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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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hoch geschätzt, da ein gewöhnlicher Soldat kiloweise Blei und Pulver verschoss, ehe er einen Konföderierten verwundete oder tötete.
    Daniel hatte als Soldat viele Orden und Auszeichnungen erhalten und die Bewohner von Concord waren stolz auf ihren Helden, der so tapfer für Volk und Union gekämpft hatte. Viele Leute hatten Lucy augenzwinkernd zu verstehen gegeben, dass er nun nicht mehr ihr allein gehörte, sondern die ganze Stadt Anspruch auf ihn erhob. Sie hatte solchen Reden schmunzelnd zugehört, tief im Herzen aber war sie nicht sonderlich glücklich darüber. Sie hätte es vorgezogen, wenn Daniel keinen so großen Wert auf die Meinung anderer legen würde – wenn er nicht allen gehörte, sondern nur ihr allein.
    Am Rand der Wiese stand David Fraser in einer Entfernung von etwa hundertfünfzig Meter vor einem über zwei Baumstümpfe gelegten, abgebrochenen Ast. Bedächtig hob er die Spencer-Flinte und zielte auf eine der, sieben Blechbüchsen, die auf dem Ast aufgereiht standen. Ein paar Männer lachten leise und hänselten den Schützen gutmütig, da nach seinem Schuss alle sieben Büchsen noch standen. »Ich geb’s auf. Du bist dran«, meinte David und reichte Daniel die Flinte. Daniel lud, warf einen Blick über die Schulter und entdeckte die Freundinnen, die es sich auf einem Felsbrocken bequem gemacht hatten. Lucy winkte i scherzhaft zu und lächelte.
    »Du bist die glücklichste Frau der Welt«, flüsterte Sally. »Daniel betet dich an. Und er ist so wohlerzogen und sieht so gut aus …«
    »Ja, das stimmt«, bemerkte Lucy und ihr Blick wanderte von seinem dunklen Lockenkopf über seine schlanke Gestalt, die schmalen eleganten Hände, mit denen er die Flinte hielt. Sein Finger krümmte sich um den Abzug. Der Schuss krachte und die erste Blechdose wirbelte durch die Luft. Zwei, drei, vier … die nächsten Büchsen wurden in rascher Folge getroffen. Fünf. Sechs, sieben. Daniel hatte sieben Treffer gelandet. Alle jubelten ihm zu, anerkennende Pfiffe gellten. Daniel lächelte bescheiden und warf einen Blick zu Lucy hinüber, die begeistert in die Hände klatschte.
    »Jetzt will ich es mal versuchen!«,, erklärte Hiram Damon, ein flachsblonder Siebzehnjähriger, worauf die erwachsenen Männer nachsichtig brummten. Hiram war zu jung gewesen, um in den Krieg zu ziehen, worüber er sich noch heute beklagte.
    »Einverstanden, Hiram! Versuche es ruhig mal«, sagte Daniel und half ihm beim Laden der Büchse, als der Junge sich ein wenig ungeschickt beim Einlegen der Patronen anstellte.
    »Ich wette einen Vierteldollar, er trifft nicht mehr als eine«, rief einer der Männer.
    »Ich halte einen Vierteldollar dagegen«, antwortete Daniel und gab Hiram einen kräftigen Schlag auf die Schulter.
    »Halte eine Winzigkeit nach links, Hiram, und lass dir Zeit.«
    »Daniel wird einmal ein guter Vater«, flüsterte Sally. »Er kann mit Kindern gut umgehen.«
    Hiram zielte sorgfältig, feuerte und traf zwei Büchsen. Sally und Lucy applaudierten und hielten sich mit Bravorufen nicht zurück.
    »Hat jemand Lust, gegen mich anzutreten?«, fragte Daniel. »Ich räume meinem Gegner einen Vorteil ein und vergrößere die Entfernung für mich oder …«
    »Ihr verbindet ihm die Augen«, schlug Sally vor und alle lachten.
    »Ich habe heute meinen guten Tag«, übertönte David Fraser den Lärm und das Gelächter. »Ich trete gegen dich an, Daniel, wenn ich von hier aus schieße und du die Entfernung auf zweihundert Meter erhöhst.«
    »Der Mann, der Daniel besiegt, bekommt von mir einen Vierteldollar!«, rief Sally laut herüber.
    »Und dein Einsatz, Lucy?«, fragte Daniel und sein Schnurrbart zog sich zu einem Schmunzeln hoch.
    »Ein Kuss für den Sieger«, erklärte sie stolz und erntete wieder Gelächter, da alle wussten, dass Daniel auf jeden Fall siegen würde.
    »Das scheint mir ein interessantes Angebot zu sein«, meldete sich eine Stimme aus dem Hintergrund. Alle Köpfe drehten sich nach rechts, wo Heath Rayne an einem schräg abfallenden Felsblock lehnte. Mit seinem gedehnten Südstaaten-Singsang fügte er träge hinzu: »Kann ich an dem Wettkampf teilnehmen?«
    Lucy spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich, sie senkte den Blick auf ihre Hände, die sich in ihrem Schoß verkrampften. »Dieser Konföderierte hat aber ein freches Mundwerk«, murmelte Sally.
    »Sie sollten sich die Mühe ersparen, Mr. Rayne«, entgegnete Daniel steif. Alle Wärme und Belustigung wich aus seinen Zügen. »Ich war

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