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Fesseln der Erinnerung

Fesseln der Erinnerung

Titel: Fesseln der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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sich seine Lippen zu einem freudlosen Lächeln verzogen. Man konnte Brecht auf jeden Fall kaum vorwerfen, nicht den Nagel genau auf den Kopf zu treffen. „Da haben Sie sicher recht.“ Er verschränkte die Arme vor dem frischen weißen Hemd, das er zu einem Termin vor Gericht angezogen hatte. „Und warum möchten Sie, dass jemand Unbequemes die Untersuchung eines medialen Falls leitet?“ Mediale schotteten sich vollkommen ab. Behielten ihre Geheimnisse für sich, während sie die von anderen ununterbrochen ohne Gewissensbisse stahlen. Das wurmte ihn höllisch, aber er konnte nichts weiter tun, als seinen Job zu erledigen. Manchmal gelang ihm trotz ihrer Einmischung ein kleiner Sieg – das machte dann alles wieder wett.
    „Sie haben einen natürlichen Schutzschild“, sagte Commander Brecht ohne Umschweife. „Die Tatsache, dass Sie auf diese Weise immun gegen Eingriffe von Medialen sind, könnte sich als Hindernis für Ihre Laufbahn erwiesen haben – “
    Max schnaubte. Bei seiner Aufklärungsrate und den Testergebnissen hätte er es längst zum Lieutenant bringen müssen. Aber das würde nie geschehen – die Medialen hatten alle wichtigen Stellen bei der Polizei inne, und seine Fähigkeit, sich gegen jegliche Einflussnahme zu wehren und die Fälle nach eigenem Gutdünken anzugehen, machten ihn zu einer potenziellen Gefahr auf jeder Position, die mit Einfluss verbunden war.
    „Was ich sagen wollte“, fuhr der Commander fort, dessen Haar golden in dem matten Licht glänzte, das durch ein kleines Fenster hereinfiel. „Es mag zwar Ihrer Beförderung im Weg stehen, kann aber andererseits auch durchaus von Vorteil sein.“
    „Dem möchte ich nicht widersprechen.“ Anders als die meisten Menschen musste sich Max keine Sorgen machen, dass er einen Fall zu früh abschloss oder etwas übersah, weil irgendwer unbemerkt Druck auf ihn ausübte – viele gute Polizisten waren schon zusammengebrochen, weil sie den immerwährenden Zweifel nicht ertrugen, ihre Schlussfolgerungen seien ihnen aufgezwungen worden. Das sagte er auch Brecht. „Ohne den Schild wäre ich Privatdetektiv geworden – war nicht gerade scharf darauf, dass mir jemand hier im Kopf herumwühlt.“
    Der Commander trat an seinen Schreibtisch. „Die New Yorker Polizei profitiert von Ihrer Entscheidung zu bleiben – Sie haben die höchste Aufklärungsrate der Stadt. Und Sie sind – wie die Menschen es ausdrücken würden – stur wie ein Maultier.“
    Man hatte Max auch schon öfter einen Rottweiler genannt. Er hatte es immer als Kompliment gesehen. „Das beantwortet immer noch nicht meine Frage, warum Sie mich auf diesen Fall angesetzt haben.“ Medialenfälle gingen immer an mediale Polizisten.
    Das war Max eigentlich egal – zumindest solange nur Mediale beteiligt waren. Aber er konnte es auf den Tod nicht leiden, wenn Menschen und Gestaltwandler übers Ohr gehauen wurden, weil ein Medialer mit daran beteiligt war. „Die Sache mit Bonner –“
    „Steckt fest, dem Bericht zufolge, den Sie gestern Abend eingereicht haben. Sie warten erst einmal ab, trifft das zu?“
    Max löste die Arme und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Ich muss sofort zur Stelle sein, falls er doch noch redet – niemand kennt den Fall so gut wie ich.“ Und obwohl er den Schlächter dingfest gemacht hatte, war seine Aufgabe noch nicht erfüllt – das würde sie erst sein, wenn er jedes Mädchen zu ihren Eltern gebracht und ihrer Familie den Frieden verschafft hatte, ihr Kind anständig zu begraben.
    Bis zu diesem Tag würde er den schmalen Körper von Carissa Whites Mutter spüren, die in seinen Armen zusammengebrochen war. In einer schneekalten Winternacht war er zu der schmucken kleinen Villa gegangen, die Carissa noch zwei Wochen zuvor mit glitzernden Lichterketten geschmückt hatte. Mrs White hatte ihm lachend die Tür geöffnet. Später hatte sie sich an seine Jacke geklammert und ihn angefleht, ihr zu sagen, dass es nicht wahr sei und dass Carissa noch lebe.
    Und noch später hatte sie ihn gebeten, ihr etwas zu versprechen. Finden Sie ihn. Finden Sie die Bestie, die ihr das angetan hat.
    Er hatte sein Versprechen gehalten. Den anderen Eltern hatte er auch etwas versprochen.
    Niemand sollte ewig dort draußen im Dunkeln liegen.
    „Das wird kein Problem sein.“ Brechts Stimme unterbrach die Erinnerung an die Worte einer anderen Medialen – die so sehr im Gegensatz zu ihrer eisigen Ausstrahlung standen, dass Max ununterbrochen an sie denken musste.
    „Der

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