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Fessel Mich

Fessel Mich

Titel: Fessel Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Wolff
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und ging die Stufen des Eingangsbereichs wieder nach unten, um den Kopf in den Nacken zu legen und zu den oberen Fenstern hochzusehen. War da nicht gerade noch sein Gesicht gewesen?
    Wie er eben ausgesehen hatte. Ausgepowert, verschwitzt, anbetungswürdig. Und war er nicht eindeutig ein bisschen froh gewesen, mich wiederzusehen? Unter der Verwunderung und dem Ärger?
    Mist, warum hatte ich mich nicht vernünftig erklären können? Ich hätte nur sagen müssen, dass ich ihn so abrupt hinausgeworfen hatte, weil ich ihn mochte! Mehr als das. Dann hätte er zugeben können, mein Verhalten falsch interpretiert zu haben, und wir hätten… uns in die Arme fallen können oder so.
    ‚Oh Mann, Flo, dir ist nicht mehr zu helfen‘…
    Andererseits… war er heute Früh eifersüchtig bei mir aufgekreuzt und hatte indirekt zugegeben, dass ich ihm nicht ganz egal war. Und er hatte mich auf der ‚Fessle mich‘ -Party vor einem halben Jahr ohne irgendeine Gegenleistung zu mir nach Hause gebracht, obwohl ich mehr als nur ein bisschen alkoholisiert war. Warum? ‚Warum‘, zum Henker?
    Mist. Wie ich diese Ungewissheit hasste. Ich würde ihn einfach direkt darauf ansprechen müssen und meine Gefühle offen legen, auch wenn ich mich damit völlig lächerlich machen konnte, und ihm die Sache mit meinen Eltern erklären.
    Und dann hatte er mir gefälligst ein paar Antworten zu geben.
    Aber wie brachte ich ihn dazu, mir zuzuhören? Ich konnte ja schlecht vor seinem Haus kampieren und darauf warten, dass er zu seiner Arbeit ins ‚Palace‘ aufbrach. Das war wirklich eine Spur zu verzweifelt.
    Vielleicht konnte ich ihn – ganz zufällig – im ‚Palace‘ erwischen? Nach einem seiner Gogo-Auftritte in ihn hineinlaufen? Oder ihn kurz vor den Angestelltenräumen abfangen? Wie ich ihn dann dazu brachte, mir zuzuhören, war ja eine ganz andere Frage. Möglicherweise –
    Die Idee durchzuckte mich wie ein Blitz – natürlich! Er musste mir ja nicht zwangsläufig zuhören – zumindest nicht am Anfang. Ich musste nur erst einmal seine Aufmerksamkeit kriegen.
    Völlig begeistert von meinem Einfall, warf ich einen raschen Blick auf die Uhr – kurz vor sechs – und stellte fest, dass mir noch genügend Zeit blieb. Trotzdem beeilte ich mich, zu meinem Auto und zurück in meine Wohnung zu kommen, wo ich sofort den Computer anwarf. Immerhin war ich niemand, der mal eben so aus den Tiefen seines Gehirns irgendwelche Zitate abspulen konnte.
    Als ich glaubte, in den Weiten des Internets etwas Geeignetes gefunden zu haben, schwang ich mich wieder in mein Auto und legte mich beim ‚Palace‘ -Parkplatz auf die Lauer. Der Laden machte regulär zwar erst um 22:00 Uhr auf, aber wie es sich mit den Gogos verhielt, wusste ich ja nicht. Möglicherweise tauchten die schon eher hier auf, um Choreographien oder was auch immer einzustudieren. Wahrscheinlicher war jedoch, dass ich mich auf eine sehr lange Wartezeit einstellen musste.
    Gegen halb neun tat sich das erste Mal was auf dem Parkplatz, als der Besitzer des Palace zusammen mit seiner Marketingleiterin – bekannt aus der Lokalzeitung – eintrudelte, in unregelmäßigen Abständen gefolgt von verschiedensten Angestellten vom Türsteher über den Kellner bis hin zum Barkeeper. Um kurz vor zehn wurde ein attraktiver Typ auf dem Parkplatz abgesetzt, der vom Aussehen her locker ein Gogo sein könnte und mir sogar vage bekannt vorkam. Allerdings war ich mir nicht so ganz sicher, weshalb ich auch ihn unbehelligt an mir vorbeimarschieren ließ.
    Den nächsten allerdings nicht, denn den erkannte ich zweifelsfrei wieder: Jannis. Der Gogo, hinter dem Rick vor einer Woche noch auf der ‚Fessle mich‘ -Party her gewesen war und den er dann leider gegen mich hatte eintauschen müssen.
    Hastig sprang ich aus meinem Wagen und rannte zu ihm rüber, als er gerade eine Tasche aus seinem Kofferraum zu Tage förderte.
    »Jannis.«
    Überrascht drehte der sich um und konnte mich sichtlich nicht einordnen. »Kenne ich dich?«
    »Nein, das heißt, ja, eventuell. Wir haben uns letzte Woche kurz gesehen und du –«
    Genervt unterbrach er mich, indem er geräuschvoll den Kofferraum zuschlug. »Kann mich nicht erinnern. Also kannst du nicht so gut gewesen sein, dass ich’s auf eine Wiederholung ankommen lassen will.« Er schenkte mir ein unverbindliches Lächeln und wandte sich dann einfach zum Gehen um.
    Was für ein Arsch!
    Ungerührt hielt ich mit ihm Schritt. »Wir haben nicht miteinander geschlafen.«
    »Auch das

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