Fessel mein Herz (German Edition)
mehr Menschen, umarmten Bhreac, lachten und schwatzten alle durcheinander. Montana kam sich schrecklich einsam vor. Hier hatte sie nichts verloren. Es war weder ihre Familie, noch ihre Zeit.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Begrüßung abflaute und man Montanas Gegenwart registrierte.
„ Mutter, das ist Montana. Sie steht unter meinem Schutz. Montana, das ist meine Mutter, Lady Gwen und dies sind meine Schwägerin, Lady Isabell, meine kleine Schwester Marie und meine Nichten und Neffen und Mrs. Dudson, unsere Haushälterin. Alle anderen wirst du noch kennenlernen.“
Montana wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Gab man Leuten in diesen Zeiten die Hand? Sollte sie einen Knicks machen oder was? Da sie schlicht keine Ahnung hatte, nickte sie einfach jedem der Vorgestellten zu und murmelte ein verlegenes Hallo.
Bhreacs Mutter schien eine resolute Frau zu sein. Sie schalt ihren Sohn, dass er Montana in dieser unpassenden Kleidung reisen ließ und dass das arme Kind vollkommen erschöpft sei, dann nahm sie Montana einfach beim Arm und ihr blieb nichts anderes übrig, als der alten Dame ins Haus zu folgen. Bhreac und die inzwischen wieder laut durcheinander quatschende Meute folgten ihnen.
*
Lady Gwen hatte die Mägde Elly und Morna angetrieben, Montana ein Bad in ihrem Zimmer, dass man ihr zugeteilt hatte, zu bereiten. Nun lag Montana in der Holzwanne im dampfenden und nach Kräutern duftenden Wasser und genoss die Wärme und das Gefühl von Reinlichkeit. Da die Wanne sehr klein war, musste sie immer entweder die Beine oder den Oberkörper draußen halten, doch da man ein warmes Feuer angezündet hatte, tat das ihrem Genuss keinen Abbruch. Sie hatte sich von ihrem Schock erholt und da sie im Moment an ihrer Lage gar nichts ändern konnte, fand sie sich fürs Erste damit ab. Sie würde sich später darüber Gedanken machen, wie sie wieder nach Hause gelangen konnte. Es musste einen Weg geben!
Sie hatte keine Ahnung, was man mit Bhreac unterdessen veranstaltete, doch das war ihr auch herzlich egal. Nach der anstrengenden Woche auf dem Pferderücken und unbequemen Schlafplätzen hatte sie ein wenig Entspannung bitter nötig. Heute Nacht würde sie bequem schlafen. Das Zimmer verfügte über ein breites, einladend aussehendes Bett mit einem dicken Federbett. Was für ein dekadenter Luxus nach den harten Lagern der letzten Tage.
Es klopfte an der Tür.
„ Miss? Hier ist Elly. Ich bringe Euch etwas zum Ankleiden.“
„ Komm herein.“
Die Tür öffnete sich vorsichtig und das Mädchen huschte ins Zimmer, die Tür sogleich wieder verschließend. Sie hielt einen Berg von Kleidern im Arm und legte alles auf das Bett.
„ Soll ich Euch das Haar waschen?“, bot das junge Mädchen an.
„ Oh, das wäre wunderbar.“
Elly erwies sich als sehr geschickt und gesprächsbereit. Während sie Montana das Haar wusch und es ausspülte, beantwortete sie ihr bereitwillig alle Fragen. So erfuhr Montana, dass Bhreac der zweite Sohn war. Der Erstgeborene war Duncan, der wahrscheinlich auf dem Schlachtfeld von Culloden umgekommen war. Man hatte noch keine Nachricht über sein Schicksal erhalten. Duncans Frau Isabell hatte ihm sechs Kinder geboren, wovon eines kurz nach der Geburt gestorben war. Bhreacs kleine Schwester Marie war so klein nicht. Auch wenn sie erst einundzwanzig war, so war sie bereits dreifache Mutter von einem Jungen von vier Jahren und zweijährigen Zwillingsmädchen. Dann gab es da noch Ian. Bhreacs Sohn. Montana erfuhr, dass Bhreacs Frau und Ians Mutter im Kindbett verstorben war. Es stimmte sie wenigstens etwas versöhnlicher, dass Bhreac, als er mit ihr geschlafen hatte, doch nicht verheiratet gewesen war.
Nach dem Bad saß Montana, in ein Trockentuch gehüllt, vor dem Feuer und ließ sich von Elly die Haare kämmen.
„ Lady Gwen sagt, ich soll Euch die Kleider anprobieren lassen. Sie gehörten Lady Adriana. Sie hatte Eure Größe und auch die Figur war der Euren ähnlich. Die Kleider sollten Euch passen. Ein wenig ändern hier und da, ist ja schnell gemacht.“
„ Wer ist Lady Adriana?“, wollte Montana wissen, obwohl sie schon ahnte, um wen es sich handeln musste und genau dies war ihr ein wenig unangenehm.
„ Master Bhreacs verstorbene Frau. Sie war eine Schönheit. Genau wie Ihr.“
„ Was wird Master Bhreac denken, wenn ich die Kleider seiner verstorbenen Frau trage? Vielleicht ist es ihm gar nicht recht.“
„ Aber es war seine Idee. Lady Gwen wollte Euch ursprünglich
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