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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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zum Hals. Es war gut möglich, dass das an den hohen Ozonwerten in der Innenstadt lag. Ich würde es aber nicht beschwören, denn Raphael umgab eine sehr männliche Aura, die ebenfalls Herzklopfen verursachen konnte.
    »Sie müssen nur noch das Protokoll unterschreiben«, erklärte die Beamtin. »Das dürfte wohl kein Problem darstellen, der Unfallverursacher ist ja offensichtlich.« Sie schnüffelte und kam mir dabei immer näher.
    »Sagen Sie mal«, fragte sie und runzelte die Stirn, »Sie haben nicht zufällig etwas getrunken?«
    »Öh«, machte ich. »Also, ich ...«
    Raphaels Augen weiteten sich.
    »Nur ein Gläschen Sekt«, sagte ich schnell. »Aber das ist bestimmt wieder abgebaut.« Und wenn nicht, dann hatte ich es längst aus mir herausgeschwitzt.
    »Das glaub ich jetzt nicht«, ließ sich Raphael vernehmen.
    »Das haben wir gleich«, sagte die Polizistin. Sie holte etwas aus dem Auto. »Blasen Sie mal hier rein und dann sehen wir weiter!« Sie hielt mir ein Gerät vor den Mund. Und mit hochrotem Kopf blies ich, bis das Teil laut piepte. Vor Scham hätte ich mit dem Asphalt verschmelzen mögen.
    Die Beamtin ging zurück zum Wagen und besprach sich mit ihrem Kollegen.
    Als ich es wagte, den Kopf zu heben, warf Raphael mir einen eindringlichen Blick zu. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du was getrunken hast?«, flüsterte er.
    »Hättest du dann etwa nicht die Polizei gerufen?«, zischte ich. »Und überhaupt – wieso duzen Sie mich plötzlich?«
    Statt einer Antwort presste er nur die Lippen aufeinander.
    »Da haben Sie noch mal Glück gehabt!«, stellte die Polizistin fest, als sie zurückkam. »Null Komma eins.« Sie klang fast ein wenig enttäuscht.
    »Ab einem Wert von null Komma drei gehen wir nämlich von einer relativen Fahruntüchtigkeit aus. Ich warne Sie aber eindringlich: Alkohol am Steuer ist kein Kavaliersdelikt!«
    Ich nickte betreten.
    Raphael schien genauso erleichtert zu sein wie ich, denn er seufzte leise.
    »Sie beide tauschen dann am besten die Versicherungsdaten aus. Dafür brauchen Sie uns nicht mehr. Aber vorher fahren Sie in die Verkehrsbucht da vorne!« Sie stieg zu ihrem Kollegen ins Auto.
    Raphael fuhr vor und stoppte in besagter Haltebucht. Ich parkte dahinter und lief zu seinem geöffneten Fenster.
    Mich überkam plötzlich das dringende Bedürfnis, ihn um Verzeihung zu bitten. Nicht nur für den Schaden an seinem Auto, auch wegen des Zahns und der Abführtropfen. Der Shir Khan in mir maunzte erbärmlich. Raphael starrte stur geradeaus und fuhr sich nachdenklich durch das Haar.  
    Entschuldige dich sofort!, versuchte ich, mir selbst einen Befehl zu erteilen. Sonst fiel mir das doch auch nicht so schwer. Ich hatte ihn immerhin ziemlich in Schwierigkeiten gebracht. Wenn es auch nicht absichtlich geschehen war, so musste ich ihm doch äußerst lästig erscheinen.
     Aber gerade, als ich dazu ansetzen wollte, räusperte er sich.
    »Ich habe Lebensmittel im Wagen«, murmelte er vor sich hin. »Wird Zeit, dass die in die Kühlung kommen.« Damit startete er den Motor und brauste davon.

Kapitel 12
     
    »Und dann hat er dich einfach stehen lassen?«, erkundigte sich meine Schwägerin. »Er wollte deine Versicherungsdaten gar nicht wissen?«
    »Das ist es ja gerade«, gestand ich. »Ich kann nicht einmal für seinen Schaden aufkommen. Jetzt fühle ich mich wirklich mies.«
    »Noch mieser als nach der Nummer mit dem Zahn?«
    »Hnh«, machte ich. »Ich weiß nur, dass ich heute Abend keinesfalls dorthin gehen kann.« Allein die Vorstellung brachte mich beinahe um vor Scham.
    »Warum denn nicht?«
    »Findest du das etwa nicht hochnotpeinlich?«
    Silke rümpfte die Nase. »Schlimmer kann es doch gar nicht mehr kommen. Du hast dich bis auf die Knochen blamiert. Ich bin der Meinung, du solltest die Chance nutzen, und dich endlich bei Raphael entschuldigen.« Sie strich sich über ihr neues Kleid. »Was mir aber viel mehr Sorgen bereitet: Wie soll ich mich bei deinen Kollegen vorstellen? Etwas als Zahnärztin?«
    »Gar nicht! Weil wir nämlich nicht hingehen!«
    »Josephine!«, sagte Silke streng. »Das kannst du mir nicht antun! Seit Wochen ist es das erste Mal, dass ich ohne Kinder vor die Tür komme. Genauer gesagt auch noch ohne Frédéric. Ich habe mir extra diesen hinreißenden Fummel in der Ehrenstraße gekauft. Wenn du mir jetzt diesen Abend verdirbst, auf den ich mich so gefreut habe, dann schwöre ich dir, ich erwürge dich!«
    Dann platzte etwas anderes aus ihr heraus:

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