Fesseln der Sehnsucht
es für gut und richtig hältst, solange du sie hast.«
Er streichelte ihr sanft die Wange. »Ich muss dich warnen: Wenn wir die Zeitung verlieren, müssen wir das Haus verkaufen.«
»Na und?«
»Und die Möbel.«
»Mir egal.«
»Und …«
»Wir können alles, was wir besitzen, verpfänden und verkaufen … Aber wenn du es wagen solltest, ein Wort über meinen Diamantring zu verlieren, wirst du es für den Rest deines verheirateten Lebens bereuen. Dieser Ring gehört mir und bleibt an meinem Finger.«
Heath schmunzelte über ihre Heftigkeit. »Ich wollte kein Wort über deinen Ring sagen, Süße.« Er beugte sich über sie, um sie zu küssen, und hinterließ nasse Abdrücke an Brust und Taille ihres Kleids, doch Lucy war zu berauscht von seinem Kuss, um zu protestieren.
»Du schmeckst nach Kaffee«, flüsterte sie, als seine Lippen sich von ihren lösten.
»Ich hätte gerne mehr davon.«
»Kaffee oder Küsse?«
»Von deinen Küssen kann ich nie genug bekommen.« Er küsste ihren Mundwinkel. »Aber eigentlich meinte ich Kaffee. Hast du schon gefrühstückt?«
»Ich wollte auf dich warten.«
»Geh schon nach unten. Ich bin gleich fertig.«
»Beeil dich«, meinte sie an der Tür und musterte seinen notdürftig bedeckten Körper von oben bis unten mit einem Blick, der sein Blut in Wallung brachte, dann zwinkerte sie ihm verführerisch zu. »Damit die Brötchen nicht kalt werden.«
Als sie gegangen war, wunderte Heath sich belustigt, wo sie gelernt hatte, in einen banalen Satz solche erotische Verheißung zu legen. Und er wunderte sich weiterhin darüber, wie er körperlich in der Lage war, sie schon wieder zu begehren, nachdem er sich die halbe Nacht an ihr berauscht hatte.
Als Lucy die Treppe herunterkam klopfte es mit forderndem Stakkato an der Haustür. Der Butler eilte durch die Halle, um zu öffnen. Er wirkte ungewöhnlich verwirrt und Lucy fürchtete, er sei beim Frühstück gestört worden.
»Ich öffne, Sowers, lassen Sie nur«, sagte sie, »Aber Mrs. Rayne …«
»Ich denke, ich weiß, wer der frühe Besucher ist.« Dankbar zog der Butler sich zurück und Lucy öffnete, als ein zweites Mal fordernd geklopft wurde. Wie erhofft, stand Damon Redmond vor der Tür, makellos gekleidet und gepflegt; nur seine Augen waren blutunterlaufen und sein Gesicht wirkte müde. Er lehnte sich gegen den Rahmen der schweren Eichentür, als benötige er Halt. »Guten Morgen«, begrüßte sie ihn.
»Darüber ließe sich streiten, Mrs. Rayne.«
»Das kann ja heiter werden«, meinte sie lächelnd und trat zur Seite, um ihn einzulassen. »Sie kommen gerade recht zum Frühstück.«
»Vielen Dank, aber …«
»Wenigstens eine Tasse Kaffee«, beharrte sie und er lächelte matt.
»Hat Ihnen schon jemand eine Bitte abgeschlagen? Ich zweifle daran.« Damon reichte ihr seinen Mantel und folgte ihr zum Frühstückszimmer. Lucy dachte mitfühlend, er müsse über den Streit ebenso in Aufruhr gewesen sein wie Heath. Er sah aus, als habe er vergangene Nacht kein Auge zugetan. Sie händigte Bess den Mantel des Besuchers aus und gab ihr Anweisung, ein drittes Gedeck aufzulegen, dann ließ sie sich von Damon den Stuhl zurechtrücken.
»Heath kommt gleich herunter«, meinte sie, als Damon ihr gegenüber Platz nahm. »Sobald er mit seiner Morgentoilette fertig ist …« Ihre Stimme verlor sich, als sie Damons dunklen Blick auf ihren Busen gerichtet sah.
Sie schaute verstohlen an sich herunter und bemerkte den feuchten Abdruck von Heath’ Hand an ihrem Kleid direkt unter dem Busen und spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. »Er brauchte etwas Hilfe, um in die Badewanne zu steigen«, meinte sie lahm.
»Verstehe«, antwortete Damon höflich wie immer, nur in seinen Augen blitzte ein spöttisches Funkeln.
»Er ist bemerkenswert guter Stimmung in Anbetracht … der Umstände.« Sie wollte keine näheren Angaben machen, ehe sie wusste, ob Damon gekommen war, um einen Kompromiss auszuhandeln oder das sinkende Schiff zu verlassen.
Damon wurde sachlich. »Ich traf ihn in der Zeitung nicht an und dachte, es sei nützlich, wenn wir uns hier unterhalten.«
»Das halte ich für eine ausgezeichnete Idee.«
»Ich würde gerne wissen, ob die Chance besteht, unsere Differenzen beizulegen.«
»Heath ist ein besonnener Mann, Mr. Redmond. Ich bin sicher, dass ihm daran gelegen ist, einen Kompromiss zwischen Ihrem Standpunkt und seinem zu finden.«
»Bei allem Respekt, Mrs. Rayne«, entgegnete Damon steif, »diesen
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