Fessel mein Herz (German Edition)
Leidenschaft erlebt. Niemals zuvor hatte sie die Kontrolle über eine Situation verloren. Als erfolgreiche Anwältin war sie es gewohnt, alles Fest im Griff zu haben und ihre Emotionen zu unterdrücken. Das war auch der Grund, warum Alex sie verlassen hatte.
„ Du bist kalt wie ein Fisch!“, hatte er ihr vorgeworfen.
Warum schaffte es ausgerechnet dieser unberechenbare und kaltblütige Barbar, sie um ihre Kontrolle zu bringen? Er hatte sie zu seiner Gefangenen gemacht und es war ihm vollkommen egal, was sie dachte oder wollte. Er hatte es mehr als deutlich gemacht, dass er auf ihre Gefühle und Wünsche keinerlei Rücksicht nehmen würde. Sie hasste ihn und trotzdem wünschte sie sich, er würde sie noch einmal lieben. Wenn er sie nahm, dann raubte er ihr jedes Mal einen Teil ihrer Seele. Sie konnte in den Tiefen seiner unglaublichen Augen versinken. Alex hatte beim Sex immer die Augen geschlossen gehabt. Bhreac hingegen schaute sie die ganze Zeit unentwegt an, wenn er mit ihr schlief. Seine Iris wurde dunkelblau, fast violett, wenn er erregt war und nur dann, wenn er sich in ihr ergoss, schloss er die Augen.
„ Verflucht seist du, elender Barbar!“, stieß sie wütend aus und wischte sich die Tränen von den Wangen.
*
Bhreac kam erst zurück, als es schon fast dunkel war. Das Feuer war beinahe heruntergebrannt und gab nur noch wenig Licht von sich. Eine Weile stand er im Eingang, unbeweglich, das Gesicht im Dunklen liegend. Montana wusste, dass er sie ansah und doch machte sie keine Anstalten, aufzublicken. Sie wollte ihm deutlich machen, was sie von ihm hielt.
„ Wir werden in etwa einer halben Stunde aufbrechen. Wenn du dich noch einmal vorher erleichtern möchtest, kannst du das jetzt hinter der Hütte tun. Ich nehme nicht an, dass du so dumm bist und versuchst, in der Dunkelheit zu fliehen. Glaube mir, es würde dir nicht gut bekommen!“
Montana erhob sich und huschte an ihm vorbei nach draußen. Ihr hatte eine spitze Bemerkung schon auf der Zunge gelegen, es sich jedoch schließlich lieber verkniffen.
Das Pferd schnaubte leise, als sie um die Ecke kam. Es war bereits so dunkel, dass Montana nur noch Schatten und Umrisse in ihrer Umgebung ausmachen konnte. Sie beeilte sich, ihr Geschäft zu verrichten und floh dann schnell wieder zurück in die Hütte. Mochte Bhreac auch ein gemeiner Schuft sein, war ihr in seiner Nähe doch wohler, als hier draußen allein in der Dunkelheit.
„ Ich denke, wir können es wagen, jetzt langsam aufzubrechen“, sagte Bhreac, als sie die Hütte betrat. „Ich hole die Stute.“
4
Sechs Tage waren sie nun schon unterwegs. Sie ritten nur bei Nacht. Tagsüber schliefen sie irgendwo in der Einöde, wo sie vor Entdeckung sicher waren. Seit ihrer ersten Nacht hatte sich Bhreac ihr nicht mehr genähert und Montana war innerlich zerrissen, ob sie dieses nun begrüßen oder bedauern sollte. Sie sehnte sich nach seiner Leidenschaft, doch sie wollte ihm auch nicht mehr die Genugtuung geben, Macht über ihren Körper auszuüben. Es reichte schon, dass er sie in seiner Gewalt hatte und sie ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war.
Während ihrer langen Ritte durch die dunkle Nacht redeten sie kaum ein Wort. Das Reiten im Mondschein gefiel ihr. Die Sterne über ihnen strahlten fern von größeren Städten viel mehr und die Nächte waren zwar noch immer recht frisch, doch die Luft roch wunderbar klar und sie mochte die kühle Frische auf ihrem Gesicht. An den warmen Körper ihres Entführers gelehnt, eingehüllt in sein Plaid und den warmen Pferdeleib zwischen ihren Schenkeln, genoss sie die Nacht.
Sie kamen an ein leer stehendes Gehöft. Es war ein großer, zweigeschossiger Steinbau mit einem Turm und einigen Nebengebäuden. Das Dach war nicht mehr vorhanden und zwei der Nebengebäude waren vollkommen zerfallen. Doch ein Stall war noch gut genug, um die Stute sicher unterzustellen und im Erdgeschoss des Hauses bereiteten sie sich ein Lager, um den Tag zu überdauern.
*
Wie immer war Bhreac schon aufgestanden, als Montana erwachte. Sie schaute sich in dem Raum um, in dem sie lag. Wer auch immer hier einst gewohnt haben mochte, hatte nichts für die Nachwelt hinterlassen. Es gab nichts als Dreck und Spinnenweben. Montana war froh, dass sie nicht die Nacht hier verbringen würden.
Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet ihr, dass es schon zwei Uhr nachmittags war. Sie hatte geschlafen wie ein Stein. Langsam streckte sie ihre steifen Glieder und gähnte herzhaft. Wie
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