Fessel mein Herz (German Edition)
ruhig.“
Sie wiegte ihn wie ein kleines Kind und redete beruhigend auf ihn ein. Nach einer Weile verebbte das Schluchzen und sie saßen schweigend und eng umschlungen da.
„ Lass uns hineingehen“, sagte sie und er löste sich langsam von ihr.
Sie erhoben sich und gingen auf das Haus zu. Plötzlich schien der Boden unter ihnen zu vibrieren und sie schaute ihn an, ob er es auch gespürt hatte. An seinem verwirrtem Blick erkannte sie – er hatte!
Er fasste nach ihrer Hand, dann erschien ein gleißendes Blitzen und schließlich hüllte sie die Dunkelheit ein.
5
Als sie wieder zu sich kam, lag sie im Gras. Benommen setzte Montana sich auf und schaute Bhreac an. Er wirkte ebenso verwirrt, wie sie. Waren sie beide ohnmächtig geworden? Hatte dieses Vibrieren des Bodens damit zu tun gehabt?
„ Was war das?“, fragte Bhreac und schüttelte den Kopf.
„ Ich weiß es nicht.“
Plötzlich ertönte aufgeregtes Hundegebell und Bhreac und Montana wandten sich erschrocken um. Vom Haus her kam ein großer Jagdhund auf sie zu. Wo kam der denn jetzt auf einmal her? Ein tollwütiger Streuner? Wollte er über sie herfallen?
„ Dexter?“, stieß Bhreac ungläubig aus, dann hatte das Ungetüm sie schon erreicht und fiel über Bhreac her. Montana schrie entsetzt auf.
Es dauerte eine Weile, ehe Montana begriff, dass hier Hund und Herr miteinander spielten und es nicht ernst war. Doch wenn Bhreac diesen Hund kannte, dann …
Montana ließ ihren Blick zu dem Haus gleiten und sie glaubte, ihr Herz hätte für eine kurze Weile ausgesetzt, ehe es heftig wieder in ihrer Brust zu schlagen begann. Das Haus sah ganz anders aus, als noch vor wenigen Minuten. Es war vollkommen intakt mit einem schiefergedeckten Dach und rauchenden Schornsteinen. Vorhänge hingen vor den Fenstern und wo vorher nur wilde Wiese gewesen war, erblickte sie jetzt einen groß angelegten Gemüsegarten und ein Hühnergehege.
Mit offenem Mund starrte sie auf Bhreac, der sich langsam mit dem Hund geeinigt hatte, wer oben und wer unten lag; der Hund lag oben; dann schaute sie zu dem Grab. – Es war nicht mehr da!
„ Was zur Hölle geht hier vor?“
Bhreac kam unter dem Hund hervor und grinste sie an.
„ Wir sind zu Hause! Und zwar in meiner Zeit. – Es ist phantastisch! Wir sind tatsächlich durch die Zeit gereist.“
„ Schön, dass dich das freut, doch meine Begeisterung hält sich in Grenzen“, erwiderte sie trocken.
Mühsam versuchte sie zu realisieren, was offenbar geschehen war. Das war absolut unglaublich! Sie konnte doch nicht …? Oder doch? Sie zwickte sich in den Arm, um zu sehen, ob sie träumte. Natürlich träumte sie nicht. Auch half es nicht, die Augen zu schließen und wieder zu öffnen. Sie befand sich eindeutig am selben Platz wie wenige Augenblicke zuvor, nur dass die Szenerie komplett verändert war. Außer einer Zeitreise, gab es keine andere Erklärung. Panik erfasste sie. Das durfte nicht sein!
„ Nein!“, keuchte sie. „N E I N !“
Bhreac fasste sie am Arm.
„ Lass uns erst einmal ins Haus gehen und meine Familie begrüßen.“
Er musterte sie und schüttelte den Kopf.
„ Wie ich meiner Mutter deine Kleider erklären soll, ist mir allerdings ein großes Rätsel.“
„ Das ist mir Scheiß egal!“, brauste Montana auf. „Es ist alles deine Schuld! Nur weil du mich entführt hast, sitze ich jetzt in diesem Schlamassel fest! Ich … ich hasse dich!“
Der Schock über ihr Schicksal entlud sich in unbändiger Wut und sie ging mit Fäusten auf Bhreac los. Der ließ die Schläge eine Weile über sich ergehen, ehe er sie schließlich bei den Handgelenken fasste.
„ Hör auf! Das hilft dir jetzt auch nicht mehr. E s t u t m i r l e i d! In Ordnung? Ich habe das nicht gewollt, aber es ist nun einmal passiert. – Ich werde dich nicht allein lassen. – Ich kümmere mich um dich.“
„ Ich lege aber keinen Wert darauf, dass du dich um mich kümmerst !“, schrie sie wütend. „Ich will nur nach Hause! Ich hatte ein Leben in meiner Zeit und ein verdammt gutes dazu! Ich muss zurück!“
Sie brach in Schluchzen aus und Bhreac schloss sie in seine Arme.
Der Tumult hatte die Bewohner des Hauses hinter das Haus gelockt. Ein Junge löste sich von der Hand einer älteren Frau und rannte auf sie zu.
„ Papa!“
Bhreac blickte auf und ein Lächeln erhellte sein Gesicht. Dann lachte er laut auf und sprang auf, um seinen Sohn in die Arme zu schließen.
Benommen betrachtete Montana die Szene. Nach und nach kamen immer
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