Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
verstehen?«
    »Nein … es ist nicht unerwartet. Und ja, es ist ein Vergnügen.«
    »Sie haben die Begegnung geplant. Sie haben sich mit Sally verabredet, weil Sie wissen, dass wir befreundet sind und Daniel und ich vermutlich mit Sally picknicken.«
    »Welche Bescheidenheit. Denken Sie tatsächlich, ich habe mir das ausgeheckt nur um Sie an einem Hühnerbein nagen zu sehen?«
    Lucy errötete beschämt über ihre Überheblichkeit und seine spöttische Zurechtweisung. »Nein, das denke ich eigentlich nicht.«
    »Nun, vielleicht habe ich es dennoch getan.«
    Sie sah in sein spitzbübisch lächelndes Gesicht und zwang sich, ernst zu bleiben. Die Empfindungen, die von ihr Besitz ergriffen hatten, beunruhigten sie, eine Mischung aus Freude, Beklommenheit und Aufgeregtheit. Der Klang seiner Stimme berührte etwas in ihr, als würden Saiten eines Instruments zum Klingen gebracht werden.
    »Mr. Rayne, ich hoffe, die Schwüle unseres Neuengland-Sommers verdirbt Ihnen nicht die Freude am Picknick«, brachte sie hervor.
    »Keineswegs, Miss Caldwell. Ich bin an feuchtwarmes Klima gewöhnt.«
    »Die Brise vom Wasser herauf ist wohltuend.« Ihr entging nicht, wie er sie von Kopf bis Fuß maß, und sie war froh, dass sie sich hübsch gemacht hatte und das pfirsichfarbene Musselinkleid mit seitlich gebundener Schärpe gewählt hatte. Das Mieder war mit Knöpfen aus Korallenmuscheln verziert, in die winzige Perlen eingesetzt waren.
    Als Daniel die Uferböschung heraufkam, nestelte Lucy fahrig an einem der Knöpfe und schoss Heath einen warnenden Blick zu.
    »Guten Tag, Mr. Rayne«, grüßte Daniel zurückhaltend und zupfte irritiert an seinem Schnurrbart.
    »Tag, Mr. Collier.«
    Lucy registrierte dankbar, dass Heath Mund zur Abwechslung kein spöttisches Lächeln umspielte, und blickte von einem zum anderen. Wie steif und gesetzt Daniel im gestärkten Kragen und der karierten Weste wirkte. Liebster Daniel, so zuverlässig und rechtschaffen, so völlig anders als dieser modebewusste Südstaatler. Daniel würde immer für sie da sein. Mochte er auch weniger aufregend und schneidig aussehen als manch anderer, er war ein Goldstück. Heath Rayne hingegen war vermutlich so schwer zu fassen wie ein Quecksilberkügelchen.
    Lucy und Sally bemühten sich gemeinsam, die Herren während des Picknicks mit munterem Geplauder zu unterhalten, und erzählten Heath Geschichten aus ihrer Kindheit und Jugend in Concord. Selbst Daniel schmunzelte über einige Anekdoten, besonders über die Theateraufführungen ihrer Laienspielgruppe.
    »Das beste Stück, das wir je aufgeführt haben«, erzählte Sally kichernd, »hieß Der Hund, dem das Glück lacht, eine Komödie der Irrungen und Wirrungen. Das Stück war einem streunenden Hund gewidmet, den Lucy aufgenommen hatte.«
    Heath lächelte. »Das muss ja ein ganz besonderes Exemplar gewesen sein.«
    »Im Gegenteil. Er war dumm wie Bohnenstroh, hatte keinerlei Talent«, berichtete Lucy lachend, »und noch weniger Disziplin. Er hatte eine völlig andere Auffassung von seiner Rolle, als die Autorin ihm zugedacht hatte.«
    »Und wer war die Autorin?«
    »Lucy natürlich«, antwortete Sally. »In unserer Schulzeit hat sie ständig Bühnenstücke und Geschichten geschrieben. Manche waren wirklich fantastisch.«
    Heath sah Lucy neugierig an. »Sie schreiben? Das wusste ich gar nicht.«
    »Gibt es einen Grund, dass Sie das wissen sollten?«, mischte Daniel sich ein.
    Heath sah ihn ohne Ausdruck an. »Nein, eigentlich nicht.«
    »Was ist aus dem Hund geworden?«, fragte Sally hastig an Lucy gerichtet, um die Spannung zu lösen. »Du hast nie darüber gesprochen. Ein paar Jahre später verbrachte ich den Sommer bei Verwandten und als ich nach Hause kam, gab es den Hund nicht mehr.«
    »Damals konnte ich nicht darüber reden.« Lucy lächelte wehmütig. »Erinnerst du dich, wie er ständig auf die Straße rannte und alles, was sich bewegte, anbellte? Er wurde von einer Kutsche überfahren.«
    »Wie schrecklich«, sagte Sally mitfühlend.
    »Es hat Wochen gedauert, bis ich darüber hinweggekommen bin«, antwortete Lucy. »Eigentlich lächerlich, ein struppiges Wollknäuel so lieb zu haben. Er war nicht einmal besonders hübsch.«
    »Er war ausgesprochen hässlich«, verbesserte Daniel sie.
    »Vermutlich«, räumte Lucy ein. »Armes Kerlchen. Ich fand ihn am Mühlwehr, kaum größer als meine Hand.
    jemand hatte einen Wurf junger Hunde ausgesetzt und er war der einzige, der noch lebte. Vater war entsetzt, als ich den

Weitere Kostenlose Bücher