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Fesseln der Erinnerung

Fesseln der Erinnerung

Titel: Fesseln der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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erneut auf Sophia Russo einzuwirken.
    – Jay Khanna in einer E-Mail
an einen unbekannten Adressaten
    Frustriert und erfüllt mit einer Wut, die er nirgendwohin richten konnte, machte sich Max einen Kaffee und versuchte, sich in die Arbeit zu stürzen. Sophia hatte ihn über alles in Kenntnis gesetzt, was sie in der aufreibenden Zeit nach dem Auffinden der Überreste von Gwyneth Hayley herausgefunden hatte. Nun las er sich ihre Aufzeichnungen noch einmal gründlich durch. Sie hat wirklich Grips, dachte er. Die Informationen waren nicht nur auf den Punkt gebracht und genau beschrieben, sondern auch so miteinander verbunden, als wüsste sie ganz genau, wie er dachte.
    Am Ende der Akte fand er etwas, das ihm Kopfzerbrechen bereitete. Er brauchte Sophia, damit sie ihm erklärte, welche Bedeutung eine bestimmte Information im medialen Kontext hatte, und stand auf – dabei fiel sein Blick auf die Leuchtzifferanzeige der Uhrzeit an der Kommunikationskonsole.
    Ein Uhr nachts.
    Er sah auf die Wand, die ihn von Sophias Wohnung trennte, und musste sofort an ihre weiche Haut denken, daran, wie ihre Halsschlagader unter seiner Berührung gebebt hatte, wie köstlich sie geduftet hatte. Sein ganzer Leib wurde wieder hart und schwer vor Verlangen. Er atmete mühsam, presste die Zähne zusammen und warf den Stift auf den Tisch. Schließlich stand er auf, um sich unter die kalte Dusche zu stellen, als ihn etwas mitten in der Bewegung innehalten ließ.
    Irgendein Geräusch.
    Er neigte den Kopf zur Seite und horchte noch einmal. Ein leiser Schlag. Nur einmal. Aber er hatte es gehört.
    Sophie!
    Er nahm die Betäubungspistole und ging leise zur Tür. Er aktivierte die Kameras auf dem Flur, um zu überprüfen, ob die Luft rein war, und trat mit jener Behändigkeit auf den Flur hinaus, die jeder Polizist schon am ersten Arbeitstag lernte. Der Flur war tatsächlich leer, die Lampen gedimmt. Max ging zu Sophias Wohnung und legte die Hand auf den Scanner, Sophia selbst war so freundlich gewesen, ihm auf diese Weise den Zutritt zu gestatten.
    Trotz seiner Besorgnis, sie könnte aufgrund der Ereignisse des vergangenen Tages ohnmächtig geworden sein, zwang er sich zur Vorsicht, falls es doch einen Eindringling gab, und schlich leise durch das Wohn- zum Schlafzimmer.
    Auf dem Bett sah er nur zerwühlte Laken und einen Organizer mit leuchtendem Monitor. Sie war also auch noch auf gewesen. Und was immer passiert war, hatte sie überrascht.
    Er spürte Fell an seinen Füßen. Morpheus.
    Sah hinunter und spürte gleichzeitig, wie seine Zehen an etwas auf dem Boden stießen.
    Max erstarrte und bückte sich. Baumwolle auf warmer Haut. Nein! Er hielt die Betäubungspistole immer noch bereit, während er Sophias Puls fühlte. „Nachtlicht“, sagte er. Die Lampen gingen an, im nächtlichen Dämmermodus, damit sich die Augen besser an die Helligkeit gewöhnen konnten. Niemand sprang ihn aus dem Schatten an, nirgends lauerte das Böse. Er überprüfte schnell das Badezimmer. Nichts. Was geschehen war, hatte sich in Sophias Kopf abgespielt.
    Er kehrte zu ihr zurück und suchte nach Verletzungen, fand aber weder Abschürfungen noch offene Wunden. Doch als er ein Augenlid hochschob, sah er, dass das Auge ganz schwarz war. „Sophie“, sagte er noch einmal ganz ruhig, obwohl ihn der Zorn fast zerriss – etwas in ihm, das keiner Logik zugänglich war, wollte einfach nur ihre Stimme hören.
    Doch sie antwortete nicht.
    Er hob sie hoch und trug sie zum Bett, deckte sie zu und zog dann das Handy aus der Hosentasche. Gab eine bestimmte Nummer ein und sagte: „Ich brauche mediale Hilfe.“
    Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass kaum zehn Minuten später gerade diese Mediale mit einem großen Mann mit bernsteinfarbenem Haar an ihrer Seite auftauchen würde. Natürlich erkannte er sie sofort – das unverwechselbare rote Haar, die Kardinalenaugen. Man sagte Faith NightStar nach, im Medialnet und auch außerhalb gebe es keine mächtigere V-Mediale, und ihre Gabe, in die Zukunft zu sehen, sei sowohl Segen als auch Fluch für sie. Doch seitdem sie beide dadurch gerettet worden waren, sah Max nur noch einen Segen darin. „Danke, dass Sie gekommen sind.“
    Faith ging ohne Zögern sofort ins Schlafzimmer, und Max sprach Vaughn an. „Sie waren schnell da.“
    „Faith hat mich vor einer Stunde geweckt und gesagt, wir würden etwa um diese Zeit in der Stadt gebraucht“, erklärte der Gestaltwandler.
    Max blieb vor dem Schlafzimmer stehen. „Ich habe noch nie

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