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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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mit gleichem Feuer, ohne einen Gedanken an gestern oder morgen zu verschwenden. Sie bemerkte nicht, wie die Lampe niederbrannte und verlöschte. Sie ließ sich vom Dunkel der Nacht einhüllen, vom Wachtraum der Sinneslust berauschen, einer Betörung, die erst im Morgengrauen abflauen würde. Mit jeder zärtlichen Berührung machte Heath sie zu einem Teil von sich selbst und in den Stunden nach Mitternacht b ann sie zu ahnen dass er ihr weit mehr genommen hatte als nur ihre Unschuld.

Kapitel 7
    Von Fragen gequält, auf die sie keine Antworten wusste beschäftigte Lucy sich den ganzen Tag mit kleinen Aufgaben und grübelte über ihre Situation nach. Zu ihrer Enttäuschung hatte Heath das Haus bereits verlassen, als sie aufwachte, aber sie war auch froh, allein mit ihren Gedanken zu sein. In der letzten Nacht hatte sich alles geändert. Heath hatte ihr viele Illusionen genommen, obwohl es eine Lüge gewesen wäre zu behaupten, sie hätte kein Vergnügen mit ihm gehabt – und das war verblüffend, da sie so lange geglaubt hatte, der einzige Mann, den sie begehrte, sei Daniel. Waren ihre Empfindungen für Daniel nichts als Gewohnheit? War dieses gegenseitige Verstehen nur eine Art Bequemlichkeit, das sie daran hinderte, ihr Herz einem anderen Mann zu öffnen? Ich hatte ihn sehr gern, beschwor sie sich von Zweifeln geplagt, die sie sich bislang nicht eingestanden hatte. Ich habe ihn immer noch gern. Aber war es wirklich Liebe oder nur Sympathie, die sie mit Liebe verwechselt hatte?
    Nun begann sie, Gefühle für ihren Ehemann zu entwickeln, die sie nicht erwartet hatte, da Heath ein unzuverlässiger, sprunghafter und schwieriger Charakter war. Auch wenn er das Gegenteil behauptete, setzte er meist seinen Kopf durch und hatte keine Skrupel, Höflichkeit, Sitte und Anstand über Bord zu werfen, wenn sie ihn daran hinderten, seine Ziele zu erreichen. In ihm wohnten zwei Seelen. Er konnte ein gewissenloser Schurke sein und dann wieder ein reizender, charmanter Gentleman. Die Kunst des Umgangs mit den zwei Seiten seines Wesens hatte sie noch nicht gelernt.
    Heath kam ziemlich spät abends nach Hause. Er wirkte erschöpft und müde, strahlte aber auch eine mühsam beherrschte Energie aus; etwas wie Triumph schien ihn zu beflügeln. An diesem Tag war etwas Besonderes vorgefallen – das wusste Lucy. Sie hatte eine Ahnung, dass ihr nicht gefallen würde, was er ihr zu erzählen hatte.
    »Wir müssen miteinander reden, Lucy.«
    »Bringst du gute oder schlechte Nachrichten?«
    »Das hängt vom Blickwinkel ab.«
    »Das klingt nicht sehr viel versprechend.«
    Heath wies mit einem dünnen Lächeln zum Sofa. »Setz dich. Es wird ein längeres Gespräch.« Sein Blick, die Gefasstheit seiner Stimme, alles deutete, darauf hin, dass er ihr eine wichtige Eröffnung zu machen hatte.
    »Ein Gespräch? Worüber?«
    »Über all die Verhandlungen, die ich in Boston geführt habe. Ich hätte früher mit dir darüber reden sollen, doch je länger ich damit wartete, desto schwerer fiel es mir, dir alles zu erklären … und da die Dinge zwischen uns nicht zum Besten standen, schob ich eine Aussprache vor mir her.«
    »Verstehe«, meinte Lucy und setzte sich. War ihr anfänglicher Verdacht doch begründet? Gab es eine andere Frau in Boston? Der Gedanke war zu schmerzlich, um sich näher damit zu befassen.
    Heath setzte sich neben sie, nahm ein leeres Glas zur Hand und drehte es zwischen den Fingern. »Ich war nicht sicher, wie es mit uns weitergehen würde, also fand ich es klüger abzuwarten. Nun aber duldet die Sache keinen Aufschub.«
    Lucy nickte bedächtig. Wollte er mit ihr über eine andere Frau sprechen? War er so grausam, ihr das nach der vergangenen Nacht zu gestehen? »Hast du schon mal den Boston Examiner gelesen?«, fragte er unvermittelt.
    Die Frage kam so unerwartet, dass Lucy ihn verständnislos anstarrte. »Was? Ich … nein, ich denke nicht …«
    »Ich habe alle Zeitungen in der Gegend genau studiert. Der Herald hat die höchste Auflage, etwa neunzigtausend Leser … und das Journal etwa die Hälfte. Dann kommen die übrigen, deren Auflage siebzehntausend nicht überschreitet. Der Examiner steht etwa an dritter Stelle, ein knapper dritter Platz.«
    Zeitungen. Er redete mit ihr über Zeitungen. Was hatten Zeitungen mit ihr zu tun? »Das ist ja interessant«, meinte sie pflichtschuldigst. Heath schmunzelte über ihren Mangel an Begeisterung.
    »Der Examiner wird vom Herald und dem Journal schwer unter Druck gesetzt. Die

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