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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Platz gemacht.
    »Ich möchte etwas trinken«, begann sie und stellte geistesabwesend fest, dass ihre Stimme nicht mehr zitterte. Sie fühlte sich bereits gestärkt, als habe ihr der Entschluss zu diesem Besuch ihr Kraft gegeben. Heath erhob sich, goss zwei Finger breit Whiskey in ein Glas und reichte es ihr. Lucy n ahm einen Schluck und krampfte ihre Finger um das Glas, als der Alkohol ihr wie flüssiges Feuer in den Magen lief. Seltsam – wie konnte sie das Feuer spüren, obwohl der Eisblock in ihrem Innern nicht geschmolzen war? »Seit einer Woche werde ich von der ganzen Stadt geächtet«, sagte sie bitter, nahm einen zweiten Schluck und hustete. »jeder Mensch, den ich kenne, begegnet mir mit Hass und Verachtung. Mein Vater eröffnete mir, ich könne nicht länger bei ihm bleiben. Das Geschäft leidet darunter … Sie verstehen.« Sie erwähnte Daniel mit keinem Wort. Die Tatsache, dass sie Heath aufsuchte, gab hinlänglich Aufschluss über Daniels Verhalten. »Sie sagten mir einmal, die Hölle sei ein kalter Ort. Wie Recht Sie hatten.«
    Heath schwieg, nahm den Schürhaken zur Hand und schob ein dickes Holzscheit in die Glut. Der Widerschein der Flammen beleuchtete eine Seite seines Gesichts, ließ die andere mit der Narbe im Schatten. Er trug eine ausdruckslose Miene zur Schau, wollte ihr seine Gedanken nicht verraten. Er wusste, dass irgendwo unter Lucys Niedergeschlagenheit ein mächtiger Zorn glühte, der sich vorwiegend gegen ihn richtete. Er wusste, dass es sie mit Bitterkeit erfüllte, seine Hilfe anzunehmen. Doch er und sie und die ganze Stadt wussten, dass es keinen anderen Ausweg für sie gab, es sei denn, sie wollte ihrer Heimat den Rücken kehren, ihrer Familie und ihrem gewohnten Leben. Heath wusste aus eigener Erfahrung, was das bedeutete. Mein Gott, er hatte sie begehrt aber nicht auf diese Weise – nicht mit ihrem Hass. Er wollte auch nicht ihre Dankbarkeit in dem Gefühl, sie schulde ihm etwas, die sie ihm später möglicherweise entgegenbringen würde. Es fiel ihm unsagbar schwer zu akzeptieren, dass ihm wieder einmal ein sehnlicher Wunsch nur mit einem gehörigen Schuss Bitterkeit erfüllt wurde.
    »Ich habe über Ihr Angebot, mich zu heiraten, nachgedacht«, fuhr Lucy fort und ihre Stimme klang wie die einer Fremden. »Ist es nicht komisch, dass Sie der einzige Mensch in dieser Stadt sind, der mein Ansehen noch zu retten vermag, obwohl Sie es waren, der einen Großteil dazu beitrug, meinen Ruf zu ruinieren? Wenn Ihr Angebot noch gilt, nehme ich es an. Wenn nicht, gehe ich nach Connecticut zu meinem Onkel und meiner Tante. Im Grunde genommen ist es mir einerlei, welche Lösung ich wähle. Sie müssen sich also meinetwegen nicht zum Märtyrer machen.«
    »Nein. Ich habe den Eindruck, das kann ich getrost anderen überlassen«, versetzte Heath, doch Lucy weigerte sich, auf seinen Seitenhieb zu reagieren.
    »Dann stehen Sie also zu Ihrem Angebot?«, fragte sie.
    Er schwieg und es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bevor er antwortete. »Nur, wenn Sie ein weißes Hochzeitskleid tragen.«
    »Worauf Sie sich verlassen können«, entgegnete sie eigensinnig. »Es ist mein gutes Recht,… obwohl die ganze Stadt sagen wird, blutrot wäre die passendere Farbe.«
    »Cinda …«, begann Heath bedächtig und seine Augen suchten forschend in ihrem Gesicht. »Sie geben sich einem Mann hin, der Sie ruiniert hat.«
    »Sie tragen daran nicht allein die Schuld«, antwortete Lucy nach langem Zögern. Dann trank sie den Rest Whiskey, der den harten Knoten in ihrer Kehle aufgelöst hatte und fügte kalt hinzu: »Schließlich habe ich mich nicht kreischend und um mich schlagend gegen Sie gewehrt. Das ist meine Last … den Rest können meinetwegen Sie tragen.«
    »Ich halte nichts von Lasten, die man ein Leben lang mit sich schleppt … genauso wenig wie von einem Martyrium«, versetzte Heath und in seinen Augen funkelte milder Spott. »Da Sie anderer Meinung zu sein scheinen, hoffe ich, ausreichend Strafe für Sie zu sein.«
    Lucy fühlte sich von einem kleinen Stich durchbohrt und blickte in ihr leeres Glas. Er wusste also, dass sie ihn heiratete, um sich selbst zu bestrafen. Wieso nahm er das auf sich? In seinem Gesicht war kein Mitleid zu lesen, nur ein Anflug von Ironie und vielleicht eine Spur Verständnis. Sie versuchte, sich eine Zukunft mit ihm vorzustellen, ein Leben an seiner Seite, vermochte aber nur nebelhafte Dunkelheit zu erkennen. Doch dann ermahnte sie sich, dass ihre Zukunft keine Bedeutung

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