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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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Gefängnis.«
    »Musst du dann auch unter der Brücke schlafen?«
    Ich nickte. »Es sei denn, du lässt mich für ein paar Tage auf dein Sofa.«
    »Ich hab doch gar kein Sofa«, sagte er und beäugte die Flüssigkeit misstrauisch.
    »Wenn ich aus dem Gefängnis komme, bist du erwachsen, und ich steinalt. Dann hast du ein Sofa. Und einen Flachbildschirm«, fügte ich noch hinzu.
    »Cool.« Er trank den Saft in einem Zug, ohne mit der Wimper zu zucken. Claude klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. Dann sang er ihm das Lied vom betrunkenen Seemann vor. Bis Silke von der Toilette zurückkam, konnte er den Refrain bereits auswendig.
    » Örlindi mohning «, grölte Severin immer noch, als sein Bettchen in Richtung OP rollte. Silke schluchzte leise. Ich hingegen winkte ihm mit gespielter Fröhlichkeit hinterher. Claude machte sich inzwischen auf die Suche nach einem Kaffeeautomaten.  
    Sobald Severin durch die Schleuse verschwunden war, verebbte Silkes Schluchzen. Es war erstaunlich, wie schnell sich diese Verwandlung vollzog, aber innerhalb von Sekunden transformierte sich ihr tränenumflorter Blick in den einer Raubkatze.
    »Wo ist er?«, fragte sie plötzlich.
    »Wer?« Ich war irritiert.
    »Raphael Richter natürlich!« Ihre grünen Augen, die ohnehin eine Spur zu schräg standen, verengten sich zu kleinen Schlitzen.
    Catwoman .  
    »Keine Ahnung. In seinem Bett vermutlich. Auf der Chirurgie«, gab ich unbedacht zur Antwort.
    »Aha.« Sie schwang sich ihre Handtasche über die Schulter und marschierte los.
    »Claude?« Hilfesuchend sah ich mich nach meinem Bruder um, aber von ihm war keine Spur zu sehen. Panik überfiel mich: Silke konnte doch wohl nicht ernsthaft daran denken, Raphael am Krankenbett aufzusuchen. Oder doch?
    Was auch immer Catwoman vorhatte, jemand musste sie aufhalten!  
    »Warte!«, rief ich. »Du kannst doch nicht einfach in Raphaels Zimmer gehen! Selbst wenn du wüsstest, welches es ist, der Mann erholt sich gerade von einer OP. Das Letzte, was der jetzt gebrauchen kann, ist ein Groupie. Ganz abgesehen davon, dass du überhaupt nicht wissen darfst, dass er hier ist.« Ich hechelte ihr hinterher.
    »Ach, sowas spricht sich doch immer schnell rum. Das stand bestimmt heute Morgen schon in der Bild-Zeitung.«
    »Und wenn nicht?«, keuchte ich; bemüht, mit ihr Schritt zu halten. Bild-Zeitung? Ach du lieber Güte! Nicht, dass sie noch ein Foto von ihm mit abgebrochenem Zahn knipsten. Dann wäre ich vollends ruiniert.  
    »Und in der Express «, bestätigte sie. Dann blieb sie ruckartig stehen und zog mich am Arm in eine Nische.  
    »Was ist?«
    »Pscht!«, machte sie. » Da vorne geht jemand den Flur runter.«  
    »Was denkst du denn?«, flüsterte ich zurück. »Vermutlich die Nachtschwester.«
    »Die darf uns aber doch nicht sehen!«
    »Wenn du das hier durchziehst, dann kommen wir beide ins Gefängnis«, prophezeite ich.
    »Mach dich nicht lächerlich«, raunte sie. »Ich will doch nur mal einen Blick auf ihn werfen.«
    »Und was ist mit Frédéric? Denkst du mal an den? Er wäre sicher nicht davon begeistert, dass du anderen Männern im Nachthemd hinterhersteigst. Äh, ich meine, dass du anderen Nachthemden hinterher … dass du angezogen anderen Männern im Nachthemd …«
    »Er wird es nie erfahren!«, sagte sie im Brustton der Überzeugung.
    »Ich verpetze dich!«, drohte ich.
    »Das wirst du niemals. Weil ich nämlich sonst höchstpersönlich RTL anrufe.«
    »Das traust du dich nicht!« Das klang wohl nicht sehr überzeugt, was Silke anscheinend sofort witterte. Sie schnurrte gefährlich. Dann trat sie aus der Nische heraus und hastete den Gang hinunter. Ich presste mich ängstlich an die Wand, als ich sie im Schwesternzimmer verschwinden sah. Aus dieser Nummer würde ich nie im Leben heil herauskommen. Zuerst hatte ich meinen Patienten verletzt und dann die Schweigepflicht. Wenn Silke nicht bald zur Vernunft käme, dann würde ich am Ende noch einen Mord begehen müssen, um das zu vertuschen.
    Es dauerte nur Sekunden, dann stand Silke wieder neben mir. »Zimmer 219«, sagte sie atemlos.
    »Das verzeihe ich dir nie!«
    »Ist mir egal!«, gab sie zu. »Ich will auch mal was erleben. Immer nur zu Hause in der Küche, das ist auf Dauer wirklich zu eintönig.«
    »Und deshalb willst du unbedingt einem Koch auflauern?«
    Einen kurzen Moment zögerte sie. In der Hoffnung, dass sie jetzt endlich zur Vernunft käme, hielt ich den Atem an. Leider war diese Hoffnung trügerisch.
    Sie winkte ab

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