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Ferien mit Patricia

Ferien mit Patricia

Titel: Ferien mit Patricia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Jerry in jedem Sinn ihr Mann geworden. All die vielen Aufmerksamkeiten und Gefälligkeiten, der Schutz, mit dem ein Mann seine Frau umgibt, waren ihr zuteil geworden. Die Erinnerung an seine Zärtlichkeit und an seine wohlüberlegten kleinen Dienste, die sich aus ihrem Zusammenleben ergeben hatten, war ihr nun völlig unerträglich, denn sie spiegelte die ganze Vollkommenheit ihres kurzen Glücks wider. Es war wie damals, als sich Jerry zum erstenmal in jenem Hotel in Inversnaid als »Leutnant Jerry Wright und Frau« eingetragen hatte und sie sich abwenden mußte, während er schrieb. Jetzt war nichts als Schmerz geblieben, wenn die Erinnerung an jene Tage und Nächte sie überfiel, die sie mit Jerry verbracht und in denen sie als seine Frau gegolten hatte.
    Sie kämpfte gegen die Vergangenheit, indem sie versuchte, für die Zukunft irgendwelche Pläne zu schmieden, und sie malte sich aus, was sie tun sollte, wenn Jerry sie anrufen würde. Sein Lächeln auf dem Bahnhof in Glasgow und sein zuversichtliches »Wir sehen uns wieder, wenn ich nach Kenwoulton zurückkomme«, fielen ihr ein. Die Reise hatte tatsächlich nichts anderes als eine Episode für ihn bedeutet. Sie trug ihm dies nicht nach. Er hatte sie ja nie belogen. Aber sie fragte sich, ob sie die Kraft haben werde, ihn abzuweisen, wenn er anrufen würde. War sie stark genug, ihm zu sagen: »Es tut mir leid, Jerry, aber ich glaube, es ist das beste, wenn wir uns nicht mehr sehen«? Oder konnte sie sich gar weigern, überhaupt mit ihm zu sprechen, um den Bruch sofort klar und deutlich zu machen?
    Und doch sehnte sie sich so sehr, ihn nochmals zu sehen. Dieser tiefe Wunsch offenbarte sich ja gerade in den Ausflüchten, nach denen sie suchte, um eine solche Abweisung unmöglich zu machen. Denn Jerry hatte nichts getan, um eine solche Abweisung zu verdienen, und sie sagte sich, daß es anständiger sei, ihn noch einmal zu sehen, um ihn an die Bedingungen ihrer Freundschaft zu erinnern und zu betonen, daß es am besten sei, daran festzuhalten. Und während dieses letzten Beisammenseins konnte sie ihn nochmals ganz mit ihren Augen besitzen, sein lächelndes Gesicht sehen und sein Lachen hören, seine Hand berühren, konnte nochmals sein eckiges Kinn und die Form und die Farbe seiner Augen betrachten, die an ihr Herz rührten. Sie würde sich jeden seiner geliebten Züge und seine Stimme einprägen... Wiederum hörte Pat unten das Telefon läuten und lauschte begierig.
    Einen Augenblick hielt sie sich die Hände an die Ohren, erschreckt und verzweifelt über ihre eigene Schwäche. Es war ja vorbei, vorbei, vorbei! Sie hatte gar kein Recht, solchen Gedanken nachzuhängen, zu träumen, ihn wiederzusehen. Sie beschloß plötzlich, wenn er zurückkehrte und anrufen sollte, ihm ausrichten zu lassen, sie sei nicht zu Hause oder beschäftigt. Es sollte, ja, es mußte ein klarer Bruch sein. Sie appellierte an all ihre innere Kraft und Würde, hob den Kopf, holte tief Atem, und ihr Körper straffte sich energisch.
    »Hallooooh, Pat, bist du oben?« Eines der Mädchen rief von unten:
    »Telefon! Für dich...!«
    Jerry! Vielleicht rief er sie von Schottland an. Möglicherweise hatte er sogar den Urlaub abgebrochen und war bereits zurückgekommen. All ihre Entschlossenheit, all ihr Ringen um Kraft, um gegen diesen Augenblick gewappnet zu sein, waren verflogen. Nur noch einmal seine Stimme hören und seinen fröhlichen und sorglosen, mit seiner Heiterkeit ansteckenden Gruß: »He, Pat, was gibt’s?« Atemlos rannte sie die Treppe hinunter, voller Angst, daß die Verbindung inzwischen unterbrochen werden, daß das schwache Fädchen, das sie für einen kurzen Augenblick mit Jerry verband, abreißen könnte.
    Sie nahm den Hörer auf und rief: »Hallo! Hier ist Pat...«
    Ein paar Sekunden war alles still, und jede Fiber in ihr zitterte vor Erwartung, Jerrys Stimme zu hören. Ja, in ihrer Vorstellung hörte sie ihn bereits, und ihr Herz suchte schon nach einer zärtlichen Antwort...
    »Hallo, hallo... Pat, bist du tatsächlich schon zurück? Das ist aber fein. Wie wär’s, wenn wir heute abend ins Kino gingen?«
    Pat hätte sterben mögen vor Enttäuschung. Es war nicht Jerry. Sie kannte die Stimme zwar, doch konnte sie sich im Augenblick nicht besinnen, wer es war.
    »Hallo, hallo? Bist du noch da, Pat? Hier ist Allan!«
    Jetzt erkannte sie ihn und sagte mit schwacher Stimme: »Hallo, Allan...?«
    Es war ein englischer Pilot, Allan Peters, von dem in der Nähe gelegenen

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