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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Entsetzen ein. Unwirsch entwand sie sich seinem Griff und rannte blind auf die Gruppe zu, die Daniel umringte, drängte sich an den Männern vorbei, bis sie an der Seite ihres Verlobten stand. Als sie einen flüchtigen Blick über die Schulter warf, war Heath verschwunden.
    »Was hast du mit ihm gesprochen?«
    »Nichts. Ich weiß nicht mehr. Belangloses Zeug«, murmelte Lucy und blinzelte gegen die Sonnenreflexe an, die sich in den Fensterscheiben und den blitzblank polierten Messingbeschlägen des Zuges spiegelten. Sie passierten den Milchwaggon, in den die Bauern aus der Gegend die letzten großen Kannen wuchteten. Daniels Gesicht war wie versteinert, als Lucy ihn zu seinem Abteil begleitete. Nachdem er sie eine gute Viertelstunde lang mit bohrenden Fragen gequält hatte, wünschte sie von ganzem Herzen, Daniel nicht zum Zug nach Boston begleitet zu haben. »Wann ist deine Besprechung angesetzt?«, fragte sie, um ihn abzulenken. »Hoffentlich hat der Zug keine Verspätung.«
    »Sally sagte, ihr hättet, euch während des Wettschießens ständig Blicke zugeworfen.«
    »Ich habe dir Blicke zugeworfen!«
    »Ich will nicht, dass du mit diesem Kerl noch einmal sprichst. Kein einziges Wort! Nie wieder, wenn ich nicht bei dir bin!«
    »Daniel, sei nicht albern. Und wenn er mir auf der Straße begegnet? Soll ich so tun, als sehe ich ihn nicht? Das wäre unhöflich und unschicklich!«
    Ihr Widerspruch erzürnte ihn nur noch mehr. »Lucy, ich dulde keine Widerrede in dieser Angelegenheit. Falls diese Hochzeit stattfinden soll, falls wir Mann und Frau werden …«
    »Was heißt denn falls?«
    »… dann müssen wir uns über verschiedene Punkte einig sein. Du hast dich in den letzten Monaten sehr verändert, so kenne ich dich gar nicht. Du bist aufsässig und streitsüchtig und stellst meine Geduld auf eine harte Probe. Ich will nicht, dass du mit diesem … diesem Südstaatler noch ein einziges Wort wechselst. Außerdem möchte ich, dass du deine Freundschaft mit Sally beendest. Ich fürchte, sie hat einen schlechten Einfluss auf dich. Ich wünsche nicht, dass du ohne mich Gesellschaften und andere Veranstaltungen besuchst, da dein Vater offensichtlich nicht in der Lage ist, ein wachsames Auge auf dich zu haben.«
    »Ich bin kein Kind, auf das man aufpassen muss!«
    »Wenn du meine Frau werden willst, musst du einige Regeln befolgen, die wir jetzt festlegen.«
    »Daniel …« Lucys Wangen hatten sich gerötet sie zitterte vor Empörung. Seit dem Wettschießen vor zwei Tagen hatte Daniel eine ernste, geradezu gekränkte Miene zur Schau getragen, seine braunen Augen waren kalt und abweisend, sein Mund ein schmaler Strich unter dem sorgfältig getrimmten Schnurrbart.
    »Mein Zug fährt in wenigen Minuten«, sagte er und streifte sie mit einem flüchtigen Blick. »Ich steige jetzt ein.
    Wir reden heute Abend darüber.«
    Daniel stieg in den Zug. Lucy blieb auf dem Bahnsteig stehen, mit verschränkten Armen und aufsässig gerecktem Kinn. Daniel fand also, sie habe sich verändert. Nun, ihrer Meinung nach gab es keinen Zweifel daran, dass auch er sich verändert hatte!
    Der Zug fuhr langsam an und stampfte, umwallt von mächtigen Dampfwolken, aus dem Bahnhof. Lucy blickte dem Zug nach, bis er zu einem winzigen dunklen Fleck in der Ferne geworden war, seufzte bedrückt und wollte sich auf den Heimweg machen.
    »Sie führen interessante Gespräche.«
    Erschrocken hob sie den Kopf und verengte die Augen bei Heath Raynes Anblick.
    »Spionieren Sie mir etwa nach?«, fragte sie spitz und blickte sich ängstlich um, ob jemand in der Nähe war.
    Heath schob achselzuckend die Hände in die Hosentaschen, wodurch seine ohnehin knapp sitzenden Hosen seine kraftvollen Schenkel noch enger umspannten. So etwas dürfte ihr gar nicht auffallen, schalt Lucy sich. Andererseits verkörperte er ein solches Maß an Männlichkeit und Selbstbewusstsein, dass sie blind sein müsste, um nichts zu bemerken.
    »Nein, ich spioniere nicht.« Sein breiter Mund verzog sich zu einem unwiderstehlichen Lächeln. »Ich hatte in der Stadt zu tun und mir fiel Ihr entzückendes Hütchen auf.«
    Mechanisch hob Lucy die Hand, um zu prüfen, ob ihr weißer Hut verrutscht war, den ein perlenbesetzter Schmetterling und ein Sträußchen Marabufedern zierte.
    »Es sitzt perfekt«, meinte er und Lucy senkte die Lider unter seinem anerkennenden Blick.
    »Wenn Sie etwas gehört haben …«
    »Ja, das habe ich«, versicherte er freimütig.
    »Es war eine private

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