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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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nicht geschaffen bist. Und sie haben dich davon überzeugt, dass du das ebenfalls willst. Aber du hast immer wieder versucht, aus dieser kleinen Welt auszubrechen … Als du im Winter versucht hast, den Fluss zu überqueren. Denk an deine ständigen Auseinandersetzungen mit Daniel. Meinst du, ich weiß nicht, dass deine Beziehung zu mir ein Akt des Widerstands gegen deine Familie und deinen Bekanntenkreis war und all das, was man dir aufzudrängen versuchte?«
    »Was weißt du schon von mir!« Lucy sprang auf die Füße und wich ein paar Schritte zurück.
    »Ich weiß, dass du nicht dafür geschaffen bist, in einem netten kleinen Haus zu wohnen, dich mit nichts anderem zu beschäftigen als mit deiner Handarbeit und deinen Clubabenden mit den Klatschbasen von Concord und nur von Dingen zu träumen, die du nie sehen und nie tun wirst. Nie in deinem Leben hat jemand etwas anderes von dir verlangt, als brav und sittsam zu verharren. Ich aber will mehr von dir.«
    »Du willst mich nur aus meiner Heimatstadt und von den Menschen, die mir etwas bedeuten, fortbringen.«
    »Gütiger Himmel, Cinda, ich rede doch nicht davon, zum Nordpol zu ziehen! Boston ist nicht so weit weg!«
    »Boston ist eine Großstadt voller fremder Menschen. Dort kenne ich niemand …«
    »Tatsache ist, dass dir keine andere Wahl bleibt. Wir ziehen nach Boston … in zwei Tagen.«
    »In zwei Tagen!«, wiederholte sie fassungslos. »Die Verträge wurden heute unterzeichnet. Die neue Ausgabe des Examiner erscheint am Montag. Morgen sehe ich mir ein Haus auf Beacon Hill an und wenn es mir zusagt, ziehen wir sofort ein. Falls nicht, wohnen wir so lange im Hotel, bis wir das richtige Haus …«
    »Du kannst nach Boston ziehen«, unterbrach sie ihn und blickte ihm aufsässig ins Gesicht. Ihre Stimme klang ruhig und sehr entschieden. »Du kannst mich am Wochenende besuchen … oder es sein lassen. Wie du wünschst. Ich jedenfalls bleibe hier.«
    Er fixierte sie kühl, als messe er ihre Entschlossenheit. In seinen Augen glühte ein gefährlicher Funke. »Den Teufel wirst du tun.«
    »Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du mich nicht zwingen kannst, von hier fortzugehen.«
    »Wieso bist du so versessen darauf, hier zu bleiben? Wovor hast du Angst? Oder willst du nur hier bleiben, um Sally und Daniel das Leben schwer zu machen?«
    »Das hat nichts mit Daniel zu tun. Ich gehe nicht nach Boston … Ich verlasse dich, wenn du versuchst, mich zu zwingen.« Mit ihrer unbedachten Drohung beging Lucy einen schweren Fehler. Statt ihn zum Einlenken zu bewegen, verhärtete Heath sich.
    Seine Gesichtszüge gerieten zur starren Maske.
    »Du kommst mit mir und wenn ich dich verschnürt im Güterwaggon mitschleppen muss.«
    »Bei der nächsten Gelegenheit entwische ich dir und fahre zurück. Du kannst mich nicht zwingen, bei dir zu bleiben! Du kannst mich nicht zwingen, mit dir zu leben!«
    Heath war mit zwei langen Sätzen bei ihr, packte sie am Handgelenk und hielt ihr den Finger, an dem der breite Goldreif blitzte, unter die Augen. »Siehst du das? Ich kann dich verdammt noch mal zu einer Menge zwingen, wozu du keine Lust hast. Dieser Ring ist der Beweis für einen Vertrag, den wir miteinander geschlossen haben.
    Davor kannst du dich nicht drücken.«
    »Ein Vertrag kann gebrochen werden«, entgegnete sie zornrot im Gesicht.
    »O nein, das kann er nicht.« Er festigte seinen Griff, bis er schmerzte. »Du hast mir Treue geschworen. Du kommst mit mir.«
    »Das gibt dir kein Recht, mich zu misshandeln!«, schrie sie schrill. Heath lockerte seinen Griff und sie entriss ihm ihre Hand. Schwer atmend starrten sie einander feindselig in die Augen.
    »Du bist meine Frau. Du hast mir dein Jawort gegeben, die Ehe mit mir zu führen, und daran wirst du dich halten.«
    »Ich habe nicht versprochen, mein Leben nur wegen einer blödsinnigen Laune von dir aufzugeben!« Lucy warf einen hasserfüllten Blick auf den Stapel alter Zeitungen, all die unseligen Erinnerungen, ein Stück Zeitgeschichte, das ihr abgrundtief verhasst war. »Alles wegen einer Zeitung. Du ruinierst mein Leben, nur damit ein paar Leute deine Zeitung zum Frühstück lesen können.«
    »Was für ein Leben? Nennst du das ein Leben, dich hier die nächsten fünfzig Jahre zu vergraben und vor der Welt zu verschließen?«
    In aufwallendem Zorn packte Lucy den Stapel Zeitungen und warf ihn ins Kaminfeuer. Ihr Busen wogte erregt auf und ab, als sie zusah, wie die Ränder der vergilbten Seiten zu glimmen begannen. Und

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