Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fesseln der Erinnerung

Fesseln der Erinnerung

Titel: Fesseln der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
inneren Narben waren unsichtbar, aber sie waren weit wichtiger als die dünnen weißen Linien in ihrem Gesicht.
    „Max“, murmelte sie kaum hörbar, als sie auf dem Weg zu Nikita waren.
    Ihm war klar, warum sie ihn so perplex ansah – und es beruhigte ihn, dass es funktioniert hatte und sie vom Abgrund zurückgerissen worden war. „Hmm?“
    „Du darfst mir so etwas doch nicht schreiben.“ Ein gezischter Befehl, als sich die Türen auf dem angegebenen Flur öffneten. „Wenn das nun jemand gesehen hätte?“
    Max sah sie mit einem unschuldigen Blick an. „Ich habe doch nur eine Frage gestellt.“
    „ Was hältst du von Sex im Sitzungssaal?“ Sie hob eine Augenbraue. „Das ist nicht –“
    „Aber da du schon mal fragst“, unterbrach er sie und betrat das Vorzimmer zu Nikitas Büro. „Ich bin dafür.“
    Erfüllt von dem sinnlichen Vergnügen, das ihm diese Neckerei mit Sophia verschaffte, kam Max gar nicht auf den Gedanken, das vorhergegangene Treffen könne blutige Konsequenzen nach sich ziehen.

15
    Manche Frauen sollten nie Mütter werden.
    – aus den privaten Fallaufzeichnungen
von Detective Max Shannon
    Ratsfrau Duncan ist eine schöne Frau, dachte Max, als sie das Büro betraten. Wenn man auf eisige Schönheit stand. Perfekt. Distanziert. Kalt. Laut offiziellen Berichten war sie halb Japanerin und halb Russin. Das erklärte auch die hohen Wangenknochen, die mandelförmigen Augen und die überdurchschnittliche Körpergröße. Diese Eigenschaft hatte ihre Tochter geerbt, aber auf den Bildern, die Max gesehen hatte, war Sascha Duncans schwarzes Haar nicht so glatt wie das ihrer Mutter gewesen und ihre Haut hatte nicht Nikitas makellosen elfenbeinfarbenen Ton, sondern einen warmen goldenen.
    „Detective Shannon, Ms. Russo.“ Die Ratsfrau nickte ihnen zu und wies mit der Hand auf zwei Stühle vor ihrem Schreibtisch.
    „Danke, aber ich kann besser denken, wenn ich stehe“, sagte Max. Er ging zu der großen Glasscheibe, die eine Wand des Büros einnahm, sah hinunter ins brodelnde San Francisco und formulierte die Frage, die ihm instinktiv eingefallen war. „Sie müssen mir unbedingt die Informationen geben, die Sie bislang zurückgehalten haben.“
    Er spürte Sophias Blick im Rücken. Bei jeder anderen Frau wäre ihm klar gewesen, dass es ihm eine ordentliche Standpauke eingebracht hätte, sie so übergangen zu haben. Aber einer Frau wie Sophia war er noch nie begegnet. Er hatte keine Ahnung, wie sie reagieren würde – und das reizte und frustrierte ihn gleichermaßen.
    „Es wäre doch vollkommen unlogisch“, antwortete Nikita, „wenn ich demjenigen, den ich mit einer Ermittlung betraut habe, Informationen vorenthielte.“
    Max sah in die kalten braunen Augen. „Drei Tote – ein vielleicht verdächtiger Autounfall, der Selbstmord eines eventuell psychisch Kranken und ein Herzinfarkt – sind doch sicher nicht genügend Gründe, um einen Außenseiter hinzuzuziehen.“ Noch dazu einen Menschen.
    Nikita starrte ihn an, trotz ihres gepflegten Aufzugs in Rock und Bluse, trotz professionellen Make-ups und perfekter Frisur war sie eine tödliche Gegnerin. „Es ist beruhigend zu wissen“, brach sie schließlich das Schweigen, „dass Sie über die notwendige Intelligenz verfügen, Ihre Aufgabe zu erfüllen.“ Dann tippte sie etwas auf ihrem Schreibtisch an – Max vermutete, dass sie eine Art Abwehrschild gegen mögliche Spionage aktivierte. „Vor ungefähr vier Monaten hat man versucht, mich umzubringen.“
    „Das habe ich gerüchteweise gehört. Hatte nicht der Menschenbund seine Hand im Spiel?“, fragte Max. Der Menschenbund war die mächtigste Organisation der Menschen auf dem Erdball. Äußerlich ging es nur um Geschäfte, aber man sagte dem Bund nach, er verfüge über einen starken paramilitärischen Arm.
    Nikita nickte. „Sie hatten eine Bombe in dem Fahrstuhl versteckt, mit dem ich gewöhnlich auf diese Etage und in mein Penthouse fahre. Offensichtlich wollten sie mich in die Luft jagen.“
    „Sie sind durch Ihr Sicherheitssystem gedrungen?“, fragte Max, der Nikita nicht aus den Augen ließ, sich aber auch Sophias Anwesenheit sehr bewusst war.
    „Ja.“ Nikita erhob sich, griff nach einer kleinen silbernen Fernbedienung, und auf einer leeren Wand erschien ein Kommunikationspaneel.
    Max’ Interesse war sofort geweckt. „Das ist noch gar nicht auf dem Markt.“
    „Im letzten Jahr habe ich eine kleine Firma übernommen – die Ingenieure sind genial, aber es hat sich

Weitere Kostenlose Bücher