Fesseln der Sehnsucht
abgestreift hatte.
»Wahrscheinlich hast du den ganzen Tag nichts gegessen«, schalt sie, als Heath sich nach hinten aufs Bett fallen ließ und Arme und Beine von sich streckte.
»Nein.«
»Das kommt davon, wenn du eine halbe Flasche Whiskey auf nüchternen Magen in dich hineinschüttest.« Sie kauerte sich neben ihn und öffnete ihm Halsbinde und Hemdkragen. »Du hast das Zeug ja getrunken wie Wasser und wolltest nicht auf mich hören.« Während sie ihn zärtlich schalt mühte sie sich ab, ihn aus den Kleidern zu schälen. »Hier, zieh den Arm aus dem Ärmel …«
»Ich kann nicht.«
»Heath, bemüh dich wenigstens ein bisschen.«
»Ich kann nicht. Der Knopf ist zu.«
»Nur gut, dass du nicht oft trinkst. Ich hätte keine Lust, dich jeden Abend auszuziehen.«
»Du machst es auch nicht besonders gut«, brummte er, während sie ihm das Hemd aus dem Hosenbund zog.
»Du erwartest doch hoffentlich keine Entschuldigung von mir, weil ich mich beim Ausziehen eines Mannes nicht sonderlich geschickt anstelle. Gütiger Himmel, bist du schwer.« Mit viel Mühe und Geduld gelang es Lucy schließlich, ihn zu entkleiden und ihm das Kopfkissen unterzuschieben. »Jetzt müssen wir dich nur noch unter die Decke kriegen.«
»Cinda«, murmelte er verschwommen, »ich hab mal gesagt … du sollst die Rolle meiner Ehefrau spielen … weißt du noch? Aber ich wollte damit nur … du weißt, dass ich nur …«
»Ich weiß«, murmelte sie einigermaßen verdutzt. Machte er sich tatsächlich Sorgen, ob sie ihm nur aus Pflichtgefühl half? Du unmöglicher Mann, dachte sie und eine Welle der Zärtlichkeit stieg warm in ihr hoch. Wie kannst du mich in mancher Hinsicht so gut kennen und in anderer so wenig?
Ihre Blicke trafen sich. Seine Augen waren blau wie der Sommerhimmel und Lucy spürte ein sanftes Pochen in ihrer Mitte. Mit erstaunlicher Behändigkeit rollte er sich zur Seite und zog sie unter sich.
»Du musst schlafen.« Sie legte ihm die flachen Hände an die harte, nackte Brust.
»Nein.«
Sein Mund nahm den ihren in einem groben, nach Whiskey schmeckenden Kuss in Besitz, ließ ihr keine Gelegenheit zu widersprechen. Sie spürte seinen jagenden Herzschlag unter ihrer Hand und ihr Protest löste sich auf wie eine Rauchwolke im Wind. Sein Körper hielt sie unter sich gefangen, seine Hände umfingen ihr Gesicht, während er wie ein Verdurstender von ihren Lippen trank.
In diesem Augenblick gestand Lucy sich endlich ihre Liebe zu ihm ein. Liebe wogte durch ihren Körper, erfüllte ihre Brust, stieg in ihre Kehle hoch, schwirrte ihr durch den Kopf und machte sie benommen. Liebe schien ihr aus den Fingerspitzen zu fließen, als sie ihre Hände über seine Schultern gleiten ließ. Er musste ihre Liebe an ihren Lippen schmecken, musste sie an der Wärme ihres Körpers spüren. Lucy wunderte sich, wie lange es gedauert hatte, bis sie ihre Liebe erkannte. Ihr war, als sei ihr bisheriges Leben eine Vorbereitung auf diesen Augenblick gewesen.
»Ich brauche dich, Cinda«, stöhnte er und sein Mund verschlang ihre Lippen in gewaltsamen, fiebrigen Küssen, die ihr den Atem nahmen. Ihre Lungen brauchten Luft, doch ihr Korsett war eng wie eine Stahlrüstung. Hilflos gefangen in seiner Umarmung, bot sie ihm Mund und Körper, wollte ihm zeigen, dass sie ihm gehörte. Sie versuchte, die winzigen Knöpfe an ihrem Mieder zu öffnen, doch plötzlich war seine Hand da und riss das Kleid mit einem groben Ruck auf. Diesmal lösten sich die Bänder ihrer Korsettverschnürung mühelos.
Lucy schälte sich endgültig aus dem Fischbeinpanzer und ein Beben durchfuhr sie, als ihre nackten Brüste sich an seinen harten, gebräunten Oberkörper schmiegten. Seine Hände packten gierig zu, lüstern rieb er ihre Knospen zu harten Perlen. Sein Keuchen fächelte an ihrem Nacken, sie Wandte ihm ihr Gesicht zu, nagte an seiner glatten Wange, suchte seinen Mund. Und als er sie wieder küsste, stöhnte sie in seinen offenen Mund. Sie waren unzählige Male als Mann und Frau vereint gewesen. Er hatte sie mit Zärtlichkeit und Leidenschaft in den Armen gehalten, aber nie zuvor mit solch ungezähmter Wildheit.
Die Stofffülle ihrer Röcke bauschte sich um ihre Hüften. Ungeduldig zerrte und riss Heath an den Hindernissen, bis sie endlich davon befreit war und ihre helle Haut im Schein der frühen Abenddämmerung schimmerte. Sie presste ihren Leib an die heiße, harte Schwellung seiner Männlichkeit. »Ich will dich haben«, flüsterte sie an seiner Schulter.
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