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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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ihre Verzweiflung nur zu gut. Denn auch in seinen Augen loderte ein Feuer. Ich befürchtete nur, dass seine Begierde weniger erotisch induziert war, als vielmehr aus dem Wunsch heraus, mir auch mindestens einen Zahn auszuschlagen.
    Raphael klopfte gegen die Scheibe. Mit den Lippen formte er nur ein Wort:
    »F e i g l i n g!«
    Seine blauen Augen schienen tiefer zu sein als der Marianengraben. Ich klammerte mich am Lenkrad fest, um nicht hineinzufallen.
    P!nk wusste, dass man sich einfach verbrennen musste, wenn es eine Flamme gab, und das brüllte sie mir auch überdeutlich ins Ohr.
    Oh ja, und wie ich mich schon verbrannt hatte!
    Im nächsten Augenblick holte ich erleichtert Luft, weil Raphael den Platz neben meinem Auto verließ.
    Hinter uns verstummte das Hupkonzert.
    Ich sah im Augenwinkel, dass er mit einem Warndreieck im Arm die anderen Autofahrer vorbeiwinkte. Welch ein Glück, dass er so besonnen war. Leider dauerte mein Glücksgefühl nicht lange an, denn Raphaels Schatten verdunkelte erneut mein Sichtfeld.  
    Er hielt ein Handy in der Hand.
    »Machen Sie jetzt endlich die Tür auf?«
    Ich schüttelte heftig den Kopf. Eher würde ich hier festwachsen, oder noch besser: Ich fuhr ihn einfach um! Auf einen Anklagepunkt mehr oder weniger kam es schließlich nicht an.
    Er tippte etwas in sein Telefon, ein altmodisches Teil mit Tasten, wie ich feststellen konnte. Das verwunderte mich dann doch, denn ich hatte eine ganz andere Vorstellung von einem wahnsinnig erfolgreichen Fernsehkoch. Ein Uralt-Handy passte da gar nicht ins Bild.
    Raphael beugte sich über meine Motorhaube. Ich bestaunte dabei seinen Musculus biceps brachii und leckte mir über die Lippen. Aber sicher nur, weil ich Durst hatte.  
    Er zwinkerte mir zu und presste dann sein Handy gegen meine Windschutzscheibe, damit ich das Display sehen konnte.
    Vor meinen Augen leuchteten drei Ziffern auf:
    110.
    Er würde doch nicht …
    Tatsächlich. Er hielt drei Finger in die Luft und zählte demonstrativ runter, dann betätigte er die Wähltaste.
    Mistikack !, dachte ich noch, dann schloss ich die Augen.  
     
    ***
    »Führerschein und Fahrzeugpapiere«, nölte die Polizeibeamtin herunter, nachdem ich es gewagt hatte, mein Fenster einen Spalt zu öffnen. »Und dann kommen Sie bitte mal raus.«
    »Aber nur, wenn Sie den da«, ich deutete auf Raphael, »von mir fernhalten.«
    »Gibt es irgendein Problem zwischen Ihnen beiden? Hat der Mann Sie bedroht?«
    »Nun ja. Nicht direkt bedroht«, gab ich zu. »Aber er sieht so wütend aus, das macht mir Angst.«
    Die Beamtin drehte sich um. Raphael lehnte bequem an seinem Wagen. Er war die Entspannung in Person und sah in etwa so gefährlich aus wie ein Bärenfell vor dem Kamin. Gerade nahm er einen Schluck aus einer Wasserflasche, wie ich neidvoll feststellte. Er hob die Flasche an und prostete uns zu. Die Polizistin schüttelte den Kopf, und ich quälte mich endlich aus meinem Sitz hoch.
    Meine Kehrseite klebte, als hätte ich mit den Jeans in der Badewanne gelegen.
    »Wie genau ist der Unfall denn passiert? Sieht ja ganz danach aus, als wären sie zu schnell unterwegs gewesen und hätten nicht rechtzeitig bremsen können.«
    »Zu schnell würde ich nicht sagen. Aber der schwarze Bus hat mir vollkommen die Sicht versperrt. Der hat ja hinten nicht mal Fenster.«
    »Also auf jeden Fall zu schnell für den Berufsverkehr«, stellte sie fest. »Auch wenn Sie in der Stadt fünfzig fahren dürfen, heißt das nicht, dass Sie sich nicht an die Verkehrssituation anpassen müssen.«
    Ziemlich beklommen stammelte ich eine Entschuldigung.
    Sie blätterte durch die Papiere. »Herr Richter!«
    Raphael stellte seine Wasserflasche in die Fahrertür und kam gemächlich auf uns zu.
    »Da Sie nicht die Straße geräumt haben, obwohl es sich, wie man sehen kann, nur um einen geringen Unfallschaden handelt, muss ich Ihnen beiden einen Strafzettel wegen Gefährdung im Straßenverkehr ausstellen.« Sie kritzelte etwas auf einen Block.
    »Das macht 35 Euro.«
    »Bar?«, fragte Raphael und bedachte die Polizistin mit einem atemberaubenden Lächeln. Also mir raubte sein Lächeln jedenfalls den Atem, die Beamtin blieb relativ gelassen. Man merkte nur an ihrer Handschrift, dass sie leicht zitterte.
    »Nein, nur Karte.«
    Wir kramten beide in unseren Portemonnaies. Als die Polizistin mit dem Einlesen der Bankkarten beschäftigt war, beugte sich Raphael grinsend zu mir herüber.
    »Das ist es mir wert«, raunte er.
     Mein Herz pochte mir bis

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