina«, sagte Tjorven. »Wenn ich auch mehr wie Tjorven aussehe, sagt Mama.«
    Dann guckte sie Pelle erwartungsvoll an. »Und du, wie heißt du?«
    »Per«, sagte Pelle düster. Es war typisch, daß Tjorven vier Namenstage hatte, an denen sie Geschenke bekommen konnte, und er nur einen. »Bald setzen sie auch noch Tjorven in den Kalender, damit du noch einen dazukriegst«, sagte Pelle. Nicht daß er etwa mißgünstig gewesen wäre, nur, wenn es sich um Bootsmann handelte, war es schwer, nicht wenigstens ein bißchen neidisch zu werden.
    Aber jetzt nahm Pelle seine Angelrute und ging zum Steg hinunter. Hier fand ihn Stina, und sie kam voller Freude angestürzt. Sie durfte ja so selten mit Pelle allein sein. Tjorven regierte und bestimmte, wer mit wem spielen sollte. Wie sie das machte, wußte kein Mensch. Sie drückte es nicht etwa in klaren Worten aus. Trotzdem kam es so, wie sie es haben wollte. Sie selbst, Saltkrokans Tjorven, konnte spielen, mit wem sie Lust hatte, entweder mit Stina oder mit Pelle, ganz wie es ihr einfiel. Manchmal, wenn ihr die Laune danach stand, spielten sie auch alle drei zusammen. Eins aber durfte nie geschehen, und zwar, daß Pelle und Stina zusammen und ohne sie spielten.
    Und nun kam sie an diesem warmen Augustmorgen, nichts Böses ahnend, den Weg zum Schreinerhaus daher und entdeckte eben diese beiden unten auf dem Steg. Da blieb sie ganz plötzlich stehen. Mitten zwischen Kälberkropf und Steinbrech stand sie still und sah zu ihnen hinunter, und sie wußten es nicht. Sie unterhielten sich nur miteinander, und Stina lachte und fuchtelte lebhaft mit den Händen. O ja, o ja, jetzt war sie in Schwung, aber das sollte ein Ende haben!
    »Du, Stina, hör mal«, schrie Tjorven böse, »du

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