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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Raine, doch kein Hinweis, wer Raine war. Ungeduldig steckte Lucy den Brief in den Umschlag zurück und holte den nächsten heraus. Sie las Brief um Brief, ihr Blick blieb auf bestimmten Sätzen haften, die ihr in die Augen sprangen.
    Heute sagte Mutter, wir dürfen deinen Namen nicht mehr erwähnen. Doch Raine und ich reden heimlich über dich.
    Raine sagt, du fehlst ihr, auch nach allem, was zwischen euch vorgefallen ist.
    Clay hat starke Rückenschmerzen. Er kränkelt.
    Mutter ist ständig gereizt. Sie sagt, sie hätte England nie verlassen dürfen, um Daddy zu heiraten, jetzt, da er nicht mehr bei uns ist, will sie nach England zurück. Der arme Clay weiß, dass sie nur seinetwegen hier bleibt. Dr.
    Collins meinte, Clay muss in einem warmen Klima leben. Raine zeigte mir die erste Blume, die du ihr geschenkt hast. Sie hat sie in ihre Bibel gepresst…
    Raine und Clay haben wieder einmal gestritten.
    Ich habe Raine eigentlich gern, aber sie wird so schnell wütend. Sie will nichts mehr mit Clay zu tun haben. In einem hat Mutter wohl Recht. Raine ist ihm keine gute Ehefrau.«
    Lucy vergaß zu atmen, als sie den letzten Satz noch einmal las. Raine war mit Clay verheiratet? Dann musste sie ihn geheiratet haben, obwohl sie wusste, dass Heath sie liebte. Aber wieso hatte sie Clay vorgezogen? Wegen der Plantage? Wegen des Geldes? Vielleicht, weil Heath ein unehelicher Sohn war? Ja, das war wohl der Grund.
    Ich erzählte Clay und Raine von deinem Brief. Clay lachte, als er hörte, dass du eine Yankee geheiratet hast. Er sagte, das geschieht dir recht. Raine schmollte eine Weile, dann bekam sie einen Wutanfall. Ich glaube, sie liebt dich noch immer. Wieso hast du eine Yankee geheiratet? Hat sie viel Geld? Hier bei uns gibt es so viele Mädchen, die einen Ehemann suchen. Ich glaube, mit einer aus dem Süden wärst du besser dran.
    Raine schläft nicht mehr im selben Zimmer mit Clay. Sie ist in das Zimmer gezogen, in dem du immer geschlafen hast, wenn du zu Besuch gekommen bist.
    Ich glaube, Clay liegt im Sterben …
    »Mrs. Rayne?« Bess’ Stimme holte Lucy aus ihrer Versunkenheit.
    »Was gibt’s?«, fragte Lucy scharf, die sich vorkam wie ein ertappter Dieb und in ihrem Schreck schroff reagierte.
    »Mr. Rayne verlangt nach Ihnen.«
    Lucy sprang auf die Beine. Die Briefe fielen raschelnd zu Boden und sie bedachte sie mit einem verstörten Blick.
    »Ich hebe sie auf«, bot Bess sich hilfreich an.
    »Nein. Nein. Das mache ich später. Lassen Sie sie bitte liegen.« Lucy legte ihre bebenden Finger an die Lippen, ihre Augen flogen zur Treppe. Plötzlich hatte sie Angst. Wieso rief er ausgerechnet jetzt nach ihr? Gab Gott ihr eine letzte Chance, dass Heath ihren Namen nannte, ehe er … entsetzt schüttelte sie den Gedanken ab.
    Bass’ erwartungsvolles Gesicht brachte Bewegung in sie. Lucy biss die Zähne aufeinander und machte einen Schritt, dann einen zweiten, und als sie die Treppe hinaufeilte, war ihre Angst plötzlich verflogen. Eine ruhige Leere legte sich über sie.
    Die Schwester empfing Lucy mit ernster, mitfühlender Miene an der Tür. »Sein Zustand hat sich verschlechtert«, sagte sie.
    »Ich kümmere mich um ihn. Lassen Sie uns bitte allein.«
    Heath bewegte sich unruhig und stöhnte, als sie sich dem Bett näherte. »Lucy … ich will Lucy …«
    Zärtlich legte sie ihm die Hand an die stoppelbärtige Wange. »Ich bin hier.«
    Er schien ihre Berührung nicht zu spüren und wiederholte immer wieder ihren Namen. Lucy beugte sich über ihn und redete beschwichtigend auf ihn ein, unterbrach seine ständigen Wiederholungen mit tröstenden, zärtlichen Worten, bis er endlich ruhig wurde. Sie blieb über ihn gebeugt sitzen und streichelte ihm das Gesicht, bis ihr Rücken in der unnatürlichen Haltung schmerzte. Sie fühlte sich unendlich müde und kraftlos und ohne Hoffnung.
    Sie war es leid, allein zu sein, sie wollte ihren Mann zurückhaben, sie war es leid, diese endlose Angst und Ungewissheit ertragen zu müssen, ihn zu verlieren.
    Lucy ließ den Kopf sinken, bis er in ihrer Armbeuge lag, und schloss die Augen. Durch das Dunkel tanzten bunte Funken. Erinnerungsfetzen schwebten an ihr vorbei, als sie einschlief und träumte … Heath, der über ihre leicht durchschaubaren Tricks lachte … Heath, der den Liebesakt mit ihr vollzog … seinen Kopf in ihrem Schoß barg und ein Geständnis lallte … Wie er sie im Schein des Kerzenlichts anlächelte … sie in den Armen wiegte, wenn sie weinte. Seine Arme

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