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Ferien mit Patricia

Ferien mit Patricia

Titel: Ferien mit Patricia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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schien, als ob plötzlich zwei Pats vorhanden wären, die ruhige, in keiner Weise auffallende kleine Maus, die seine Kameradin gewesen war, mit der er am Samstagabend tanzen ging oder sonstwie in Kenwoulton einen Abend verbrachte, irgendeine junge Engländerin in ihrer hellen Uniform der Royal Air Force, an die er, solange sie nicht beisammen waren, nicht mehr als einen flüchtigen Gedanken verschwendete — und jene andere Pat, mit der er unaufhörlich verbunden war.
    Und als er so stark an sie dachte, überfielen ihn von neuem Zweifel und Ängste. War es möglich, daß es für Pat gar nicht so viel bedeutet hatte wie für ihn? Was dann, wenn er sie fragte, ob sie trotz allem seine Frau werden wolle, und sie ihn zurückwies? Vielleicht liebte sie schon einen anderen, einen Soldaten der englischen Armee oder einen Matrosen auf hoher See. Daß sie mit ihm gekommen war, konnte eine kurze Flucht aus der Wirklichkeit und der Spannung des Krieges gewesen sein. Und wie er gegen die Qual, die allein der Gedanke daran in ihm erweckte, anzukämpfen versuchte, hörte er die zynische und trockene Stimme von Major Lester Harrison, dem Mann, der sein Ideal gewesen war und sich in diesen Dingen so gut beschlagen zeigte: »Das ist nicht wie in Amerika. Die Mädchen sind hier nicht so puritanisch wie zu Hause.«
    Er versuchte sich zu erinnern, was sie für ein Gesicht gemacht, was sie getan hatte, als er ihr damals, an jenem Samstagabend, der schon so unendlich lange zurückzuliegen schien, sagte, daß er mit einem Mädchen zu Hause verlobt sei und daß sie verstehen müsse, daß zwischen ihm und ihr nie etwas Ernsthaftes in Betracht kommen könne, und daß alles aus sein müsse, wenn sie von Schottland zurückkehrten. Doch wollte es ihm nicht gelingen, sich ihren Gesichtsausdruck ins Gedächtnis zurückzurufen.
    Aber er erinnerte sich, wie sie sagte: »Ich werde meinen Entschluß nicht ändern. Es wird bestimmt wundervoll werden. Und wenn es vorbei ist, schütteln wir uns die Hände und sagen uns Lebewohl...«
    So war es dann nachher auch geschehen... Nachher? Erst gestern war es ja gewesen, dieses Nachher. Nicht ein Zeichen, nicht eine Träne, nicht einmal ein Zittern ihrer Hand, als der Schnellzug langsam aus dem Bahnhof herausgefahren war. »Adieu, Pat...« und dann ihr kühles: »Adieu, Jerry...«
    So hatte man ihn ja die Spielregeln gelehrt, und so hatte Pat das Spiel gespielt. Er war es, der sich wie ein mondsüchtiger, liebeskranker Junge benahm, der um etwas weinte, das endgültig vorbei war. Und sein sehnlichster Wunsch war es gewesen, ein Mann zu sein! Aber bei allen Göttern, warum lernte er denn nicht, sich endlich wie ein Mann zu betragen?
    Verzweifelt sprang er auf, schritt zum Fenster und blickte auf die Kiesauffahrt und das tiefe Grün der Bäume hinunter, auf die der Schein der Lampe über der Haustür fiel.
    Schräg gegenüber, auf der andern Seite der Straße, lag, fast unter den Ulmen versteckt, das Haus von Catharines Eltern. Er konnte die weißen Schindeln sehen, die durch den von dem oberen Stockwerk fallenden Lichtschein sanft erleuchtet wurden. Auch die hohen Fenster des Wohnzimmers waren erleuchtet. Er kannte dieses Haus, innen und außen, wie das seiner Familie.
    Dort war Catharine, in jenem Haus jenseits der Straße. Irgendwo hinter seinen Wänden ging sie hin und her, schön und heiter und in ungetrübtem Glauben an ihn. Er erinnerte sich, wie sie diesen Nachmittag ausgesehen hatte, als er sie auf der Straße vor der Bibliothek erblickt hatte. Ihre Gestalt trat ihm mit peinigender Genauigkeit ins Gedächtnis.
    Einige Meter nur, einige Schritte quer über die Straße genügten, um von der Dunkelheit ins Licht zu gelangen. England war plötzlich so weit entfernt und abgelegen wie der am weitesten entfernte Planet. Er dachte an Catharine und an sich und an die langen, schönen und friedlichen Jahre ihrer Freundschaft.

III

    So einsam und niederdrückend es auch war, wieder in Kenwoulton zu sein, einquartiert in diesem feuchten und düsteren Hause in der Bishops Lane, so war Patdoch irgendwie froh, daß sie zuerst und allein heimgekommen war. Noch dauerte es mehrere Tage, bis Jerry zurückkehrte, und sie nahm es dankbar hin, daß ihr eine Atempause blieb, um sich wieder zu sammeln, ein wenig zu überlegen und zu versuchen, dem Kampf zwischen Vernunft und Gefühl ein Ende zu setzen.
    Am späten Nachmittag war sie angekommen, und es war niemand im Hause, als sie in ihr Zimmer hinaufstieg, ohne unten an der

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