Fessel mein Herz (German Edition)
ein Kleid von Lady Isabell geben, doch da hätte man den Saum auslassen müssen und es hätte immer noch nicht gereicht. Ihr seid ja sehr hochgewachsen für eine Frau. Master Bhreac meinte, die Kleider von Lady Adriana würden ja nur nutzlos in der Truhe liegen. Da könntet Ihr sie besser tragen, sodass sie noch von Nutzen wären.“
„ Hat … hat er sie sehr geliebt?“, wollte Montana wissen.
„ Oh ja, Miss. Er hat sie angebetet. Jeden Wunsch hat er ihr von den Augen abgelesen. Doch sie war nicht glücklich hier. Ich glaube auch, sie hatte nicht viel übrig für ...“, Elly senkte die Stimme zu einem Flüstern. „... für das Eheleben. Wenn Ihr versteht, was ich meine.“
Montana nickte.
„ Es schien sehr hart zu sein für Master Bhreac. Einerseits diese schöne Frau zu lieben und zu begehren und andererseits zu wissen, dass sie die Pflichten einer Ehefrau so ungern erfüllte“, sprach Elly leise weiter.
Montana fragte sich, woher Bhreac seine Liebhaberqualitäten hatte, wenn seine Frau ihn offenbar nur selten in ihr Bett gelassen hatte.
„ Master Bhreac hatte sich eine Geliebte zugelegt. Ich meine, es ist ja verständlich, dass ein Mann seine Bedürfnisse irgendwie befriedigen muss und wenn die eigene Frau dies nicht tut, dann ...“
„ Hat Lady Adriana davon gewusst?“
„ Oh ja! Es gab ein großes Drama, als sie davon Wind bekam. Sie hat eine riesen Sache daraus gemacht. Dabei hatte sie doch selbst ihren Mann in die Arme einer Anderen getrieben. Master Bhreac war mit der Situation auch nicht glücklich. Er hat mit seiner Mätresse gebrochen und sich in alle möglichen Kriegereien gestürzt. Als er einmal wieder zu Hause war, hat Lady Adriana ihn in ihr Bett gelockt. Um ein Kind zu empfangen. Sie war erfolgreich und wurde schwanger.
Nun, den Rest kennt Ihr ja. Sie starb bei der Geburt. Danach war Master Bhreac noch seltener zu Hause. Er verdiente sich als Söldner und ich glaube, er wollte den Tod herausfordern.“
„ Das ist wirklich eine tragische Geschichte“, meinte Montana mitfühlend.
„ Oh ja, das ist es. Aber noch tragischer ist ...“, die Magd senkte die Stimme erneut zu einem verschwörerischen Flüstern. „... noch tragischer ist der Verdacht, dass der junge Master Ian nicht Master Bhreacs Sohn sein soll. Gerüchte besagen, Adriana hätte eine heimliche Liaison mit Master Duncan gehabt und wurde von ihm schwanger. Deswegen hat sie Master Bhreac in ihr Bett gelockt, damit dieser Fehltritt nicht ans Tageslicht kommt. Das Kind wurde nach nur sieben Monaten geboren und ich habe gehört, er wäre so groß und kräftig gewesen, wie ein voll ausgetragenes Kind.“
„ Das ist ja ungeheuerlich. Weiß Master Bhreac davon?“
„ Ich weiß es nicht. Er hat den Jungen immer wie seinen eigenen Sohn behandelt. Er liebt das Kind und würde nichts auf den Jungen kommen lassen. Aber ich weiß, dass es in der Nacht nach der Geburt eine handfeste Auseinandersetzung zwischen den Brüdern gegeben haben soll. Ich war damals noch nicht hier gewesen aber Morna hat es mir erzählt.“
Montana gewann ein ganz neues Bild von ihrem Entführer. Nicht nur, dass er ein liebender Vater war, er zog aller Wahrscheinlichkeit nach auch noch den Bastard seines Bruders als sein Fleisch und Blut groß. Eine ewige Erinnerung an den Verrat, den seine Frau und sein Bruder an ihm begangen hatten.
„ Kommt. Lasst uns jetzt die Kleider anprobieren“, meinte Elly.
6
Montana fühlte sich gar nicht wohl in ihrer Haut, als sie das Speisezimmer betrat. Trotz Ellys Erklärung, dass es Bhreacs ausdrücklicher Wunsch gewesen sei, dass sie die Kleider der verstorbenen Lady Adriana trug, war sie unsicher, wie er bei ihrem Anblick reagieren würde.
„ Ah, da seid Ihr ja, meine Liebe“, wurde sie von Lady Gwen freundlich begrüßt. „Kommt nur. Nicht so schüchtern.“
Bhreac hatte sich von seinem Stuhl erhoben und war auf sie zugetreten. Auch er war offenbar frisch gebadet. Seine Haare waren ordentlich im Nacken zusammengebunden und er hatte sich rasiert. Statt des Plaids trug er jetzt einfache, beige Kniehosen und ein ungebleichtes Hemd. Seine Augen leuchteten bei ihrem Anblick auf und Montana wurden die Knie weich. Er nahm sie beim Ellenbogen und führte sie zu ihrem Platz.
Mit belegter Stimme murmelte sie ein schwaches „Danke“ und ließ sich auf dem Stuhl nieder. Nachdem auch Bhreac sich wieder auf seinen Platz ihr gegenüber gesetzt hatte, wurde die Unterhaltung am Tisch wieder aufgenommen.
Man reichte
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