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Fesseln der Erinnerung

Fesseln der Erinnerung

Titel: Fesseln der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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formten sich so schnell zu Worten, dass sie keine Möglichkeit – und auch nicht das Bedürfnis – mehr hatte, sie zurückzuhalten. „Gestattest du leicht Körperprivilegien?“
    Er drehte sich um, legte die Hände auf die Rückenlehne ihres Stuhls und beugte sich so weit vor, dass seine Lippen beinahe ihr Ohr berührten. „Kommt ganz drauf an, wer darum bittet.“ Als er sich noch weiter vorbeugte und sich dabei auf beiden Seiten am Tisch abstützte, hüllte sein Duft sie ein. Sie saß in einer sinnlichen Falle. „Falls es um eine ganz bestimmte J-Mediale geht, dürfte es für sie sehr, sehr leicht sein.“
    In Sophias Bauch flammte ein unbekanntes Feuer auf, das dunkle Begierden hervorrief. „Max.“ Sie wusste nicht, worum sie ihn bat, ihr Herz schlug so unregelmäßig, dass es ihr fast aus der Brust sprang.
    Max stieß sich stöhnend vom Tisch ab. „Das geht hier nicht. Gleich sind wir auf Sendung.“ Er berührte sie leicht an der Schulter, eine beschützende Geste, erschütternd und entwaffnend. „Bist du bereit, Sophie?“
    Die Stimme, seine Gegenwart und die Bereitwilligkeit, mit der er ihr Schutz anbot … erschütterten sie, aber sie nickte. „Ja.“ Es musste getan werden – die Mädchen mussten nach Hause gebracht werden.
    Selbst eine Mediale ohne Familie begriff, wie wichtig Kinder ihren Eltern, wie bedeutsam Blutsbande waren. Ein Kind im Medialnet zu verlieren, hieß nicht nur, der eigenen Unsterblichkeit verlustig zu gehen, sondern auch der uneingeschränkten Loyalität zumindest einer Person. Es sei denn, man war jung genug, einen weiteren Nachkommen zu zeugen und auszutragen.
    Sophias Eltern waren Anfang dreißig gewesen in dem Sommer, als sie acht wurde und alles in ihr zerbrach. Sie hatten miteinander dann noch zwei weitere Kinder bekommen. Ihre Gene hatte sich ja schon als vereinbar erwiesen. Auch Sophias Geschwister waren Telepathen mit beachtlichen Kräften. Nicht so hoch auf der Skala angesiedelt wie sie. Aber dafür waren sie auch nicht gebrochen.
    In diesem Augenblick erschien auf dem Bildschirm das Gesicht von Bartholomew Reuben, und der Schmerz der Vergangenheit wich dem Bösen der Gegenwart. „Hallo, Max. Schön, Sie zu sehen, Ms Russo. In ein paar Sekunden steht die Verbindung zu Bonner.“
    „Bist du zu ihm geflogen, Bart?“, fragte Max. „Das ist Zeitverschwendung.“
    „Nein, ich bin in einem anderen Gefängnis.“ Die Lippen des Staatsanwalts verzogen sich zu einem freudlosen Lächeln. „Bonner wird nicht erfreut sein, dass wir nicht nach seiner Pfeife tanzen.“
    In einer Ecke des Bildschirms leuchtete der Countdown auf.
    Zehn.
    Max schnaubte. „Ob der Mistkerl erfreut ist oder nicht, ist mir scheißegal.“
    Neun.
    „Ich werde zugeschaltet sein –“
    Acht.
    „– aber Bonner wird nur Ms Russo sehen.“
    Sieben.
    Stuhlrücken.
    Sechs.
    „Ich setze mich auf die Seite“, sagte Max, „richte es so ein, dass ich nicht zu sehen bin.“
    Fünf.
    „Alles in Ordnung, Sophie?“
    Sophie . Der Zärtlichkeit, mit der er ihren Namen aussprach, machte es zu etwas Besonderem zwischen ihnen. Einem Geschenk.
    Vier.
    „Ja.“ Sie schloss dieses Geschenk in ihr Herz ein.
    Drei.
    „Sobald du es beenden willst –“
    Zwei.
    „– sag Bescheid.“
    Eins.
    Reubens Gesicht verschwand, und es erschien das goldblonde Konterfei eines so fürchterlichen Mörders, dass sich die Zeitungen darum geschlagen hatten, wer seine Geschichte drucken durfte. Er war der Megastar der Schattenwelt der Serienmörder-Fans, seine „Autobiografie“ wurde mit religiöser Inbrunst gelesen. Sophia fragte sich, wie viele seiner Fans wohl wussten, dass der Großteil des Buchs reine Fiktion war.
    Bonner war unfähig, die Wahrheit zu sagen.
    „Ms Russo.“ Wieder das bekannte charmante Lächeln, doch heute wirkte es ein wenig verkrampft. „Ich hatte mich so darauf gefreut, Sie persönlich zu sehen.“
    „Meine Zeit wäre dadurch höchst ungenügend genutzt worden“, erwiderte sie, die Hände ruhig im Schoß.
    „Aber wie wollen Sie denn an meine Erinnerungen kommen, wenn Sie nicht in meiner Nähe sind?“ Er hob langsam die Schultern. „Ich befürchte, mein Kopf stellt sich meinem Mitteilungsbedürfnis entgegen.“ Leuchtend blaue Augen sahen sie lächelnd an, die charmante Entschuldigung eines Mannes, als ginge es hier um eine kleine Verfehlung.
    Es wäre so leicht, ihn zu töten, dachte Sophia. Sie musste nur in seiner Nähe sein. Dann konnte sie ihn telepathisch erreichen – konnte ihn dazu

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