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Fessel Mich

Fessel Mich

Titel: Fessel Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Wolff
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als ich ein helles Aufbellen hinter mir hörte.
    Ich war noch nicht ganz herumgewirbelt, da knurrte Rick mich schon an: »Was zum Teufel willst du denn hier?« Gleichzeitig zog er zwei Stöpsel aus seinen Ohren und stopfte sie zusammen mit dem mp3-Player in die Tasche seiner Sporthose. Dazu trug er ein verschwitztes, weißes T-Shirt und Sportschuhe. Strohblonde Haarsträhnen fielen ihm ins erhitzte Gesicht, aus dem er mich mit schmalen, goldbraunen Augen musterte.
    Er bot einen so unglaublichen Anblick, dass es mir kurzzeitig die Sprache verschlug und ich verzückt darüber nachdachte, mich gleich hier und jetzt auf ihn zu stürzen und noch ein bisschen mehr ins Schwitzen zu bringen.
    »Du … joggst?«, brachte ich das Erstbeste zustande, was mir durch den Kopf schwirrte, als er sich leicht ungeduldig die Haare aus der Stirn wischte.
    »Hin und wieder. Was willst du?«
    Okay, er war eindeutig nicht zu Smalltalk aufgelegt.
    Automatisch strich ich Rusty, der um meine Beine herumwuselte, über den Kopf. »Mit dir reden.«
    »Ah. Klar. Kein Problem. Über unser gemeinsames Studienfach, vielleicht? Ich wette, da hätten wir uns eine Menge zu … erzählen .«
    Kein Smalltalk und definitiv kein Kinderspiel. »Hör auf damit, okay? Ich kann nichts dafür, dass mein Vater das so abwertet.«
    Rick schnaubte. »Nein, wohl kaum. Aber etwas dagegen tun, wolltest du auch nicht.«
    »Ja … ich meine, nein … also …« Ein bisschen hilflos suchte ich nach Worten. »Aber das ist doch nur, weil … meine Eltern …«
    »Ja, ja.« Rick winkte ab. »Steck’s dir sonst wohin. Ich bin spät dran.«
    Entsetzt erkannte ich, dass er sich einfach an mir vorbeischieben wollte. Hastig griff ich nach seinem Arm, um ihn zurückzuhalten. »Rick, bitte. Meine Eltern sind in dieser Hinsicht etwas schwierig. Immer auf ihren Ruf bedacht und die Firma … und sicherlich haben sie auch einige Vorurteile –«
    »Vorurteile ist gut.« Grob entwand er mir seinen Arm. »Die haben mich wie den letzten … ich habe mich wie … ach, vergiss es doch.« Er kramte in seinen Taschen nach dem Hausschlüssel und machte schon wieder Anstalten, an mir vorbei zu gehen.
    »Nein, du hast Recht«, sagte ich und schob mich ihm wieder in den Weg, was ihn genervt aufstöhnen ließ. »Es war nicht richtig, dich so abzufertigen, aber in dem Moment war es einfacher –«
    »Für dich?«
    »Nein, verdammt. Für dich. Meine Eltern hätten dich sonst in der Luft zerfetzt.«
    Rick grinste schief. »Nun, dann muss ich dir wohl für die strahlende Rettung danken, mein Held.« Ohne Vorwarnung packte er mich grob am Kinn und drückte mir einen ganz und gar nicht sanften Kuss auf die Lippen, ehe er mich wieder freigab, dabei aber nicht nennenswert zurückwich. »Vielen Dank für diese erquickliche Zeitreise in die Vergangenheit – alle ziehen den Schwanz ein und keiner steht zu mir.« Damit ließ er mich los und schlängelte sich an mir vorbei, während ich noch an seinen Worten zu knabbern hatte.
    Mist. Natürlich hatte er wieder daran denken müssen. Aber die Situation war doch eine ganz andere gewesen. Ich hatte ihm dadurch geholfen , dass ich ihn buchstäblich zur Tür rausgekickt hatte – oder hätte er sich vielleicht gerne den Vorwurf angehört, nur mit mir geschlafen zu haben, um über mich an Beziehungen heranzukommen?
    Sicherlich hätte ich mich auch in seinem Beisein zu ihm bekennen können, aber einerseits hätte das tatsächlich alles verkompliziert und andererseits… wusste ich ja gar nicht, ob er mir dieselben Gefühle entgegen brachte wie ich ihm. Und ich sprang nicht gerne ins kalte Wasser, wenn er mir deswegen also einen Vorwurf machen wollte…
    Allerdings hatte Rick offensichtlich anderes im Sinn, denn schnell hatte er die Haustür aufgeschlossen und Rusty mit dem Kussgeräusch hineingerufen. Bevor er mir die Tür jedoch vor der Nase zuknallte, sagte er noch: »Du hast dich kein Stück verändert.«
    »Das ist nicht« – RUMMS! – »wahr.«
    Himmel!
    Ich sprang zur Haustür zurück und klingelte Sturm bei ihm, ehe mir nach fünf Minuten aufging, wie kindisch ich mich verhielt.
    Nein, nicht kindisch. Eher verzweifelt, verletzt… Wollte er das jetzt vielleicht so im Raum stehen lassen und gut war’s? ‚Auf Wiedersehen, Florian, du bist immer noch eine feige Sau, also zieh’ Leine‘? Oder war das für ihn einfach nur eine bequeme Lösung, mich loszuwerden, weil er nach dem Sex sowieso nichts anderes mehr wollte?
    Frustriert fuhr ich mir durch die Haare

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