Fesseln der Leidenschaft
will?«
Theo lachte leise, weil sie nun etwas anderes gefunden hatte, worüber sie sich grämen konnte. »Reina, glauben Sie nicht, daß Ranulf sich das alles überlegt hat? Die Kriegskunst ist ihm geläufig. Kämpfen kann er am besten. Deshalb haben Sie ihn doch geheiratet, oder?«
»Ich weiß, ich weiß, aber ich hasse die große Übermacht, Theo. Ranulf ist nur ein Mann, wenn er auch denkt, er würde zehn aufwiegen. Warum kann er nicht vernünftig sein und einfach die Tore schließen, wenn er in der Minderzahl ist?«
Wenn Reina gewußt hätte, daß Ranulf nur Eric und Searle an der Seite hatte, als er Rothwell entgegenritt, hätte sie ihm den Kummer nie vergeben, den er ihr bereitet hätte. Darüber dachte Ranulf aber nicht nach. Er bemerkte das Dutzend Männer, das sich von den anderen trennte, um ihm den Weg abzuschneiden. Drei von ihnen kannte er von seinem ersten Treffen mit dem alten Lord. Die übrigen waren vermutlich Vasallen, die der Alte gezwungen hatte, ihm zu folgen. Sie schienen von dem Feldzug nicht sehr begeistert zu sein, doch damit hatte Ranulf gerechnet, nachdem er einiges von Rothwell wußte.
Wie er ebenfalls angenommen hatte, bestand die Truppe hauptsächlich aus Söldnern. Einige der Anführer kannte Ranulf aus früheren Zeiten. Sie wirkten nervös bei seinem Anblick. Er überlegte, ob sie überhaupt wußten, warum sie da waren. Wenn man eine Braut stehlen wollte, erzählte man das nicht überall herum.
Ranulf hatte seinen eigenen Männern befohlen, sich im Wald zu verstecken, einige sichtbar, andere nicht, so daß ihre Anzahl schwer geschätzt werden konnte. Er hatte hier auf Rothwell gewartet, um diesen Vorteil zu nutzen, obwohl er nicht wirklich glaubte, auf ihn angewiesen zu sein.
»Ich habe nicht erwartet, Sie noch in diesem Gebiet anzutreffen, Fitz Hugh«, sagte Lord Rothwell, als sie auf gleicher Höhe waren. »Sie kehrten nicht zu mir zurück, deshalb nahm ich an, Sie würden mein Angebot ablehnen. Oder wollen Sie mir sagen, daß Sie nicht in Clydon eindringen konnten und es noch immer versuchen?«
Das klang so höhnisch, daß es Ranulf gegen den Strich ging, aber sein Ton war ruhig, als er erwiderte: »Ihre erste Annahme war die richtige.«
»Was machen Sie dann noch hier?« polterte der alte Mann.
»Ich sorge dafür, daß Sie keinen Kardinalfehler begehen. Die Dame, die Sie haben wollten, ist nicht mehr verfügbar, sie hat inzwischen geheiratet.«
»Dann ist das der Grund, warum Sie nichts unternommen haben«, gluckste Rothwell, ehe er hinzufügte: »Sie hätten zurückkommen und mir das sagen sollen, aber jetzt ist es egal. Man kann die Dame ja zur Witwe machen. Mein Angebot gilt, falls Sie interessiert sind.«
Die goldenen Brauen hoben sich fragend: »Fünfhundert Mark, um den Gatten zu ermorden?«
»Ja.«
»Das wäre etwas schwierig, da ich der Ehemann bin.«
Rothwells Augen traten aus den Höhlen. Einen Moment lang verschluckte er sich an seinem eigenen Speichel. Als er seine Stimme wiederfand, brüllte er: »Teufelsbrut! Sie haben meine Braut gestohlen! Tötet ihn!« Dieser Befehl galt seinen Leuten.
Eric und Searle griffen nach ihren Schwertern, aber Ranulf rührte sich nicht. Auch Rothwells Männer blieben reglos, abgesehen von ihren Pferden, die das Gebrüll des Alten ein wenig scheu gemacht hatte. Rothwell wurde noch lauter, sein Gesicht färbte sich puterrot vor Wut, weil seine Befehle ignoriert wurden.
»Worauf wartet ihr? Seid ihr alle Feiglinge? Er ist nur ein einziger Mann.«
»Er ist auch der Herr von Clydon«, zischte einer seiner Männer. »Überlegen Sie sich, was Sie sagen.«
»Er hat meine Braut … «
»Genug, Rothwell«, sagte Ranulf drohend. »Ihnen wurde nichts gestohlen, und das wissen Sie genau. Die Lady war nie mit Ihnen verlobt, und sie hatte noch nie von Ihnen gehört. Aber jetzt ist sie mit mir verheiratet, und ich möchte behalten, was ich mir zu eigen gemacht habe. Wenn Sie darüber streiten wollen, fordern Sie mich nun heraus und nennen Sie mir Ihren Kämpfer.«
Rothwell war über das Angebot entzückt, bis er in die Runde seiner Männer schaute, um zu sehen, wer für ihn kämpfen wollte. Keiner begegnete seinem Blick. Wieder überzog Zornesröte sein Gesicht.
»Alles Feiglinge, die ich hier habe!«
»Nein«, widersprach Ranulf. »Was Sie haben, sind ehrenhafte Männer, deren Unglück es ist, Ihnen dienen zu müssen.«
»Hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, Fitz Hugh.«
»Dann beschwören Sie Ihren eigenen Tod
Weitere Kostenlose Bücher