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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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meinen Damen im Wohntrakt die nötigen Anweisungen zu geben. Geh du und sag Lady Alicia, sie soll Bandagen für die Verwundeten zurechtschneiden und bereitlegen. Bleib bei ihr und der Dame Hilary und hilf ihnen, soweit du kannst. Und, Aylmer … «, fügte sie mit einem gezwungenen Lachen hinzu, » … versuche die jüngeren Damen davon zu überzeugen, daß es noch keinen Grund gibt, sich zu ängstigen. Du weißt ja, wie töricht sie sein können.«
    »Ja, Herrin. Es sind doch nur Mädchen.«
    Und du bist nur ein Junge, dachte sie zärtlich, während sie ihn beobachtete, wie er zu der Leiter humpelte. Sein Stolz war wenigstens noch intakt. Wenn sie nur Theodric ebenso leicht vom Schauplatz hätte entfernen können! Sie sah, wie er einem anderen Mann half, den großen Kessel mit kochendem Wasser über die Mauer zu kippen, und öffnete den Mund, um ihn zurückzurufen, da flog ein Pfeil haarscharf an ihrer Wange vorbei. In der nächsten Sekunde wurde sie von Aubert Malfed zu Boden gerissen.
    »Jesus, meine Lady, Sie wären beinahe … «
    »Laß mich los, du Hornochse!« Zornig betrachtete sie Auberts aschfarbenes Gesicht. »Glaubst du, ich bin gern hier? Aber nachdem sich Sir William seit gestern abend krank fühlt – sicher hat ihn dieser falsche Pilger irgendwie vergiftet –, ist außer mir niemand da, der die Verteidigung leiten könnte.«
    »Ich kann es.«
    »Du kannst es nicht«, widersprach sie, nun etwas weniger verbittert. Wie sehr hätte sie gewünscht, ihm diese schwere Aufgabe übertragen zu können, doch Sir Williams Knappe war erst fünfzehn Jahre alt. Und sie selbst war es gewesen, die erst letzte Woche von Sir William hier oben eine zwar kurze, aber gründliche Verteidigungslektion erhalten hatte, nicht Aubert. »Mich wollen sie haben, und mein Schicksal liegt nun in meiner Hand – aber ich danke dir. Wenn sie mich fangen, bin ich selbst schuld, und niemand sonst.«
    »Aber bleiben Sie wenigstens von der Mauer weg«, flehte er sie an, während er ihr auf die Füße half.
    »Ja, ich … Theo!«
    Ihr Schrei ließ die beiden Burschen hochfahren. Theodric warf ihr einen gereizten Blick zu, nachdem er sich mit einem Sprung vor dem überschwappenden Wasser gerettet hatte, das seine Füße zu verbrühen drohte. Als Reina das sah, verlor sie völlig die Beherrschung.
    »Zur Hölle mit deinem Stolz, Theo. Verschwinde nach unten – sofort! Ich liebe dich zu sehr, um dich verbrannt oder von Pfeilen durchbohrt zu sehen, nur weil du glaubst, mit deinen mageren Armen die Arbeit eines Mannes verrichten zu können.« Als er sich nicht rührte, brüllte sie: »Auf der Stelle, Theo! Oder ich werde dich, bei Gott, im Wohntrakt in Ketten legen lassen. Und dich auch, Aubert! Hier oben benötige ich Muskelkraft und nicht Babys, die im Weg sind. Euer Schwert ist nutzlos, solange die Angreifer nicht Leitern anlegen, um die Mauern zu stürmen, oder das Tor aufbrechen. Also entfernt euch – und ohne ein weiteres Wort!«
    Aubert errötete bei dieser Schelte, weil er wußte, daß Reina recht hatte. Seine Fähigkeiten kamen tatsächlich erst zum Tragen, wenn er dem Feind direkt gegenüberstand. Doch Theodric grinste auf dem Weg zur Leiter. Ohne dieses ›Ich liebe dich zu sehr‹ wäre er zutiefst gekränkt gewesen, doch so konnte er sich nun würdevoll und dankbar zurückziehen. Obwohl er ein Jahr älter war als Reina, wäre er beim ersten Anblick von Blut sowieso sofort in Ohnmacht gefallen, und das wußten sie beide.
    Reine seufzte, als die Burschen gegangen waren, und beobachtete, wie das kochende Wasser über die Mauer geschüttet wurde. Ein paar Schreie ertönten von unten, doch gleich darauf dröhnte der Rammbock erneut. Hol sie der Teufel! Wahrscheinlich hatten die Kerle ihre, Reinas, Tiere getötet und deren nasse Felle als schützende Kopfbedeckungen benützt, denn die rohen Häute widerstanden dem Feuer ebenso wie kochendem Wasser. Die Angreifer hatten das Tor der Schmiede herausgerissen und als Brücke über den Graben gelegt. Reina wußte, daß sie auch einen ihrer Wagen als Stütze für den Sturmbock verwendeten, und daß dieser Sturmbock aus einem riesigen Baumstamm bestand, den sie aus Reinas Wäldern geholt hatten.
    »Meine Lady?«
    Sie drehte sich um und sah sich ihrem Tafelmeister, Gilbert Kempe, gegenüber. Er bot ihr ein Stück Brot, Käse und Wein an. Sein Gewand war durchnäßt, denn er hatte dabei geholfen, den Innenhof unter Wasser zu setzen, obwohl die Angreifer bisher noch keine Flammenpfeile

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