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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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selbst. Sogar Reverend Reynolds, der schon Hunderte von Trauungen vollzogen hatte, musste seine beschlagene Brille abnehmen und sich den Schweiß von der Stirn tupfen.
    »Ist etwas nicht in Ordnung, Herr Pfarrer?«, erkundigte Heath sich höflich.
    »Ich … habe noch nie einen Südstaatler getraut«, war seine entschuldigende Antwort, die Lucy erzürnte. Gütiger Himmel, wieso redeten alle vom Südstaatler, als heirate sie ein Wesen aus dem Urwald?
    »Keine Sorge«, meinte Lucy spitz. »Ich vermute, sie benutzen die gleichen Worte wie wir, selbst wenn sie diese anders betonen.«
    Heath hatte Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken. Für ein behütetes Mädchen aus Neuengland hatte Lucy Caldwell ein ziemlich aufsässiges Temperament und das war gut so, denn der Gedanke an eine gefügige, unterwürfige Ehefrau war ihm zuwider. Und ihre Erbitterung darüber, ihn heiraten zu müssen statt den vornehm tuenden Beau aus angesehener Familie, erheiterte ihn. Kleine Heuchlerin, dachte Heath spöttisch. Käme er aus einer alten Bostoner Familie mit angesehenem Namen, hätte sie Daniel Collier fallen gelassen und wäre ihm freudig in die Arme gesunken. Die Anziehung zwischen ihnen war von der ersten Sekunde an da gewesen, obwohl es ihn noch einige Mühen kosten würde, bis sie sich das eingestand.
    Nun blickte Lucy zu ihm auf, ein herausfordernde Funkeln in den Augen, ob er ein Wort über ihre spitz Bemerkung sagen würde. Doch Heath lächelte nur achselzuckend, als habe er sich bereits mit der seltsamen Art der Yankees abgefunden.
    Verwirrt achtete. Lucy kaum auf das, was geschah. So wie aus ihrer prachtvollen Hochzeitsrobe ein schlichte Kleid geworden war, wurde die glanzvolle Hochzeit Z einer kurzen, sachlichen Formalität. Die Gelöbnis wurden gesprochen, die Ringe getauscht unter aufbrausenden, mächtigen Orgelakkorden, von der Gemahlin des Reverends hingebungsvoll und mit großem Pathos vorgetragen. Lucy blieb kaum Zeit, den breiten Goldreif an ihrem Ringfinger zu betrachten, als Heath ihr das Kinn hob und ihr einen keuschen Kuss auf die Lippen drückte.
    Es war geschehen. Ihr Traum von einem Leben an Daniels Seite war wie eine Seifenblase zerplatzt. Sie hatte einem anderen ihr Jawort gegeben, ihr Schicksal lag in der Hand eines Fremden. Während Heath die Glückwünsche des Reverends entgegennahm, verließ Lucas Caldwell die Kirche, um die Equipage vorzufahren. Lucy beugte sich zu der kleinen Tochter der Reynolds und gab ihr das Hochzeitsbouquet, das die Kleine mit beiden Händchen festhielt. Im Aufrichten wandte sie sich an Mrs. Reynolds, in deren rundem Gesicht sich bei Lucys traurigen Augen ein Anflug von Mitleid spiegelte. »Eine Braut sollte kein so ernstes Gesicht machen, Kindchen«, flüsterte sie aufmunternd. »Er scheint ein rechtschaffener Mann zu sein, bei dem Sie es gut haben werden.«
    Lucy nickte stumm, während ein Knoten ihr die Kehle zuschnürte und die Pfarrersfrau fortfuhr: »Das Leben ist oft anders, als wir erwarten …«
    »Ich weiß. Vielen Dank, Mrs. Reynolds.«
    Lucy hatte sie schroffer als beabsichtigt unterbrochen. Mrs. Reynolds schwieg erschrocken und gekränkt. Lucy spürte Heath’ Finger, die sich schmerzhaft in ihren Oberarm drückten. Entrüstet blickte sie zu ihm hoch, doch er lächelte Mrs. Reynolds charmant an. »Wir sind Ihnen für Ihre Freundlichkeit dankbar, Madam«, sagte er in seinem gedehnten Singsang und Mrs. Reynolds Gesicht hellte sich wieder auf. Lucy begriff nicht, wieso er sich die Mühe machte, da ihm kaum etwas an der Gemütsverfassung von Mrs. Reynolds liegen konnte. »Sie haben uns die Feier mit Ihrem wunderschönen Orgelspiel zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht.«
    »Aber Mr. Rayne«, wehrte die rundliche Pfarrersfrau geschmeichelt ab, »ich habe nur die Orgel gespielt …«
    »Und Sie haben uns mit Ihrer Anwesenheit beehrt.« Heath verneigte sich höflich. Mit seiner Freundlichkeit sicherte er sich große Sympathien bei Mrs, Reynolds. Dann steuerte er Lucy mit eisernem Griff den Mittelgang entlang.
    »Ich bekomme einen blauen Fleck!«, zischte sie erbost. Er lockerte seinen Griff ein wenig, ohne seine Schritte zu verlangsamen.
    »Wenn du dein aufbrausendes Temperament nicht zügelst, wirst du noch mehr blaue Flecke bekommen. Wenn du wütend auf mich, Daniel oder auf deinen Vater bist, hast du noch längst kein Recht eine freundliche ältere Dame vor den Kopf zu stoßen, die nur versucht, dich ein wenig aufzumuntern.«
    Sie waren an der Kutsche angekommen

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