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Fessel mein Herz (German Edition)

Fessel mein Herz (German Edition)

Titel: Fessel mein Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy McAllister
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jeden Tag, seit ihrer Entführung, kämmte sie ihre Haare nach dem Schlafen mit den Fingern und band sie mit einem Band zusammen. Sie hatte das dringende Bedürfnis nach einem entspannenden, heißen Bad und einem guten Glas Wein. Zweimal hatte sie während ihrer Reise durch die Highlands nachts im Mondschein in einem Bach gebadet. Trotzdem fühlte sie sich schmutzig und sie hoffte, dass diese Odyssee bald ein Ende haben würde.
    Bhreac äußerte sich nicht dazu, wie weit sie noch zu reiten hatten und was er mit ihr vorhatte, wenn sie ihr Ziel erreichen würden. Sie hatte auch keine Ahnung, was für Hilfe er sich von ihr erhoffte. Was er sich überhaupt davon erhoffte, wenn er den Ort fand, an dem er angeblich im 18. Jahrhundert gelebt hatte. Noch immer fiel es ihr schwer, die Möglichkeit einer Zeitreise in Betracht zu ziehen. Allerdings hatte sie auch keine andere Erklärung. Ob er einfach nur verrückt war, vermochte sie nicht zu beurteilen. Als erfahrene Anwältin würde sie sagen, dass er die Wahrheit sprach, doch wenn er diese Sache selbst glaubte, dann würde sie es wahrscheinlich auch nicht unterscheiden, ob es Wahrheit oder Fantasiegespinste eines Irren waren.
    Seufzend erhob sie sich von ihrem Lager und wanderte durch das Haus, auf der Suche nach Bhreac. Er war in keinem der Räume und auch im Stall, wo die Stute vor sich hindöste, fand sie ihn nicht.
    Die Frühlingssonne war angenehm warm und es war fast wolkenlos. Montana genoss es, die warmen Strahlen auf ihrem Gesicht zu spüren. Gut gelaunt ging sie um das Haus herum und erstarrte.
    Bhreac saß in einiger Entfernung vor einem Grabstein und schluchzte. Seine breiten Schultern bebten. Es berührte sie zutiefst, diesen starken Mann weinen zu sehen. Nur einen Reim daraus machen konnte sie sich nicht. Kannte er etwa die Person, die dort begraben lag? Dann fiel es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen. Dies musste Broch Dubh sein. Sein Zuhause!
    Sie kämpfte selbst mit den Tränen. Was sollte sie nun tun? Sollte sie zu ihm gehen, ihm Trost anbieten? Oder sollte sie lieber wieder zurück ins Haus gehen und so tun, als hätte sie von all dem nichts mitbekommen?
    Langsam ging sie auf ihn zu. Plötzlich verstummte das Schluchzen und die massive Gestalt ihres Entführers versteifte sich. Offensichtlich hatte er sie gehört. Er wandte sich halb zu ihr um, das Gesicht abgewandt und streckte den Arm abwehrend nach hinten. Es war deutlich, dass er nicht wollte, dass sie näher kam, doch Montana ging trotzdem weiter und kniete sich neben ihn. Sie brauchte ihn nicht anzusehen, um zu wissen, dass er noch immer weinte. Auch wenn er sich sehr bemühte, sein Zittern zu unterbinden, so gelang es ihm trotzdem nicht.
    Montana schaute auf den Grabstein. Der Name des Toten sprang ihr sofort ins Auge:

    Ian Malcolm Giordyn Gordon

    Das Todesdatum war der 10. Juni 1746, gut zwei Monate nach der verheerenden Schlacht von Culloden. Was Montana jedoch am meisten verstörte, war die Tatsache, dass der Tag der Geburt mit 22. Juli 1741 angegeben war. Er war also nicht einmal fünf Jahre alt geworden. Was mochte die Todesursache gewesen sein? Unten auf dem Grabstein war eine Inschrift in Gälisch, doch ihre Gälischkenntnisse waren zu gering, um das Geschriebene zu übersetzen.
    „ Kanntest du ihn?“, fragte Montana leise.
    Er stöhnte gequält auf und Montana ergriff seine Hand und schaute ihn an.
    „ Er war ...“, er schluchzte auf und wandte sein Gesicht ab. Die Qualen, die in seine Gesichtszüge geschrieben standen, trieben ihr Tränen des Mitgefühls in die Augen.
    „ ... mein – Sohn.“
    „ Oh mein Gott“, flüsterte sie bestürzt.
    Sie legte tröstend den Arm um seine Schultern.
    „ Es tut mir leid“, sagte sie.
    Er brach erneut in Schluchzen aus und sie legte beide Arme um ihn, bettete seinen Kopf an ihrer Brust. Vergessen war aller Ärger auf ihn und auf das, was er getan hatte. In diesem Moment war er kein Entführer, kein mordender Krieger oder Irrer. Er war ein Vater, der um seinen vierjährigen Sohn trauerte, der, verrückterweise, seit über zweihundert Jahren tot war. Sie fühlte mit ihm, doch sie verspürte auch eine gewisse Wut in ihrem Innersten, immerhin hatte er ihr nicht gesagt, dass er Frau und Kind hatte, als er mit ihr geschlafen hatte. Dennoch schob sie diesen unerfreulichen Gedanken erst einmal beiseite. Sie ignorierte die Tatsache, dass sie gerade akzeptiert hatte, das Bhreac ein Zeitreisender war.
    „ Schschsch. Ist schon gut. Weine

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