Fesseln der Erinnerung
herausgestellt, dass die Designer noch besser sind.“
Wieder machte es klick in seinem Kopf, ein weiteres Puzzleteil fand seinen Platz. „Eine von Menschen geführte Firma?“ Ein Hauch von Vanille und Lavendel drang in seine Nase, als Sophia sich auf der anderen Seite neben Nikita stellte, streichelte seine Sinne und erinnerte ihn daran, dass sein Körper gewählt hatte und keinesfalls seine Meinung ändern wollte.
„Ja“, sagte Nikita. Sie berührte den Bildschirm und ein dreidimensionales Bild des Duncan-Towers erschien, dann scrollte sie bis zu der entscheidenden Stelle des besagten Fahrstuhlschachts. „Es ist schwierig, aber nicht unmöglich, Zugang zu diesem Fahrstuhl zu bekommen. Doch der Schacht wird noch strenger kontrolliert – rund um die Uhr überwacht und elektronisch gesichert.“
„Und der Notausstieg in der Kabine?“, fragte Max.
„Jede Berührung löst sofort Alarm aus.“
Max verstand, wie wichtig die Information war, als Nikita mit einem roten Kreuz die Stelle markierte, an der sich die Bombe befunden hatte.
Direkt auf der Kabine!
In seinem Kopf spürte er das aufgeregte Summen, das ihn jedes Mal ergriff, wenn ein Fall Gestalt annahm. Er berührte den Monitor und schob das Bild so lange hin und her, bis er jede Linie auswendig kannte. „Jemand im System muss dem Saboteur den Weg frei gemacht oder selbst die Ladung angebracht haben.“ Und es musste nicht unbedingt eine Verbindung zwischen beiden geben. Jemand konnte von den Plänen des Menschenbunds erfahren und das Wissen für seine eigenen Zwecke genutzt haben. „Was ist mit den Überwachungskameras?“
„Als ich erkannte, wie wichtig die Platzierung des Sprengstoffs war, waren die Aufzeichnungen bereits gelöscht.“
Sophia holte ihren Organizer heraus. „Die Liste derjenigen, deren Sicherheitsstatus ein Löschen der Daten ermöglicht hätte, ist nicht besonders lang, jeder in Ihrem engsten Beraterkreis gehört dazu.“
„Ganz genau, Ms Russo.“
„Der Name Ihres Sicherheitschefs steht nicht darauf.“
„Er ist tot.“ Kurz und frostig. „Drei Wochen vor dem Anschlag ist er bei einem Sturz ums Leben gekommen.“
Max verschränkte die Arme über der Brust, sein Magen hatte sich zusammengezogen. „Dann war er das erste Opfer.“
„Zu der Überzeugung bin ich auch schon gelangt.“
Sophia sah auf. „Sie haben noch keinen Ersatz eingestellt?“
„Nein – mir fehlt noch der richtige Kandidat. Der bisherige Assistent des Sicherheitschefs leistet im Augenblick untadelige Arbeit.“
Max starrte auf die Abbildung des Duncan-Towers, sah das Gebäude in Wirklichkeit aber gar nicht. Hier ging jemand sehr zielstrebig vor, hatte die Sache von langer Hand vorbereitet und besaß ein triftiges Motiv – bei dem es um weit mehr ging, als sich einen Kick durch einen Mord zu verschaffen. „Wollen Sie damit sagen“, wandte er sich an Nikita, „dass Sie niemandem in Ihrem engsten Zirkel mehr trauen?“
„Nein, ich –“ Sie brach ab, als das Telefon läutete. „Es muss etwas Dringendes sein, ich hatte jede Unterbrechung untersagt.“ Sie nahm den Hörer in die Hand und meldete sich. „Ja?“
Max sah Sophia an, Sonnenlicht glitzerte in ihrem ebenholzfarbenen Haar. Er hätte jetzt gerne damit gespielt. Würde genau das tun, wenn er diese J-Mediale erst einmal im Bett hatte.
„Bringen Sie nichts durcheinander. Gehen Sie nicht in das Zimmer.“
Nikitas Worte erweckten seine Aufmerksamkeit. „Was ist denn passiert?“
Sie legte auf. „So, wie es aussieht, brauchen Sie sich nicht länger mit kalten Spuren abzugeben. Gerade wurde Edward Chan, mein Berater für internationale Finanztransaktionen, tot aufgefunden.“
Diesmal steht außer Frage, dass es Mord war, dachte Max. Entweder wurden die für die Taten verantwortlichen Leute ungeduldig, oder sie wollten damit etwas deutlich machen. „Nimmst du alles auf, Sophia?“
„Ja.“ Sie klemmte eine kleine Kamera hinters Ohr und setzte die Linse vor ihr linkes Auge. „Fang an.“
Nachdem er jedem anderen den Zugang verwehrt hatte, sah sich Max den Tatort genau an, der im zweithöchsten Stockwerk des Duncan-Towers lag, genau unter dem Penthouse von Nikita. Der Ermordete lag auf einem ordentlich gemachten Bett, seine Beine hingen seitlich über die Bettkante. Er trug schiefergraue Hosen, einen schwarzen Ledergürtel, und sein weißes Hemd hatte einen Fleck, der aussah wie das rote Muster eines Rorschachtests.
„Keine blauen Flecken, keine Spuren an den Händen, die auf
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