Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
und bemühte sich, an ihrem Zorn festzuhalten, als sie fühlte, dass er sie verließ. Sie hatte es satt zu kämpfen, sie hatte es satt fortzulaufen, und sie hatte es satt, Angst zu haben. Aber noch mehr als alles andere hatte sie es satt, sich selbst zu verabscheuen. »Mach mir nichts vor, das ist in jeder Hinsicht Zeitvergeudung.«
Die Wärme seines Körpers begann in die arktische Kälte ihrer Adern einzudringen und das Eis um ihr Herz herum zu schmelzen. Die Zärtlichkeit in seiner Stimme und die Liebe in seinen Augen erfüllten sie mit einer wärmenden Glut. Sie wollte nicht daran denken, wie sehr sie ihn liebte oder wie bezaubernd sein Lächeln war. Und auch nicht an die Hitze seines Körpers. Sie wollte ihn hassen. Nein, sie wollte überhaupt nichts empfinden. »Glaubst du wirklich, jemand würde mich aufnehmen und mir einen Platz in seinem Leben einräumen? Dein Team? Deine Familie? Nicht, wenn sie wüssten, was ich in Wirklichkeit bin.«
Er konnte es nicht lassen, sich vorzubeugen, um ihren Duft tief einzuatmen und kurz die Wärme ihres Halses zu spüren. »Du bist diejenige, die sich nicht akzeptieren kann, Saber. Ich bin an die verschiedenen übersinnlichen Gaben gewöhnt, die die Schattengänger besitzen, und täusche dich nicht, du bist ein Schattengänger.«
Tränen hingen in ihren Wimpern, und sie wandte den Blick von ihm ab, obwohl er ihr Kinn festhielt, damit sie ihn weiterhin ansah. »Ich bin eine Anomalie. Ein Ungeheuer. Als Kind schon ein Killer. Um Gottes willen, Jesse, du hast die Fotos gesehen. Ich habe die ersten Menschen getötet, als ich neun Jahre alt war. Ich bin nicht so wie
du oder die anderen. Ich bin eine menschliche Mordwaffe. Wenn es Whitney gelänge, mir eine Einladung zum Abendessen im Weißen Haus zu besorgen, könnte ich nahe genug an den Präsidenten herankommen, um ihn vor der Nase des Geheimdienstes zu töten, und keiner wüsste etwas davon. Während er einen Herzanfall erleidet, könnte ich sogar den Eindruck erwecken, als versuchte ich, ihm zu helfen, und weder er noch seine Leibwächter würden jemals merken, dass ich ihn töte. Jetzt sag mir, wie mich das zu einer von euch macht.«
Er ließ ihre Handgelenke los und nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Gerade das macht dich zu einer von uns – du bist so wie wir, genauso wie wir. Glaubst du etwa, keiner von uns hätte jemals versehentlich getötet? Wir besitzen Kräfte, die uns von der Natur nicht zugedacht waren, und wir müssen lernen, wie wir damit umgehen können. Jeder Einzelne von uns kennt das Gefühl, sich vor dem, was wir sind und was wir tun können, zu fürchten.«
Saber machte den Mund zu einer Erwiderung auf, doch dann drangen seine Worte wirklich zu ihr durch. Sie hatte sich nicht allzu viele Gedanken über die anderen und darüber gemacht, was sie tun konnten und was nicht. Sie wusste es nicht. Jesse hatte gerade vom anderen Ende des Raumes aus die Tür dazu gebracht, vor ihrer Nase zuzuschlagen. Was konnte er sonst noch tun? Was konnten Mari und Ken tun? Oder Logan? Sie war von anderen ihrer Art ferngehalten worden, weil Attentäter keinem Team angehörten. Sie waren Einzelgänger. Sie arbeiteten im Geheimen, um ihre Aufträge auszuführen. Sie hatte nie auch nur eine echte Freundin gehabt – mit Ausnahme von Thorn, und selbst damals hatten sie einander nicht oft zu sehen bekommen.
»Lass mich aufstehen, Jesse.« Sie konnte nicht sachlich mit ihm diskutieren, wenn sein Körper ihr so nahe war, und sie musste ihr Ziel im Auge behalten. Das Überleben.
Sie wand sich, und ihr Körper rieb sich so verlockend an seinem, dass er die Augen schloss und ihre Körperformen genüsslich wahrnahm.
»Wenn ich dich aufstehen lasse, verliere ich jeden Vorteil, den ich hatte. Ich glaube ohnehin, ich kann mich nicht rühren.« Er war steinhart und unternahm keinen Versuch, es vor ihr zu verbergen, sondern bewegte sich verführerisch und schmiegte sein Becken enger an sie.
Röte zog sich über ihre hohen Wangenknochen. »Du scheinst dich bestens bewegen zu können. Und jetzt steh auf.«
»Ich kann es tatsächlich nicht.« Seine Arme spannten sich habgierig um sie, und sein Mund kostete die duftende Haut direkt unter ihrer Kehle.
Seine Zunge fühlte sich an wie eine samtige Raspel, die über ihren Puls glitt und winzige Feuerpfeile über ihre Haut rasen ließ. Ihr Körper verschmolz ohne ihr Zutun mit seinem, wurde nachgiebig und anschmiegsam und fing Feuer, da er sich an der Glut seines Körpers entzündete, obwohl
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