Fessel Mich
etwas schmerzhaft zusammen. Vorsichtiger, als wahrscheinlich angebracht wäre, schiebe ich den Ärmel seines weiten, dunkelblauen Kapuzenpullovers, auf dem irgendein unkenntlicher Aufdruck prangt, hoch und frage mich in derselben Sekunde, worauf ich mich da eigentlich einlasse. Eigentlich sollte ich nicht lang fackeln und die Polizei rufen. Interessiert mich doch nicht, wenn ihn sein Vater...
Unwillkürlich stocke ich, als ich die bläuliche Verfärbung erblicke, die an seinem Ellenbogen losgeht und sich noch ein bisschen weiter nach oben zieht. Sieht sehr frisch aus.
»Hör mal«, fange ich leicht betreten an; nicht, dass der Freak am Ende noch die Wahrheit gesagt hat, »nur weil du einen blauen Fleck hast, heißt das nicht... Ich meine, hast du dich irgendwo gestoßen?«
»Ich bin die Treppe runter gefallen«, faucht er biestig. »Ich bin so ungeschickt und tollpatschig, es ist alles meine Schuld.«
Da kann ich irgendwie nicht drüber lachen.
»Außerdem... wer hat gesagt, dass es einer ist?«
Ohne auf eine Aufforderung zu warten, zerrt er mit der rechten Hand seinen Pullover und das T-Shirt darunter hoch und präsentiert mir seinen nackten, flachen Bauch, auf dem... ach du Scheiße.
Seine linke Seite ist ein einziger blauer Fleck, der sich bis zu den Rippen hochzieht, als hätte ihn jemand getreten, während er schon am Boden gelegen hat.
Mir wird ein bisschen schlecht.
»Sind das genug Beweise, Herr Hauptkommissar?«, fragt er leicht bibbernd, weil die Kälte ihm so wohl ganz schön zu schaffen macht. Kein Wunder. Ist auch der reinste Hungerhaken.
Grimmig zieht er den Pulli wieder runter und rupft seinen anderen Arm aus meiner Umklammerung, die ich plötzlich ganz locker lasse, um seine Jacke wieder zuzuziehen. Dann hebt er den Rucksack auf und schwingt ihn sich über die Schulter.
»Keine gehässige Bemerkung?«
»Du solltest damit wirklich zur Polizei«, sage ich dumpf, weil mich diese offensichtlichen Beweise seiner Geschichte unvorbereitet erwischt haben. »Oder zu einem Arzt. Vielleicht ist was gebrochen oder angeknackst.«
Er verzieht höhnisch den Mund. »Wenn du mir helfen willst, dann biete mir einen Schlafplatz an. Auf alles andere scheiß’ ich.«
Oh Mann. Wie zum Henker bin ich denn da jetzt nur reingeraten?! Scheiße. Ich hätte standhaft bleiben und ihn einfach ignorieren sollen. Wie kann ich ihn denn jetzt noch ignorieren? Außerdem soll’s in der Nacht minus acht Grad werden. Und wenn ich morgen einfach die Polizei rufe, ohne ihm etwas davon zu erzählen? Bevor sie ihn zurück zu seinem Vater stecken, müssen bei solchen Anschuldigungen doch Untersuchungen eingeleitet werden? Und vielleicht hat er ja irgendwo noch eine Tante oder einen Onkel des x-ten Grades, die ihn aufnehmen würden.
Oder eine Oma.
Wenn meine Oma nicht gewesen wäre, wäre ich mit Sicherheit auch im Heim gelandet. Mit vierzehn lebt es sich schlecht allein.
Mist. Ich lasse mich doch tatsächlich von ihm einlullen.
»Eine Nacht«, bestimme ich hart und sehe, wie noch im selben Moment ein wahres Monstergrinsen auf seinen Lippen explodiert. »Morgen verschwindest du wieder, klar? Und wenn du vorhast, mich abzustechen oder zu bestehlen, dann wird mein verschwundenes Fahrrad deine geringste Sorge sein, verstanden?«
»Absolut!« Er salutiert halbherzig und sieht sich dann neugierig um. »Wo geht’s lang? Ich frier’ mir hier draußen schon seit Stunden den Arsch ab.«
Vorsicht Nachsicht
Von A.C.Lelis
Klappentext:
Rubens Alltag ist zwar weder spannend noch erfüllt, aber immerhin schafft er es, Uni und Arbeit ohne fremde Hilfe unter einen Hut zu bringen. Zumindest bis die Stimme aus seinen Träumen in Person vor ihm steht. Denn Kilian ist wirklich ein Traummann – allerdings einer, der auch nicht vor unmoralischen Angeboten zurückschreckt …
Daten zur Printausgabe:
Vorsicht Nachsicht
Autor: A.C.Lelis
Illustrator: Janine Sander
Preis: 9,95€
Format: 500 Seiten ; Softcover
Illustrationen: 15
ISBN: 978-3-942451-05-5
Auch als eBook erhältlich!
Prolog
‚Wie ein heißer Pflock stößt er in mich. Ich keuche und schnappe gleich darauf wieder nach Luft. Zitternd recke ich mich ihm entgegen. Seine Hände halten mich an den Hüften fest. Salzige Tropfen rinnen mein durchgedrücktes Rückgrat hinab. Er wird schneller, mein Körper bebt vor Lust.
Schneller. Die Hände reißen mich ihm entgegen. Erregt betaste ich unsere Verbindung mit einer
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