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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Welpen nach Hause brachte, aber ich durfte ihn behalten. Dieser Hund machte ständig Unsinn, war drollig und ungestüm und folgte nie. Aber ich habe ihn sehr gern gehabt, weil er so süß war. Nach ihm hatte ich nie wieder ein Haustier.«
    Plötzlich stiegen Lucy Tränen in die Augen. Sie lachte verschämt und suchte nach ihrem Taschentuch. »Tut mir Leid. Ich weiß nicht, wieso ich plötzlich heule.«
    »Unsere Lucy hat ein ziemlich weiches Herz«, meinte Sally liebevoll lächelnd und tätschelte ihr den Rücken.
    »Das wird sich ändern müssen«, meinte Daniel ungehalten, während Lucy sich die Augen wischte. »Wie kann man nur so sentimental sein wegen eines Hundes, der vor Jahren gestorben ist!«
    Lucy errötete Über seinen Tadel und senkte den Blick. Es trat ein verlegenes Schweigen ein.
    »Nun ja«, meinte Heath nach einer Weile. »Was ist falsch daran, wenn eine Frau ein weiches Herz hat?«
    »Eine Frau soll ihren Kindern mit gutem Beispiel vorangehen«, widersprach Daniel. »Wenn sie nicht lernt, ihre Gefühle zu beherrschen, werden aus ihren Kindern Muttersöhnchen und Heulsusen.«
    Heath blickte in Lucys rot übergossenes Gesicht. In seinen Augen blitzte ein zorniger Funke. Lucy wusste, dass er sich wunderte, warum sie Daniel nicht widersprach, wie sie es bei ihm tat. Aber sie würde Heath nie begreiflich machen können, was sie mit Daniel verband. Ich brauche niemanden, der mich verteidigt, wollte sie ihm sagen. Sie schon gar nicht! Sie begnügte sich allerdings damit, ihm einen warnenden Blick zuzuwerfen. Heath ließ den Blick über den Fluss schweifen. Sein kühn geschnittenes Profil wirkte noch markanter, als seine Kiefer zu mahlen begannen.
    »Möchte noch jemand ein Stück Mandelkuchen?«, fragte Lucy.
    »Hmm, davon kann ich nicht genug kriegen«, schwärmte Sally, die froh war, dass die Unterhaltung eine andere Wendung nahm. Die beiden Männer schwiegen düster.
    Nach dem Essen packten die Mädchen Geschirr und Gläser wieder in die Picknickkörbe und schüttelten die Decken aus, während die Herren in Gruppen beieinander standen und sich in Männergespräche vertieften, die für empfindsame Damenohren ungeeignet waren. Lucy und Sally saßen nebeneinander, während Heath und Daniel getrennte Wege gingen und sich verschiedenen Gruppen zugesellten.
    »Ich hätte nie gedacht, dass die beiden sich nicht vertragen«, meinte Sally und schüttelte traurig den Kopf.
    »Daniel ist doch sonst so freundlich und höflich zu jedem, ein wahrer Gentleman. Und Mr. Rayne ist einer der charmantesten Herren, die ich je kennen gelernt habe, auch wenn er ein Verräter und ein Rebell ist.«
    »Daniel sitzt der Krieg noch zu tief in den Knochen, um sich mit einem Südstaatler anfreunden zu können«, erklärte Lucy. »Er kann nicht vergessen, was die Konföderierten einigen seiner Freunde angetan haben. Obwohl He… Mr. Rayne ihm persönlich nichts getan hat, können doch beide nicht vergessen, dass sie im Krieg Feinde waren.«
    »Ich habe mir die Konföderierten immer brutal und wild vorgestellt«, bemerkte Sally sinnend. »Aber er scheint gar nicht …«
    »Natürlich nicht. Er ist auch nicht anders als Daniel oder jeder andere unserer Freunde.«
    »Nun, das würde ich nicht sa …«, begann Sally und zuckte erschrocken zusammen, als die Stille jäh von einer Salve Gewehrschüsse durchbrochen wurde, gefolgt von männlichen Jubelrufen aus der Richtung der großen Wiese in einiger Entfernung vom Picknickplatz. »Ein Wettschießen«, rief Sally aufgeregt. »Dahin also zog es die Herren.
    Daniel und seine Freunde veranstalten wieder ein Wettschießen.«
    »Ach, ich wäre froh, wenn sie dieser Kinderei endlich entwachsen wären«, seufzte Lucy im Aufstehen und schüttelte die Röcke aus, ehe sie mit Sally der Wiese zustrebte. Im Vorbeigehen beschwerten einige Pärchen und Gruppen ruhender Picknickgäste sich über den Lärm, der die Feiertagsstille störte. Buben begannen Knallfrösche platzen zu lassen, die Männer schossen mit Flinten auf Blechdosen und die Mädchen kicherten laut. Doch keine der Beschwerden war wirklich ernst gemeint, da alle wussten, dass die Knallerei einfach zum vierten Juli gehörte.
    Lucy und Sally näherten sich plaudernd dem Schauplatz des Wettkampfs, ohne Scheu, die Männer zu stören, die sich gern von weiblichen Zuschauern bewundern ließen. Lucy war unendlich stolz auf Daniel. Er war der beste Schütze in Concord – vielleicht sogar in ganz Massachusetts. Scharfschützen waren im Krieg

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