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Fessel Mich

Fessel Mich

Titel: Fessel Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Wolff
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Tasche hervor.
    »Und was wird das?«
    Täuschte ich mich, oder klang da tatsächlich eine Spur Neugierde aus seiner Stimme heraus?
    Ich tat ihm nicht den Gefallen einer Antwort, sondern schlängelte mich an ihm vorbei aus der einen Kabine heraus, um an die Tür der zweiten den Zettel mit der fetten Aufschrift: ‚ DEFEKT‘ , zu kleben. Dann schlüpfte ich in die Kabine, war aber nicht schnell genug, auch die Tür zuzuziehen und abzuschließen, weil Jannis dazwischen sprang.
    Ergeben seufzte ich auf. »Das ist dein Teil der Version. Ich springe aus der Kabine heraus und beglücke Rick.«
    Zu deutlich sah ich, wie Jannis sich ein Grinsen verkneifen wollte, was ihm aber nicht ganz gelang. »Und woher willst du wissen, wann es Rick ist, der reinkommt?«
    »Das merke ich schon«, erwiderte ich zuversichtlich und zog, als Jannis endlich zurücktrat, die Kabinentür zu und schloss ab.
    Danach dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis überhaupt mal jemand die Toilettenräume betrat und dann war es noch nicht mal Rick. Zumindest reagierte derjenige nur mit einem missfälligen Grunzen auf das Zitat und ich bezweifelte doch, dass Rick so etwas getan hätte. Außerdem brüllte er schon beim Rausgehen einem anderen zu, dass irgendjemand die Klos voll geschmiert hätte, und die Stimme gehörte eindeutig nicht zu Rick.
    Um nicht vorzeitig entdeckt zu werden, hatte ich mich auf den heruntergeklappten Toilettendeckel gehockt und zusätzlich die Kabinentür abgeschlossen, merkte aber allmählich, wie mir die Beine einschliefen. Allerdings traute ich mich nicht, mich aufzurichten, weil dann bestimmt just in diesem Moment die Tür aufgegangen wäre und ich es im schlechtesten Fall noch nicht einmal gehört hätte. Inzwischen drang nämlich von unten aus den ‚Palace‘ -Räumen Musik, hauptsächlich aber dröhnender Bass zu mir hoch, auch wenn es gerade mal halb elf war und die Musik noch nicht ganz aufgedreht worden war. Sie mischte sich mit den wilden Technobeats aus dem Aufenthaltsraum, mit denen sich die Gogos wohl auf ihre Auftritte einstimmen wollten, Posen übten oder irgendetwas in der Richtung.
    Es fühlte sich total seltsam an, das alles aus den stillen Toilettenräumen mitzubekommen. Ich fragte mich, ob Rick sich während seiner Schulzeit auch immer so völlig… daneben vorgekommen war, als er die Pausen stumm und alleine auf dem Klo verbracht hatte, obwohl rund um ihn herum das Leben tobte?
    Als plötzlich schwungvoll die Tür aufgestoßen wurde, wäre ich beinahe vor Schreck von meinem Toilettendeckel gesegelt, fand aber gerade noch rechzeitig mein Gleichgewicht wieder.
    »… ist um halb zwölf!«, grölte es durch die laute Musik zu mir durch.
    »Weiß ich!«, rief Rick zurück und beim Klang seiner Stimme machte mein Herz unvermutet einen gewaltigen Satz in meiner Brust.
    Ach du Schreck! Es ging los! Hoffentlich würde er mir zuhören und hoffentlich hatte ich nicht alles komplett falsch interpretiert.
    Angestrengt lauschte ich auf seine Bewegungen, aber erst schien er sich einige Sekunden lang tatsächlich im Spiegel zu betrachten, weil er sich gar nicht rührte. Dann trat er in die zweite Kabine und schloss ab. Ich konnte hören, wie er seinen Gürtel öffnete, den Reißverschluss, wie er pinkelte – ‚Himmel! Nun schau’ doch mal genauer hin‘!
    Es konnte doch nicht sein, dass er die fetten, schwarzen Wörter auf der weißen Kachelwand nicht sah! Oder dass er ihnen überhaupt gar keine Bedeutung beimaß!
    Reißverschluss, Gürtel, Spülung… dann schloss er auf und ging zum Waschbecken rüber.
    ‚Ich fass’ es nicht‘! Hatte der Typ überhaupt keine Augen im Kopf? Oder war mein glorreicher Plan so schlecht? Vielleicht hielt er das Gekritzel auch einfach nur für irgendeinen Scherz seiner beschränkten Tanzkollegen? Aber… der Inhalt! Das durfte ja wohl nicht wahr sein!
    Fassungslos horchte ich auf seine Schritte, wie sie zurück zur Tür gingen, er öffnete sie, Schritte, und die Tür knallte wieder zu, Stille.
    Er hatte überhaupt kein Interesse daran, die Worte zu verstehen! Kein Interesse an einer … Aussprache? An mir? Oh, verflucht!
    Frustriert sackte ich auf dem Klodeckel zusammen und seufzte schwer.
    »Komm schon raus, wenn du mit mir reden willst«, schreckte mich seine Stimme unvermittelt wieder auf. »In einer Stunde hab’ ich ’nen Auftritt.«
    Dieser verdammte…!
    Überhastet griff ich nach dem Kabinenschloss und drehte es in derselben Bewegung auf, als ich vom Klodeckel stieg.
    Nein,

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