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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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äugte zu dem dicht aufsteigenden dunklen Qualm hinüber. Selbst ein Platzregen würde den Brand nicht mehr löschen.
    Es wurde wenig gesprochen, als der Wagen in die Richtung rumpelte, in die alle Menschen hasteten. Die drei Söhne der Hosmers saßen angespannt auf der Bank und fieberten erwartungsvoll dem großen Abenteuer entgegen, ohne die Besorgnis der Erwachsenen zu teilen. Lucy krallte die Finger um die Sitzbank, ihr kastanienbraunes Haar drohte sich im Fahrtwind aus dem Band zu lösen. Beim Anblick des Feuers entfuhr ihr ein erschrockener Laut.
    Das Haus der Emersons brannte lichterloh. Flammen schlugen aus dem Dachstuhl und dem obersten Stockwerk, schienen mit jeder Sekunde höher zu züngeln. Gewaltige Rauchwirbel stiegen empor und wogten in dichten Wolken über die Flammen. Auf dem Rasen vor dem Haus hasteten viele Helfer hin und her. Die Männer wagten sich noch ins Haus, um Möbel und Kleidung zu bergen. Feuerwehrleute bemühten sich nach besten Kräften, den Brand unter Kontrolle zu halten, der allerdings zu weit fortgeschritten schien, um noch viel zu retten. Vor dem Haus standen vier kräftige Apfelschimmel, unruhig mit den Hufen stampfend, die den Pumpenwagen gezogen hatten. Aus dem schwarzen Kessel der Dampfmaschine quollen dichte Rauchwolken, während die Pumpe Wasser aus dicken Schläuchen in die Flammen spuckte. Von den glänzenden Messingbeschlägen der Pumpe und den Speichen der rot lackierten Räder tropfte Wasser. Der Landauer der Hosmers kam hinter dem Feuerwehrwagen zum Halten. Auf Rasen und Gehsteig lagen Gegenstände, Papiere und Bücher verstreut.
    »Der arme Mann«, murmelte Mrs. Hosmer, deren rotes Haar von grauen Strähnen durchzogen. Ihre flinken, blauen Augen hatten nichts von ihrer Munterkeit in einem fünfzigjährigen, arbeitsreichen Leben eingebüßt. Lucy folgte ihrem Blick und sah Mr. Emerson vor dem brennenden Haus stehen. Graue Haarsträhnen klebten in seinem verschwitzten Gesicht, seine rußgeschwärzten Schultern waren eingefallen. »Es ist ein schwerer Schlag für ihn.«
    »Er hat gute Freunde, die ihm helfen«, meinte Lucas Caldwell beschwichtigend und half Lucy aus dem Wagen.
    »Die Emersons überleben den Schaden.«
    »Hoffentlich«, murmelte Lucy und lief zu den Frauen und Kindern, die vor einem Fenster im Erdgeschoss eine Schlange gebildet hatten, um Kleidung und Geschirr aus dem Haus weiter zu reichen und in Sicherheit zu bringen.
    Männer schleppten ächzend und schwitzend Möbelstücke aus dem Haus. Die Hitze im Haus musste unerträglich sein. Lucy, die einigen Meter entfernt im Freien stand, schlug die Hitze sengend ins Gesicht, als stünde sie mitten im August vor einem glühenden Ofen.
    »Hat jemand Mrs. Emersons Dokumentenkassette gesehen?«, fragte Daniels Schwester Abigail in die Runde. »Sie war in der Bibliothek. Es sind wichtige Papiere drin, Dokumente und Verträge.« Rasch wurde der Rasen nach der Kassette abgesucht, ohne dass sie gefunden wurde. Ein Moment der Stille und Unschlüssigkeit trat ein. Keine der Frauen wagte es, das Haus zu betreten.
    »Ich geh rein«, sagte Lucy entschlossen und band die Schleife ums Haar fester.
    »Aber es ist zu gefährlich …«
    »Noch nicht. Die Männer holen immer noch Sachen raus. Das Feuer ist noch nicht bis ins Erdgeschoss vorgedrungen.« Lucy rannte los, ehe sie jemand zurückhalten konnte, zog sich am Sims eines offenen Fensters hoch und schwang die Beine darüber. Das dunkle Zimmer war stickig heiß und mit beißendem Rauch gefüllt, der ihr das Atmen schwer machte. Von den oberen Stockwerken war das Prasseln der Feuersbrunst als ohrenbetäubendes, unheimliches Brausen zu hören.
    Sie konnte die heiße Messingklinke gerade noch anfassen, ohne sich zu verbrennen. Vorsichtig öffnete Lucy die Tür und schlüpfte in die Diele. Männer eilten geschäftig hin und her, um Gegenstände aus dem Haus zu schaffen.
    In der allgemeinen Hektik nahm niemand Notiz von ihr. Lucy drückte sich an der Wand entlang zur nächsten Tür, die zu ihrer Erleichterung in die Bibliothek führte. Der Qualm brannte ihr in den Augen, stieg ihr beißend in die Nase. Hustend tastete Lucy sich einen wuchtigen Tisch entlang und stieß gegen einen Stuhl. Ein Gegenstand fiel krachend zu Boden. Blinzelnd äugte sie durch die Rauchschwaden. Die Dokumentenkassette.
    Eilig bückte sie sich nach dem Metallbehälter, der sich sehr warm anfühlte, dann tastete sie sich zurück in die Diele, wo die Männer sich im ohrenbetäubenden Brausen und

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