Fessel Mich
begrüßt zu werden. Die Tatsache, dass sein schwarzes Fell leicht feucht war, ließ mich vermuten, dass Rick auch schon kurz mit ihm draußen im Nieselregen gewesen war. Unglaublich, musste der Kerl eigentlich nie schlafen? Na, Hauptsache, er würde gleich im ‚Edelweiß‘ nicht plötzlich mit dem Gesicht nach vorne ins frisch zubereitete Rührei fallen. Ich hatte nämlich durchaus vor, meinen Eltern durch ihn eine kleine Lektion zu erteilen und, ja, zugegeben, ein bisschen angeben wollte ich mit ihm auch. Und da unsere Beziehung inzwischen einen ganzen Monat andauerte, fühlte ich mich dazu auch durchaus berechtigt. Außerdem hatte ich mich selten so rundum zufrieden und glücklich gefühlt und ich wollte, dass meine Eltern das sahen und vor allen Dingen auch denjenigen kennen lernten – richtig kennen lernten – der dafür verantwortlich war.
Natürlich hatten wir ab und an ein paar kleinere oder auch größere Streitigkeiten, aber bisher hatten wir sie immer erfolgreich bewältigen können, und bis jetzt war es mir noch nicht so vorgekommen, als ob wir uns demnächst satt haben könnten. Ich war mir bewusst, dass es ein sehr großer Schritt war, ihn meinen Eltern zu präsentieren, besonders weil immer noch keiner von uns dem anderen seine Liebe gestanden hatte, obwohl ich zumindest von mir wusste, dass sie eindeutig da war.
Für Rick konnte ich da natürlich nicht sprechen, aber so vom Gefühl her… und wenn es so weiterging wie bisher…
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, dass Rusty mit seiner Schnauze schon wieder gefährlich nahe an meinen Unterleib herangerückt war. Ich wurde erst darauf aufmerksam, als Rick von der Schlafzimmertür aus das Kussgeräusch machte und Rusty daraufhin ruckartig den Kopf bewegte. Mir war auch nicht aufgefallen, dass Rick sich im Türrahmen postiert und mich beobachtet hatte.
»Wenn du hier weiterhin Löcher in die Luft starrst, kommen wir noch zu spät«, sagte er in einem leicht seltsamen Tonfall, während er Rustys Kopf kraulte.
»Ich habe nur deiner besseren Hälfte Guten Morgen gesagt.«
Rick lächelte. »Das weiß ich zu schätzen.«
Selbstverständlich tat er das. Er liebte Rusty. Und wenn ich eingebildet klingen wollte, konnte ich sagen, dass er mich immer häufiger so ansah, wie er ihn anzusehen pflegte. Na ja, oder fast. Ein bisschen anders sah er mich schon an, aber das war vermutlich auch gut so, weil er mir ja nicht irgendwann einen Hundenapf unter die Nase schieben sollte.
»Ich werd’ dann jetzt mal duschen gehen.«
»Okay. – Florian«, hielt er mich noch mal auf, als ich mich gerade herumgedreht hatte.
»Ja?« Ich wandte mich wieder um und bemerkte leicht überrascht, dass er auf mich zukam.
Unvermittelt hämmerte mein Herz in einem wilden Stakkato los, als ich den Blick in seinen goldbraunen Augen erkannte. Ich stand so unter Spannung, dass sich mein Magen vor Freude zusammenzog und ich eine Gänsehaut bekam, als er mein Gesicht mit beiden Händen umschloss. Er zögerte kurz, ließ den Blickkontakt noch länger bestehen, bis ich glaubte, völlig in seinen Augen versunken zu sein, und öffnete dann den Mund.
Anstatt dass er jedoch etwas sagte, überbrückte er den letzten Rest Abstand zwischen unseren Gesichtern und küsste mich auf so verzehrend liebevolle Art und Weise, dass ich seufzend die Augen schloss und die Arme um ihn schlang. Und mit einem Mal war es mir egal, ob er es sagte oder nicht, weil dieser Kuss so viel ausdrückte, dass er es eigentlich nicht mehr brauchte. Das änderte aber nichts daran, dass die Worte auf meiner Zunge lagen und regelrecht herauspurzelten, als wir uns wieder voneinander lösten, ohne uns von der Stelle zu rühren.
»Ich liebe dich«, flüsterte ich an seinen Lippen, während mir das Herz buchstäblich bis zum Hals hämmerte und bewirkte, dass meine Stimme leicht zittrig klang. »Patrick«, fügte ich nach einer kurzen Pause noch hinzu und konnte mir dabei ein Lächeln nicht verkneifen, das von ihm jedoch sofort aufgenommen wurde.
»So was Ähnliches wollte ich auch sagen«, raunte er.
»Dann tu’s doch.«
Er schwieg, und ich merkte, wie sich trotz allem eine leichte Enttäuschung in mir breit machen wollte, die ich aber vehement vertrieb. Ich wusste, dass er sehr viel für mich empfand, da musste er es nicht unbedingt aussprechen. Ich hatte es ja auch nicht erwartet.
Dann legte er seine Stirn vorsichtig gegen meine und murmelte beinahe lautlos: »Ich liebe
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