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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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mehr hatte.
    »Ich möchte noch etwas trinken«, sagte sie leise.
    »Nein, Süße. Ich bringe Sie jetzt nach Hause, ehe Sie zu beschwipst sind, um sich an unser Gespräch zu erinnern.«
    »Ich bin eine erwachsene Frau. Ich entscheide selbst, was ich zu tun und zu lassen habe. Und wenn Ihnen das nicht gefällt vergessen Sie unser Gespräch. Ich bin es leid, mir sagen zu lassen, was …«
    »Schschsch.« Er nahm ihr das Glas aus der Hand und half ihr beim Aufstehen. Seine Berührung war leicht und seltsam trostspendend. Sie hatte das merkwürdige Gefühl, dass er wusste, was in ihr vorging. »Werfen Sie nicht alle Regeln auf einmal über Bord … lassen Sie sich damit Zeit. Sie können tun, was Ihnen behebt wenn wir verheiratet sind. Ich mache Ihnen keine Vorschriften. Fürs Erste aber bringe ich Sie nach Hause.«
    »Nur weil ich es will«, erklärte sie pedantisch. »Nicht weil Sie es mir befehlen.«
    »Ja, ich weiß«, meinte er sanft und führte sie zur Tür. Sie wollte ihm sagen, er habe kein Recht, sie wie ein kleines Kind zu behandeln, aber es war plötzlich wohltuend, wie ein Kind behandelt zu werden, mit dem man sanft und beschwichtigend redete. Heath war der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der sie nicht mit dem boshaften Funkeln der Verurteilung in den Augen ansah; der einzige, der sich nicht mit hämischer Schadenfreude an ihrer Schmach weidete. Ob er der Verursacher ihrer Schmach war oder nicht, schien ihr im Augenblick unwichtig. Was zählte, war einzig und allein die Tatsache, dass er die Wahrheit kannte. Und es war ihr ein Trost, dass es überhaupt jemanden gab, der ihr glaubte.
    »Gütiger Himmel …«, murmelte Lucy kopfschüttelnd. »Ich heirate einen Konföderierten. Das werden mir die Caldwells nie und nimmer verzeihen.«
    »Süße«, entgegnete Heath seelenruhig und seine Zähne blitzten weiß im gebräunten Gesicht. »Das ist nicht halb so schlimm wie die Tatsache, dass ich eine Yankee heirate.«
    »Sie haben doch hoffentlich nicht vor, je in den Süden zurückzukehren? Dagegen weigere ich mich entschieden.
    Einer der Gründe, warum ich Sie heirate, ist mein Wunsch, hier zu bleiben, das sage ich Ihnen gleich.«
    »Nein, ich gehe nie wieder zurück.« Seine Finger gruben sich schmerzhaft in das Fleisch ihres Arms. »Und das ist ein Versprechen, das ich niemals brechen werde.«
    »Sie tun mir weh«, beschwerte sie sich und entzog ihm ihren Arm, den er augenblicklich losließ. Lucy rieb die schmerzende Stelle. Seine Schulter war ihrem Gesicht sehr nah. Plötzlich sehnte sie sich danach, sich an diese starke Schulter zu lehnen, noch ein paar Tränen zu vergießen, ihre Wange an seiner breiten Brust zu bergen, seinen kraftvollen Herzschlag zu hören und sich vor dem Rest der Welt in der Geborgenheit seiner Arme zu verstecken.
    Doch irgendwo in ihr lag noch ein Rest Stolz verborgen, der ihr nicht gestattete, Trost bei ihm zu finden, und an diesen Stolz klammerte sie sich verzweifelt und schöpfte Kraft daraus. Zum ersten Mal in ihrem Leben begann sie zu begreifen, dass sie nicht ausschließlich auf andere Menschen angewiesen war, wie sie bisher geglaubt hatte.

Kapitel 5
    Das Kleid, das Lucy zu ihrer Hochzeit mit Daniel hatte tragen wollen, lag noch bei der Schneiderin. Lucy suchte das Atelier auf und betrachtete das unfertige Kleid wehmütig. Es sollte die prachtvollste Kreation werden, die eine Braut je auf ihrem Weg zum Altar in der Pfarrkirche von Concord getragen hatte. Doch nun war Lucys Traum vom schönsten Brautkleid zerplatzt wie eine Seifenblase. Sie hatte jedes Detail genau vor Augen: schimmernd weiße Seide, vorne schmal geschnitten, um ihre schlanke Figur zur Geltung zu bringen, im Rücken zu einer ausladenden Tournüre gerafft, verziert mit Kaskaden aus Orangenblütenzweigen. Der Saum wäre mit einem breiten Ornament glitzernder Pailletten bestickt worden, der Schleier ein duftiges Gebilde aus weißem Tüll, mit den goldenen Kämmen ihrer Mutter befestigt. Sie wäre eine atemberaubend schöne Braut gewesen, ganz Concord hätte sie bewundert und beneidet.
    Hätte sie dieses prachtvolle Kleid aber zur Hochzeit mit dem Südstaatler getragen, hätten die Leute sie mit Spott und Hohn überschüttet, wären noch giftiger über ihre Schmach hergezogen, hätten sich hämisch darüber mokiert, wie lächerlich sie sich herausputzte, als würde sie unberührt in die Ehe gehen. Erbittert entwarf Lucy mit der Schneiderin ein neues, weniger aufwendiges Kleid. Um keinen Preis aber wollte sie auf

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