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Fessel Mich

Fessel Mich

Titel: Fessel Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Wolff
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fiel.
    Meine Beine waren eingeschlafen und versagten kurzzeitig und sehr unpassend ihren Dienst.
    Hervorragend.
    Schmerzhaft krachte ich gegen die Toilettentür und drückte mit dem Ellenbogen die Klinke herunter, so dass ich weiter stolperte und im nächsten Moment ins Nichts fiel, weil es keine Stütze mehr gab. Bevor ich jedoch mit dem Boden kollidieren konnte, stürzte Rick heran und ich landete schwer und ziemlich direkt in seinen Armen.
    Mist.
    So hatte ich mir das ganz und gar nicht vorgestellt. Auch wenn es ein durchaus angenehmes Gefühl war, in Ricks Armen zu liegen. Irgendwie richtig. Am liebsten wollte ich hier gar nicht mehr weg.
    »Oh Mann.« Rick seufzte und stellte mich wieder gerade hin, allerdings hatte weder er noch ich mit dem kribbeligen Wabbelgefühl in meinen Beinen gerechnet, so dass ich leicht schwankte, als er mich losließ. Sofort packte Rick wieder zu. »Alles klar?«
    »Ja«, murmelte ich ein bisschen beschämt und schüttelte abwechselnd beide Beine, damit das Leben in sie zurückkehrte. »Meine Beine sind eingeschlafen.«
    »Eingeschlafen?«, wiederholte Rick belustigt. »Wie lange hockst du denn schon auf dem Klo?«
    »Eine Weile. Ich muss mit dir reden.«
    »Das habe ich heute doch schon mal gehört.«
    »Nun« – ich richtete mich gerade auf und schüttelte somit unbewusst Ricks Hand ab – »da habe ich das Ganze falsch angepackt«, gab ich unumwunden zu.
    »Ah, und eine weitere Reise in die Vergangenheit nennst du richtig angepackt?« Er zeigte mit dem Daumen in Richtung der Toilettenkabine. »Der Besitzer kriegt ’nen Anfall, wenn er das Geschmiere sieht.«
    »Geschmiere?«, echote ich und fühlte mich ein wenig angegriffen. »Hast du dir überhaupt durchgelesen, was da steht?« Ich hatte mich durch das halbe Netz gegoogelt, um das Zitat zu finden und ich fand, dass es hervorragend auf unsere Situation passte. Außerdem teilte es dem aktiv denkenden Menschen mit, was ich für Rick empfand. Aber vielleicht hätte ich für diesen begriffsstutzigen Idioten vor mir lieber Jannis’ Kindergartenvorschlag nehmen sollen; offensichtlich befanden sich die zwei doch auf einem Niveau.
    »Für mich mein schöner Freund«, zitierte Rick da zu meiner Überraschung fehlerlos, »wirst du nie alt; wie ich dich erstmals sah, erscheinst du mir noch heut, so schön.«
    Verblüfft blinzelte ich ihn an. Er musste eben wohl doch ein bisschen konzentrierter auf die paar Zeilen gesehen haben, als angenommen. Was allerdings nicht erklärte, warum er mich jetzt genauso intensiv ansehen musste. Ein wenig unbehaglich räusperte ich mich. »Ja, richtig. Und?«
    »Und? Ich hoffe, du erwartest nicht von mir, dass ich mit Shakespeare antworte. Ich zaubere den Kerl auch nicht aus dem Hut.«
    Innerlich rollte ich mit den Augen und flehte um Geduld. Musste er es mir eigentlich immer so verdammt schwer machen? »Und – was hältst du davon?«
    Er betrachtete mich lange, ehe er überhaupt reagierte, indem er sich mit den Fingern durchs Haar fuhr. »Es irritiert mich«, entgegnete er vorsichtig und immer noch abwägend. »Heute Morgen bei deinen Eltern hast du etwas anderes ausgedrückt.«
    »Ich habe dir schon gesagt, dass das ein Missverständnis war«, beeilte ich mich, ihm zu erklären. »Ich wollte dich aus der Wohnung haben, weil sich meine Eltern sonst mit zig Fragen und noch mehr versteckten Anstachelungen auf dich gestürzt hätten.«
    »Das hast du heute Nachmittag auch schon gesagt. Glaubst du nicht, ich kann für mich selbst sprechen?«
    »Doch.« Ich atmete tief durch, um das leichte Zittern aus meiner Stimme zu kriegen. »Aber ich wollte auch nicht, dass sie kaputt machen, was… was war. Ich… ähm, hab’… dich wirklich sehr gern, Rick.« Himmel! Wer hätte gedacht, dass mein Herz so hämmern könnte! Noch dazu praktisch völlig schutzlos in meiner ausgestreckten Hand. Rick musste nur danach greifen, um es wahlweise zu zerquetschen oder… »Und ich befürchtete, dass das, was du eventuell für… für mich empfinden könntest, durch meine Eltern… na ja, den Bach runtergeht. Ich…«
    Okay, das Zittern hörte eindeutig nicht auf und sprang jetzt zusätzlich noch von meiner Stimme auf meine Hände über, so dass ich sie schnell in den Hosentaschen vergrub. Außerdem musste ich seinem Blick ausweichen, weil es mich wahnsinnig machte, in diesen goldbraunen Augen nicht lesen zu können. Ich war mir noch nie so ausgeliefert vorgekommen. Und es wäre wirklich sehr schön, wenn Rick endlich mal anders

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