Ferne Galaxis (Chronik der Sternenkrieger 9-12, Sammelband - 500 Seiten Science Fiction Abenteuer) (German Edition)
beinahe zeitgleich, während Fähnrich Jamalkerim frustriert gegen ihre Konsole hämmerte.
»Wir sind blind, Ma'am«, meldete sie. »Aber ich habe noch weitere auf uns zusteuernde Raketen gesehen…«
*
Die Gefangenen waren gefesselt. Selbst bei Botschafter Aljanov hatte man auf die Magnetschellen nicht verzichtet.
Ein Akt der Demütigung, fand Bruder Guillermo.
Immer wieder hatte er gegenüber der wechselnden Befragung davon gesprochen, dass die Katastrophe, die in der Vergangenheit der K'aradan stattgefunden hatte, wahrscheinlich etwas mit dem Wurmloch zu tun gehabt hatte. Oder doch zumindest mit Wesen, die dieses Wurmloch seinerzeit passiert hatten und dass es nun unbedingt notwendig war, Näheres über die Umstände zu erfahren, die zur »Stummen Zeit« geführt hatten.
Für die jeweils wechselnden Verhörspezialisten, die ihren Abzeichen nach sämtlich aus den Reihen des Geheimdienstes Narumet stammten, war die bloße gedankliche Beschäftigung mit jener Ära der K'aradan'schen Geschichte, in der dieses Volk seinen größten Tiefpunkt erlebt hatte, völlig unverständlich.
Das merkte Bruder Guillermo schnell.
Die Gefangenen wurden zunächst einzeln verhört, schließlich in der Gruppe. Auf körperliche Gewalt hatte man bisher ebenso verzichtet, wie auf die Verabreichung von Drogen, die einem Gefangenen aussagebereiter machten.
An mangelnden Kenntnissen der K'aradan über die menschliche Physis konnte das nicht liegen, denn zweifellos hatten diese sehr menschenähnlichen Humanoiden über ihr gut entwickeltes Spionagenetz auch die öffentlich zugänglichen Datenbanken von Universitäten und Fachbibliotheken geplündert, sodass man davon ausgehen konnte, dass sie über diese Dinge genauestens Bescheid wussten.
Andererseits war es Bruder Guillermo durchaus bewusst, dass man mit Spionen nicht gerade zimperlich umzugehen pflegte.
So sehr man selbst auch auf ein gut ausgebautes Spionagenetz innerhalb der Humanen Welten vertraute, so bedeutete dies noch lange nicht, dass man die Spione der anderen Seite nicht mit abgrundtiefer Verachtung bedachte, sofern man sie zu fassen kriegte.
Bruder Guillermo wurde schließlich aus der Gruppe der Gefangenen aussortiert.
Bewaffnete – diesmal jedoch augenscheinlich nicht Mitglieder der Narumet-Sondertruppe – brachten den Olvanorer in einen der Empfangsräume des Fürstgouverneurs.
Zary Namsor befahl seinen Männern, Guillermo die Fesseln abzunehmen und anschließend den Raum zu verlassen.
Die Soldaten zögerten.
»Na los, worauf warten Sie noch?«, rief der Fürstgouverneur ungeduldig. »Dieser Mann wird mir schon nichts tun. Er glaubt an die Macht der Worte und des Wissens. Und vielleicht sogar an die Macht des Glaubens.« Zary Namsor näherte sich Guillermo. Die Augen des Fürstgouverneurs wurden schmal.
Er fühlt sich verletzt, erkannte der Olvanorer. Betrogen. Enttäuscht. Aber was habe ich damit zu tun?
»Mag das alles, was ihm angeblich etwas bedeutet, auch nichts als wohlfeile Heuchelei sein, so glaube ich dennoch nicht, dass er mir deshalb gleich an den Hals springen wird«, erklärte Namsor, wobei er die ganze Zeit über nicht den Blick von dem Gefangenen ließ. Dann bewegte er ruckartig den Kopf, sah den Bewaffneten nacheinander in die Augen und forderte noch einmal: »Geht!«
Sichtlich widerstrebend verließen die Soldaten den Raum.
»Sie sind im Irrtum!«, begann Guillermo sofort mit seiner Unschuldsbeteuerung. »Wir sind nicht hier, um Ihnen irgendwelche Geheimnisse zu entreißen. Welchen Sinn würde das auch machen? Unsere Technik ist auf den meisten Gebieten der Ihren voraus. Was gäbe es für uns hier für Geheimnisse zu erfahren, als jene der Vergangenheit?«
»Sparen Sie sich Ihr Gerede!«, fauchte der Fürstgouverneur. »Ich habe die Verhöre verfolgt und bin tief enttäuscht von Ihnen. Wie konnten Sie sich nur für das schmutzige Geschäft des Krieges hergeben! Wahrscheinlich geschah es mit voller Absicht, dass man der Delegation einen Olvanorer mitgab! Ihre Aufgabe war es anscheinend, mich mit sentimentalen Gedanken an meine Kindheit zu impfen, sodass…« Er brach ab und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sie erschienen mir – für einen Menschen! – fast ein völlig untypisches, ehrliches Exemplar zu sein. Aber da habe ich mich offensichtlich getäuscht. Während Sie hier Ihre Kenntnisse über unser Volk zur Schau gestellt haben und sich damit mein Vertrauen erschlichen, waren diese sauroiden Mörderbanden wahrscheinlich
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