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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Boden aus zu verteidigen, denn viele starben in dieser Position, wenn sie nicht genügend geübt waren, aber Lanzo schien bei dieser Lektion besonders brutal vorzugehen.
    Reinas Herz blieb fast stehen, als sie den Jungen zu erkennen glaubte, der auf der Erde lag. Aylmer? Nein, Lanzo konnte nicht so grausam sein! Es stimmte, daß Aylmer den Rittern gern bei der Übung zuschaute. Aber Lanzo würde es nicht wagen, ihn auf das Feld zu locken, ihm ein Schwert zu geben und ihn anzugreifen! Oder doch?
    Reina lief los und rief den Namen des Knappen. Lanzo konnte sie nicht hören, denn er schlug immer noch mit dem Schwert auf den Schild des gestürzten Jungen. Bald war die junge Frau nahe genug herangekommen, um festzustellen, daß es sich tatsächlich um Aylmer handelte, und eine blinde, rasende Wut packte sie. Ohne an die Gefahr zu denken, die das schwirrende Schwert bedeutete, sprang Reina vor und stieß Lanzo um.
    Sofort half sie Aylmer auf die Füße, strich ihm die schweißnassen, braunen Locken aus der Stirn und suchte nach irgendwelchen Verletzungen. Sie war einigermaßen erleichtert, daß er nirgendwo blutete, doch ihr Zorn war noch nicht verraucht. Daß der Junge sie ansah, als sei sie verrückt, änderte nichts an der Situation.
    »Lady, warum haben Sie das gemacht?«
    »Warum?« Sie quietschte fast. »Du wirst hier beinahe umgebracht und fragst mich, warum ich mich einmische?«
    Die Ritter, die Reina bemerkt hatten und näher kommen wollten, nahmen beim Klang ihrer empörten Stimme das Training schnell wieder auf. Eric, der die junge Frau hatte zurückhalten wollen, als er ihre Gefährdung erkannte, wandte sich ab, um ihre Aufmerksamkeit nicht zu erregen. Ein Blick auf Aubert verriet, daß alle Männer im Hof nicht wußten, was eigentlich Unrechtes geschehen war.
    Aylmer war der einzige, dem klarwurde, daß Reina nur Angst um sein Wohlergehen gehabt hatte. In diesem Fall war das recht peinlich, aber es erfüllte den Jungen immer wieder mit Wärme, daß sie sich solche Sorgen um ihn machte.
    Ruhig und in der Hoffnung, sie würde sich mit ihm freuen, sagte er: »Ich soll ein Knappe werden, Lady.«
    Reinas Herz zog sich zusammen, als sie den Stolz in Aylmers Worten spürte. O Gott, dieser Scherz war noch grausamer, als sie befürchtet hatte.
    »Wer hat das gesagt? Lanzo?«
    »Nein, er unterrichtet mich auf Lord Ranulfs Befehl hin. Aber Lanzo ging zu sanft mit mir um. Ich habe ihm gesagt, daß ich auf diese Weise nichts lerne.«
    »Dann rammte er dich in den Boden?« fragte sie, aber ihre Worte kamen automatisch, denn ihre Gedanken wirbelten durcheinander.
    Aylmer hatte die Stirn zu grinsen. Er merkte nicht, wie blaß Reina geworden war. »In einem Monat kann ich es besser.«
    »Du möchtest das?« Was für eine dumme Frage! Einem Jungen, der keine Hoffnung haben konnte, irgend etwas im Leben zu erreichen, wurde die Chance der Ritterschaft geboten! Natürlich würde er das wollen! »Schon gut. Ich sehe, daß du es möchtest. Wer kam denn auf die Idee?«
    »Ich dachte, das wüßten Sie, Lady. Lord Ranulf hat mich einfach gefragt. Er sagte, einige Ritter trügen so viele Wunden davon, daß sie auch Krüppel wären, aber trotzdem würden sie ein Schwert schwingen und kämpfen. Er sagte auch, mein Fuß solle mich nicht daran hindern, und er würde mir in London einen Spezialstiefel anfertigen lassen, damit ich das Gleichgewicht besser halten kann.« Dann fügte Aylmer mit unbeschreiblichem Stolz hinzu: »Er hat mir versprochen, daß er mich selbst trainiert, wenn ich mich gut anstelle.«
    Tränen stiegen in Reinas Augen. Welcher Ritter würde daran denken, solch eine Aufgabe zu übernehmen? Reina wußte, daß Ranulf nicht so gefühllos war, wie sie es ihm gern vorwarf, aber dies? Tat er es für sie? Das glaubte sie nicht. Er war einfach so. Kein Wunder, daß sie ihn liebte …
    Ja, das war die Wahrheit. Reina erschrak bei der Erkenntnis. Himmel, wann war das geschehen? Als sie seinen Sinn für Humor entdeckt hatte? Als sie festgestellt hatte, daß seine Schroffheit nur flüchtige Tarnung war? Als er zu einer Hure gegangen war, um herauszufinden, wie er ihr, Reina, Vergnügen bereiten konnte? Vor so langer Zeit schon? Oder als er sie nicht bestrafen mochte ohne Wiedergutmachung durch ein unglaublich erotisches Erlebnis, das sie nie vergessen würde? Wie dumm war sie doch gewesen, daß sie immer geglaubt hatte, ihre Gefühle seien rein sexuell geprägt. Und welchen Unterschied machte das, wenn er nicht dasselbe

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