Fesseln der Freiheit: Erotischer Roman (German Edition)
tun.«
»Nur weil Sie meinen Bruder ficken, haben Sie mir nichts zu sagen.«
Hat er ihr davon erzählt? Hat er seiner kleinen Schwester erzählt, dass er jetzt die Tochter des Chefs fickt? Tony starrte sie überrascht an und fand keine passende Antwort.
»Keine Sorge, ich hab’s nich von ihm. Es klang nur so durch, wie er den Namen gesagt hat. Sie sind auch nicht die Einzige, also bilden Sie sich nichts drauf ein. Auch wenn Sie cooler sind als Annie, glaube ich.« Gillian grinste frech und sackte dann im Sitz weiter nach unten. »Mal sehen, wie lange die auf diesem tollen Internat das mit mir aushalten. Bisher bin ich noch von jeder Schule geflogen.«
Was kein Wunder ist, so wie du dich verhältst. Tony musste lächeln, als sie sich daran erinnerte, wie Miss Barrows diesen Satz zu ihr gesagt hatte.
Gilly würde ihr Wunder erleben, und spätestens in den Sommerferien würde Mikael seine kleine Schwester nicht wiedererkennen. Darauf traute Tony sich alles zu verwetten, was sie hatte.
***
»Wieso hast du dich die ganze Woche nicht gemeldet?« Tony begrüßte Mikael mit einer Umarmung. Sie fühlte sich vollkommen aufgekratzt nach diesem Besuch auf ihrer alten Schule, wo alles war wie damals. »Du hättest mich vor deiner Schwester warnen sollen. Ziemlich frech, die Kleine.«
»Entschuldige bitte.« Mikael schob ihr den Stuhl zurecht und lächelte sie unverbindlich an. »Gilly hatte es nicht einfach. Kein Überflieger, so wie ich. Unsere Eltern hatten nie das Geld für eine anständige Schule, und du weißt sicher, wie das in den USA ist. Sie hatte nie eine Chance.«
»Jetzt hat sie eine.« Und wieso triffst du mich in einem langweiligen Café? Du weißt genauso gut wie ich, warum ich mich mit dir treffen wollte. Tonys Mund wurde trocken, als sie darüber nachdachte, was genau sie von ihm wollte.
Nämlich all das, was Stella als hochgefährlich brandmarkte. Fesseln. Hilflosigkeit. Ungewissheit.
»Danke, Tony.« Er begann jetzt wirklich, über alle möglichen Belanglosigkeiten zu plaudern, über die Firma, über seine Kollegen, über Glasgow, und irgendwann sogar über das Wetter.
Tony wurde immer unruhiger. Dieser Gesprächsverlauf entsprach nicht ihren Erwartungen. Überhaupt nicht. »Hör mit dem Small Talk auf«, unterbrach sie ihn schließlich. »Wieso hast du dich nicht gemeldet? Und wieso sind wir hier, und nicht in deiner Wohnung?«
Er warf einen schnellen Blick aus dem Fenster, als wollte er ihr ausweichen. »Weil ich nichts überstürzen wollte. Du hast keine Ahnung von SM, gib es ruhig zu. Ich habe dich beobachtet, als wir uns das letzte Mal getroffen haben. Es macht dich auf eine gewisse Weise an, aber du hast deine Schwierigkeiten, dich darauf einzulassen.«
»Wieso gerate ich eigentlich immer an Männer, die viel zu rücksichtsvoll sind?«, entfuhr es ihr. »Jon fickt mich nicht richtig, weil er Angst davor hat, mir wehzutun. Du meldest dich nicht mal, weil ich mich überfordert fühlen könnte. Ich weiß, was ich tue, und ich weiß, was ich will.«
»Genau das ist das Problem, Tony. Wenn du dich darauf einlässt, geht es nicht darum, was du willst. Es geht nur darum, was ich will. Du gibst mir die Verantwortung, für alles. Für dein Wohlbefinden. Für deine Lust. Für deine Orgasmen.« Er faltete die Hände ineinander. »Ich bin seit zehn Jahren etwa in der Szene unterwegs. Um ehrlich zu sein, hatte ich noch niemals eine Spielpartnerin, die unerfahren war. Ich musste mir erst selber darüber klar werden, ob ich diese Verantwortung auf mich nehmen kann.«
Spielpartnerin? Dieses Wort stieß ein Messer durch ihr Herz. Tony biss sich auf die Lippe. Was sonst erwartete sie eigentlich? Es war klar, dass niemals mehr daraus werden würde. In drei Monaten heiratete sie Jon, und Mikael würde immer nur eine Affäre bleiben. Er hatte recht damit, es so klar zu bezeichnen.
»Das ist das eine. Und das andere ist, dass ich dir die Zeit geben wollte, mit deinen Gefühlen klarzukommen. Den meisten Menschen fällt es nicht so einfach, damit umzugehen, dass sie anders sind als die Norm. Dass es sie erregt, wenn sie gedemütigt werden, wenn man sie benutzt und wenn man ihnen Schmerzen zufügt.«
Allein der Gedanke schickte eine kleine Lustwelle durch ihren Körper. Tony spürte, wie sie feucht wurde. »Keine Panik. Solange es unter uns bleibt, habe ich damit kein Problem.«
»Du musst mir vertrauen, Tony. Vollkommen. Du musst aufhören, zu denken.«
Es war nur ein Spiel. Es war alles nur ein Spiel, das
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