Fesseln der Sehnsucht
Unterhaltung …«
»Ich weiß.« Heath fand offensichtlich großen Gefallen daran, die Liste der Verhaltensregeln aufzuzählen, die Daniel seiner Verlobten gegeben hatte. »Sie sollen Sally die Freundschaft kündigen. Sie dürfen nicht mehr mit mir sprechen. Sie dürfen ohne seine Begleitung keine Tanzveranstaltungen, auch keine anderen Zusammenkünfte besuchen. Und wenn Sie verheiratet sind, wird er Ihnen immer noch sagen, was Sie tun sollen und mit wem Sie sprechen dürfen.«
»Als Ehemann ist das sein gutes Recht.«
»Finden Sie?«
Die richtige Antwort wäre ein einfaches Ja gewesen. Lucy aber schwieg, denn obwohl sie ihn mit einer scharfen Entgegnung zurechtweisen wollte, fiel ihr nichts Passendes ein.
»Vieles verändert sich, wenn man verheiratet ist«, antwortete sie schließlich mehr zu sich selbst als zu ihm. »Die Menschen verändern sich.«
»Ja, aber meist nicht zu ihrem Vorteil.«
»Woher wollen Sie das wissen? Was wissen Sie schon von der Ehe … oder über mich? Sie sind schlimmer als Daniel, weil Sie tun, als wüssten Sie genau, was gut und richtig für mich ist. Ich bin sehr wohl in der Lage, selbst zu entscheiden, was ich will.«
Seine Augen funkelten listig. »Und was wollen Sie?«
Sie wollte Daniel. Aber sie wollte einen anderen Daniel. »Das geht Sie nichts an.«
»Doch, das tut es. Ich fürchte, ich habe bereits eine Menge in Sie investiert.«
»Wie bitte? Was denn?«
»Eine Menge Besorgnis und Nachdenken, Süße.« Sein Plauderton wollte nicht zu seinen Worten passen. »Darüber, dass er sich vorgenommen hat, Sie zu verändern. Er ist nicht gut für Sie.«
»Hören Sie auf. Ich will so etwas nicht hören.«
»Er versucht, ein gefügiges, willenloses Geschöpf aus Ihnen zu machen. Damit erreicht er aber nur, dass Sie unglücklich sind. Das tut er nicht böswillig – er ist einfach so. Er ist das völlige Gegenteil von Ihnen.«
»Das Gegenteil! Wie lächerlich und absurd. Ich kenne niemanden, der mir ähnlicher wäre als Daniel. Wir verstehen uns glänzend. Wir sind aus einem Holz geschnitzt.«
»Sehen Sie sich wirklich so?« Auf seiner Stirn hatte sich eine steile Falte gebildet. »Als eine Frau, die mit einem Ehemann glücklich ist, der sie zum Spiegel seiner selbst machen will? Glauben Sie tatsächlich …« Er führte den Satz nicht zu Ende. Das Funkeln in seinen Augen erlosch und sein Gesicht wurde undurchdringlich. »Eigensinniger, kleiner Dickkopf. Mit jedem Wort, das ich sage, wächst Ihre Abwehr gegen mich, stimmt’s? Damit erreiche ich vermutlich nur, dass Sie ihn aus Trotz heiraten. Entscheiden Sie selbst, ob Sie ihn haben wollen. Ich werde kein weiteres Wort mehr daran verschwenden.«
»Aber … aber ich würde gerne hören, was Sie mir sagen wollen.«
»Ich möchte nicht mehr darüber sprechen.«
»Bitte, Heath, wollen Sie mir nicht sagen …«
»Nein.«
Seine schroffe Abfuhr kränkte sie, als habe er ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen. »Wieso denn nicht?«, fragte sie aufbegehrend.
»Weil Sie Streit mit mir suchen und ich keine Lust dazu habe. Wieso streiten Sie nicht mit Daniel? Ihm hätten Sie widersprechen müssen, statt darauf zu warten, bis ich auftauche.«
»Ich habe nicht gewartet … Ach, ich will nicht mehr darüber reden. Sie geben mir das Gefühl, als …«
»Als was?«, hakte er rasch nach.
»Als sei ich ein kleines Kind und hätte etwas getan, das meinen Vater verärgerte … Damals war es nicht anders.
Ehe ich etwas erklären konnte, hatte er sich bereits ein Urteil darüber gebildet, warum ich es getan habe. Das ist ungerecht!«
Heath schüttelte lachend den Kopf. »ja, das ist ungerecht. Aber Sie zur Tochter zu haben ließ Ihrem Vater wohl keine andere Wahl, als sich solche Taktiken zuzulegen. Sie haben ihn doch meist um den kleinen Finger gewickelt und das wusste er genau.«
»Er ist ein guter Mann. Er ist zuverlässig, offen und ehrlich und er weiß genau, was er will.«
»Sie scheinen Ihrer Mutter sehr ähnlich sein.«
Lucy schmunzelte über seinen milden Spott. »Ich war zu jung, als sie starb, und erinnere mich nur schwach an sie.
Ich weiß nur, dass sie sehr schön war.«
»Das kann ich mir denken«, meinte er und zupfte spielerisch an einem Löckchen, das an ihrer Wange baumelte.
Seine Geste war unschicklich vertraulich, doch Lucy War zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt, um ihn zurechtzuweisen.
»Vater spricht nie über sie. Aber Mrs. Morgan, die mit ihr befreundet war, erzählte mir, dass meine Mutter
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